Rezension zu Tagebücher 1982 - 2001 von Fritz J. Raddatz
Rezension zu "Tagebücher" von Fritz J. Raddatz
von Ritja
Rezension
Ritjavor 11 Jahren
Wie fange ich an? Man sollte Fritz Raddatz und die deutsche Literatur ein wenig kennen, sonst fühlt man sich wohl bald verloren zwischen den Damen und Herren der Literatur, des Journalismus und der Verlagshäuser. Raddatz schafft mit seinen Tagebüchern einen unglaublich interessanten und spannenden Einblick in die Welt der Literatur und der Verlage. Viele bekannte Namen tauchen in seinem Leben auf und er zeigt recht schonungslos deren wahres Gesicht. Hart und präzise geht er dabei vor. Die kleinen und großen Intrigen werden aufgezeigt, die manchmal hochgelobten Autoren bekommen durch ihn eine menschlichere Seite und wirken dadurch nicht mehr allzu distanziert und entfernt. Viele Macken und Eigenarten einiger Autoren z.B. Grass, Gaus, Brasch und Kempowski schreibt er nieder...manchmal regt er sich auf und manchmal sorgt er sich, um seine guten Freunde. Oft wirkt er unsicher und mit sich hadernd, wenn er wieder über Macht, Geld, Liebe und Tod nachdenkt. Seine große Liebe hat er verloren und selbst nach Jahren bedrückt ihn das Geschehene. Er macht sich Gedanken über die Entwicklung, über die Auswirkungen des Mauerfalls (denn er ist ein DDR-Ausreisender) und was mit ihm passiert, wenn er mal nicht mehr schreiben kann oder keiner ihn mehr lesen will. Immer kämpft um seine Anerkennung und den Respekt für seine Arbeit. Das Buch war für mich sehr interessant und durch Herrn Raddatz habe ich so manches jetzt besser verstanden (in selten steht es in dieser ehrlichen und direkten Form in der Zeitung). Wer sich nicht vor den vielen Seiten scheut, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Eine bisher (für mich) unbekannte und spannende Sicht auf die Literatur- und Verlagswelt.