Der Beitrag von Mittelalter und Früher Neuzeit zur Industrialisierung
von WinfriedStanzick
Rezension
Dieses anschauliche, mit vielen Illustrationen und Abbildungen versehene und sehr verständliche Buch des in Cottbus lehrenden Technikhistorikers Günter Bayerl gibt einen hervorragenden Überblick über die Vorläufer der heutigen Industrie- und Technikwelt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit
Nach einer Einführung, in der er die verschiedenen Phasen des Zeitraums, den sein Buch abdeckt, eingrenzt (Frühmittelalter 5.-10. Jahrhundert, Hochmittelalter 11.-13. Jahrhundert, Spätmittelalter 14. und 15. Jahrhundert und Frühe Neuzeit 16.-18. Jahrhundert) reflektiert er in einem faszinierenden Essay über die Technische Intelligenz in Praxis und Theorie, von der Technik zum „höheren Ruhm Gottes“ bis zur der technischen Intelligenz in der Frühen Neuzeit, die viele der heutigen Standards vorbereitet hat.
Es folgen die beiden Hauptteile des Buches:
* Technik definiert Räume und Lebensverhältnisse
Hier geht es um die Landwirtschaft und den Wald als Lebensraum, den Modernisierungsraum der
Stadt und die Vernetzung im Raum durch Infrastruktur, Kommunikationsrevolution und Fernhandel
* Vom Handwerk zur Manufaktur – die lange Vorgeschichte der Industrialisierung
Hier werden die Entstehung des Gewerbes aus dem bäuerlichen Heimwerk beschrieben, die
Mühlen und der Wasserbau als technologisches Kernsystem und der Zusammenhang von Metallen
und Macht (Waffenprodution!)
Ein abschließender Essay reflektiert die Umbruchzeiten und fasst den Beitrag von Mittelalter und Früher Neuzeit zur Industrialisierung noch einmal zusammen.
Besonders hat mir aus heutiger Sicht gefallen dass der Autor dem Faktor Zeit, dem immer schneller werdenden Rhythmus der Erfindungen eine ganz besondere Aufmerksamkeit widmet. Dieses Phänomen ist offenbar so alt wie die Technik selbst und hat sich in der Gegenwart nur noch einmal potenziert.