Jede einzelne Zeile auf den 200 Seiten habe ich schwer genossen.
Geschrieben und angesiedelt in der DDR von 1974/75, zeigt Kunert am Beispiel eines Paares welche Auswirkungen eine unbedacht gemachte Bemerkung in der Öffentlichkeit bereits haben konnte. Der Protagonist zitiert den frz. Philosophen Montaigne während er in einem Intershop für seine Frau ein Geburtstagsgeschenk ersteht. Er wird denunziert. Die Staatssicherheit wird aufmerksam. Er gerät in Verdacht verbotenen Kontakt zu Ausländern zu haben.
Man merkt dem Roman an, dass Kunert vor allem Lyriker war. Mit ironisch-überspitzter Feder zeigt er wie schnell sich eine alltäglich-harmlose Begebenheit in eine absurd gefährliche Situation verwandeln kann.
Die Sprache ist sehr verspielt, sehr dicht, sehr subtil und sehr ironisch. Darauf muss man sich erst einmal einlassen wollen/können. Es ist kein Buch, welches man eben mal so weg liest. Aber das will man auch gar nicht, dazu ist es viel zu amüsant.