Mein Eindruck:
Wow, was für eine märchenhafte Erzählung! Die schöne Undine von Friedrich de la Motte Fouqué hat mich wirklich verzaubert. Die Geschichte sprüht vor Fantasie, und ich konnte richtig in diese magische Welt eintauchen!
Sprache und Stil:
Die Sprache ist einfach wunderschön – historisch und vornehm, aber trotzdem leicht zu lesen. Mir war, als ob jedes Wort perfekt gewählt ist. Die Figuren sind schnell und klar gezeichnet und tragen dennoch Ambivalenzen in sich: Zum Einen haben wir die eigenwillig-dunkle und gleichsam liebliche Undine, die mir direkt ans Herz wuchs und nicht nur mir - auch ihren liebevollen Pflegeeltern, die sie erziehen und lieben, wie ihr eigenes Kind. Und dann kommt Huldbrand ins Spiel, der heimliche Held der Geschichte – ein junger Ritter, der Gast dem kleinen Fischerhäuschen von Undines Pflegeeltern wird...
Als Liebhaberin von Meerjungfrauen, gefielen mir nicht nur die Wassergeister selbst, auch die Wassermetaphorik nimmt zu meiner Freude einen großen Platz in de la Motte Fouqués Novelle ein.
Die Liebesgeschichte:
Die Liebesgeschichte inspirierte Hans Christian Andersen zu seiner kleinen Meerjungfrau. Und trotz so mancher Parallele werden in beiden Märchen ganz eigene Geschichten erzählt. Die Liebesgeschichte zwischen Undine und Huldbrand ist einfach wundervoll. Würde man diese mit heutigen Schlagworten aus der BokTok-Szene versehen, würden die Tropes "instalove" und "love triangle" fallen. Die Fantasie des Lesers wird angeregt, sich Huldbrand als den idealen schönen Ritter und Undine als die bildschöne Wassernixe vorzustellen, und man fiebert mit, wie sich ihre Beziehung entwickelt. Es ist romantisch, tragisch und voller magischer Momente!
Spannung und Plot:
Was mich überrascht hat, war, wie viel Spannung auf 74 Seiten aufgebaut wurde! Es gibt viel mehr Plot Twists und unerwartete Wendungen, als ich es von dieser kurzweiligen Erzählung gedacht hätte. Der Autor schafft es, die Handlung immer wieder in neue Bahnen zu lenken, und das hält einen richtig bei der Stange - obwohl Undine ihr Schicksal ziemlich zu Beginn auf dem Silbertablett serviert.
Natur und Wasser:
Neben den bereits angesprochenen Wassermetaphern, spielt auch die Natur als Solches eine große Rolle, fast wie ein eigener, lebendiger Charakter. Die Beschreibungen sind so anschaulich und plastisch, dass ich die rauschenden Wellen und den mysteriösen Wald förmlich vor mir sah. Und die Verszeilen, die hin und wieder auftauchen, sind wie kleine poetische Highlights, aber der de la Motte Fogué soll wohl auch ein Dichter gewesen sein...
Empfehlung:
Für mich ist Undine ein wahrer Schatz. Es verbindet Romantik, Fantasie und Spannung auf eine Weise, wie man sie bedauerlicherweise nur mit Mühe findet. Undine ist eben eine echte Perle! ;-) Ich empfehle die Novelle wärmstens und keinesfalls nur Freunden der Wasserwelt!