Grandios
Sehr viel wurde schon über Frida Kahlo geschrieben. Über ihr Leben, ihre Bilder und ihre Liebschaften gibt es wahre und weniger wahre Geschichten. In ihrem Werk gewährt sie Einblicke in ihre eigene Seele und bietet viel Platz für Interpretation. Wer das Glück hatte, sie persönlich zu kennen, konnte sich ihrem rauen Charme nicht entziehen. Dass es Leo Trotzki genau so ergangen ist, ist kein Geheimnis.
Gérard de Cortanze, französischer Schriftsteller und Kenner des Lebens und Werks Frida Kahlos hat einen wunderbaren Roman geschrieben, in dem sie und Leo Trotzki die Hauptrollen spielen. In "Los amantes de Coyoacán" (französischer Originaltitel "Les amants de Coyoacan") erzählt er die Liebesgeschichte zwischen der feurigen Mexikanerin und dem ruhigen und naturverbundenen Revolutionär.
Diese geheime Liebe hat die beiden Persönlichkeiten beeinflusst und inspiriert. Diese Liebe ist mit der Zeit zu einer Amour fou geworden, die sie beide gleichermaßen bereicherte und quälte, die sie beflügelte und versklavt.
Gérard de Cortanze gelingt in diesem Roman alles: authentische Charaktere, Orte und Gefühle. Eine explosive Frida, einen verzweifelter Trotzki und einen cholerischen Diego Rivera. Leidenschaft pur in der bunten, außerordentlichen Mexiko-Stadt. Dialoge, die mal Herzklopfen, mal Lachanfälle verursachen. Und am Ende ein bleibender Eindruck, Bilder, die prägen, und die Lust, mehr, eigentlich alles, über diese bemerkenswerten Figuren zu erfahren.
Sicherlich bedanke ich meine Begeisterung dem mexikanischen Übersetzer Eric Reyes Roher (so ein Glück, ein Mexikaner!), der dieses Buch ins Spanische übersetzt hat. Mit Herz und mit Intelligenz.
Warum dieses Buch noch nicht ins Deutsche übersetzt worden ist, ist eine Frage, auf die ich keine Antwort finde. Ich hoffe, dieser Umstand wird schnell geändert. So lange das nicht passiert, verpassen viele Deutschsprachigen ein grandioses Werk.
Rezension zu "Los Amantes de Coyoacan" von Gérard de Cortanze