Rezension zu "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal" von Jean Paul
Ein merkwürdiges Büchlein: Kommt daher wie eine Novelle, ist aber kaum mehr als eine Skizze, hat eine veraltete und verkomplizierte Sprache, die den Lesefluss stört, die volle Konzentration verlangt, und doch bleibt da etwas hängen. Im Titel ist die Rede vom 'Leben' und doch fehlt der Hauptteil, denn berichtet wird nur von den jungen Jahren und dem Tod, von der Zeit als Lehrer ('Schulmeisterlein') hingegen so gut wie nichts. Die "Weihnacht-, Kirchweih- und Schulfreuden" verschiebt der Erzähler auf ein "Posthumus von Postskript, das ich nachliefere, aber heute nicht!" Lange war der junge Wuz in jede Frau verliebt und verlor sich in Spinnereien. Da er keine Bücher hatte, las er die Titel und schrieb sich die Werke dann selbst, baute sich so eine Bibliothek auf, die vor allem auf seinem eigenen Leben basiert und verbrachte die Zeit in Selbstverblendung. Er lebte für das Jetzt, erfreut sich an der Gegenwart. Dann traf er Justel und alles wurde anders. Das findet man entweder herrlich verrückt oder total versponnen.
Die Sprache ist überaus poetisch und regt zum Mehrfachlesen an. Zudem ist das Buch so ungewöhnlich, dass man es wohl selber gelesen haben muss, um den hintergründigen Humor vollends zu erkennen. Daher zum Abschluss ein Zitat zu einem Maitag als er schon verliebt ist: "Der tagende Traum rückte ihn sanft, wie die lispelnde Mutter das Kind, aus dem Schlaf ins Erwachen über, und er trat mit trinkender Brust in den Lärm der Natur hinaus, wo die Sonne die Erde von neuem erschuf und wo beide sich zu einem brausenden Wollustweltmeer ineinander ergossen. Aus dieser Morgenflut des Lebens und Freuens kehrte er in sein schwarzes Stübchen zurück und suchte die Kräfte in kleinern Freuden wieder. Er war da über alles froh, über jedes beschienene und unbeschienene Fenster..." In diesem Stil ist die ganze Geschichte verfasst.