Gabriel Heim

 4 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Geboren 1950 in Zürich, Studium an der Münchner Filmhochschule, Autor, Regisseur und Produzent von Dokumentarfilmen, Reportagen und preisgekrönten Programmen für die ARD und das Schweizer Fernsehen. Programmleiter beim WDR-Fernsehen, dann Fernsehdirektor des neu gegründeten Rundfunks Berlin Brandenburg. Bei Lübbe erschienen: „Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus. Eine Mutterliebe in Briefen“ (2013)

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? (ISBN: 9788872838730)

Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?

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Neu erschienen am 08.08.2023 als Gebundenes Buch bei Edition Raetia.

Alle Bücher von Gabriel Heim

Cover des Buches Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? (ISBN: 9788872838730)

Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?

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Erschienen am 08.08.2023
Cover des Buches Diesseits der Grenze (ISBN: 9783856169237)

Diesseits der Grenze

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Erschienen am 01.01.2020

Neue Rezensionen zu Gabriel Heim

Cover des Buches Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? (ISBN: 9788872838730)
Babsi123s avatar

Rezension zu "Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?" von Gabriel Heim

Nicht leicht zu lesen
Babsi123vor 5 Stunden

Meine Rezension zu " Wer sind sie wirklich,  Herr Gasbarra? " von Gabriel Heim. 


Mein Fazit: Das Cover sieht sehr edel aus und zeigt den Hauptprotagonisten in jungen Jahren. Ein eindrucksvolles, ausdrucksstarkes, bewegendes Buch über Felix Gasbarra. Es ist nicht leicht zu lesen und am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten, aber ich bewundere den Autor für seinen Mut. Ist es eine Abrechnung mit dem" berühmten" Vater? Nein! Es ist eine Suche nach der Wahrheit, warum ihn sein Vater nicht geliebt und anerkannt hat. In nicht einer Zeile verurteilt er seinen Vater, möchte nur verstehen WARUM. Der Autor bringt uns das Leben von Felix Gasbarra aus unterschiedlichen Perspektiven näher und er ist nicht gerade ein Sympathieträger. Ein fanatischer Kommunist, Faschist, ein Mann, der das Leben genießt und sich nimmt, was er will. Ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer. Seine Liebe zwischen seiner ersten Frau Dora und seiner Geliebten Ilse, der Mutter des Autors ist sehr bewegend. Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Schreibstil des Autors ist sehr anspruchsvoll, aber überzeugend und zum Teil sehr bewegend. Eine Geschichte voller Überraschungen, Emotionen und großen Gefühlen.


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Cover des Buches Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? (ISBN: 9788872838730)
Judithas avatar

Rezension zu "Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?" von Gabriel Heim

Die eine Wahrheit gibt es nicht
Judithavor 8 Stunden

Ich habe das Buch ausgewählt, weil es mich an meine eigenen Vater-Tochter-Beziehung und die Suche nach der Vater-Wahrheit erinnert hat. Wie würde ein unehelicher, nicht rechtmäßig anerkannter Sohn, der seinen Vater nur einmal gesehen hat und sich nicht daran erinnern kann, dem Unbekannten begegnen? Mit Wut, mit Bitterkeit, mit Abscheu, mit Verachtung? All das wäre möglich, aber dieses Buch zeigt eher das Gegenteil.

Schon bevor Gabriel Heim sich auf die Suche machte, hat ein Literaturhistoriker versucht, die Geheimnisse des Felix Gasbarra zu lüften. Aber er kam beim Verlag dann mit seinem Manuskript nicht zum Zuge, Gabriel Heim wollte ein ganz anderes Buch über seinen Vater verfassen und wurde unter Vertrag genommen. Die interessanteste Wendung nimmt dann die Reise nach Südamerika zur Stiefschwester Claudia. Sie war mit ihrer Mutter, der Malerin Doris Homann, Ende der 1940er Jahre nach Brasilien ausgewandert. In Brasilien findet Gabriel Heim dann das Herzstück seines geplanten Vater-Buches: „Die Quelle“ heißen die Lebenserinnerungen von Doris Homann, die schon 1976 verstarb, sehr doppeldeutig. Es finden sich in einer alten Seekiste noch andere Überbleibsel der Geschichte des Felix Gasbarra, aber auch andere Quelle nutzt der Autor für sein Buch. 

Geschätzt 20 Prozent des Textes beruhen auf den, in abweichender Schrift gedruckten, Erinnerungen der Doris Homann. Gefühlt aber bestimmt diese Frau das Buch ganz überwiegend, fast wird sie zur Hauptperson, denn ihre Erinnerungen beziehen sich zu einem großen Teil auf ihr Leben, ihre Gedanken, ihre Probleme. Als Leser muss man schon sehr genau verfolgen, wie die Charakterisierung des Felix Gasbarra und sein sehr verworrener Lebenslauf daraus hervorkommen. Doris Homann ist eine aufstrebende Künstlerin, kommt aus sehr gutbürgerlichen Kreisen und ist ihr Leben lang ihrer Erziehung treu geblieben. Künstlerisch ist Käthe Kollwitz ihr Idol und Vorbild.

Felix Gasbarra, 1895 unehelich geboren, halbitalienischer Herkunft, im bürgerlichen Milieu seiner deutschen Mutter, einer Schauspielerin, in Berlin großgeworden und verzogen, so sehr verzogen, dass er kaum der Mutter von der Seite weichen mag, wendet sich nach dem Ersten Weltkrieg dem radikalen Kommunismus zu. Seine ersten Erfahrungen mit dem Bücherkarren erinnerten mich an die bürgerliche Ursula Kuczynski (später Agent Sonja/Ruth Werner), die ähnliche Erfahrungen in ihrer Biografie beschreibt. Gasbarra seinerseits wird zum aktiven Mitglied der kommunistischen Theaterszene um Erwin Piscator. Beide wird eine lebenslange Freundschaft verbinden, auch eine Brieffreundschaft, die in Beispielen abgedruckt ist. Es ist ein schwieriges Auf und Ab in den Zwanziger Jahren in Berlin, Gasbarra lernt Doris Homann kennen, wird aktives Mitglied der Kommunistischen Partei und verlässt sich mehr und mehr auf Doris‘ überlebenswichtige Arbeiten und die hemdenbügelnde und für ihn waschende Mutter. Piscator seinerseits weiß seinen Freund Gasbarra in jeder Hinsicht für sich einzuspannen und auszunutzen. Doris beschreibt jene Jahre sehr anschaulich, auch wie Gasbarra sie ausbeutet und mehr oder weniger dezent betrügt. Gasbarra, der nicht nur Theatermann, Dichter, Dramaturg ist, sondern auch ein begnadeter gelernter Tischler, wird sich später überall und nirgends als Doktor oder Dottore titulieren lassen, jegliche Berichtigungen unterlässt er tunlichst.

Noch im „Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945“, 1999 bei K G Saur München erschienen, erfährt man, dass Gasbarra ein Dr. phil sei und in Bonn promoviert habe. Dieser Titel wird auch noch bei wikipedia.de in den allerersten Einträgen um 2014 vermerkt. Heute ist er getilgt und auch Gabriel Heim weiß in seinem Buch zu berichten, dass der „Dottore“ ein Fake war. Geschadet hat das Gasbarra offenbar überhaupt nicht.

Der wusste sich ein Leben lang aus missliebigen Situationen zu retten, hängte sein Fähnchen in den Wind und betrügt seine Ehefrau, wo er kann. Dass er sie fast ins Verderben stürzt, hat ihn ebenso wenig tangiert wie seine Eifersucht, die ihr so manche Chance auf dem Kunstmarkt verdarb. Doris aber liebt ihren Felix und macht alles mit, schlimmer noch, sie ist diejenige, die ihn mit am Leben hält, obwohl sie ihn mit verstandesmäßiger Entscheidung längst hätte fallen lassen müssen. Tragisch. Erstaunlicherweise hat Gasbarra zu seinen beiden Töchtern trotzdem ein gutes Verhältnis, besonders zu älteren. 

Gasbarra dient sich eloquent durch alle Machthaber, nach Hitlers Machtergreifung folgt ein jeher Wechsel der Gesinnung: vom kommunistischen Agitator wird er zum Mitglied des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller, er tritt in die Partei der italienischen Faschisten ein, ohne mit der Wimper zu zucken, später schreibt er Reden für Mussolini und Übersetzungen, deren Inhalt er als Kommunist nicht mit dem Feuerhaken berührt hätte. Folgerichtig war sein Abgang Richtung Rom, Doris ist innerlich entsetzt, aber hält sich mit Meinungsäußerungen zurück. Sie lebt in den Dreißiger Jahren in einem Haus der Familie in Schreiberhau in Schlesien. Erst als es auch für sie zu gefährlich wird, zieht sie mit italienischem Pass zu Felix nach Italien. 

Felix‘ Arbeit bleibt ihr weitgehend fremd, irgendwann ziehen sie nach Frascati in der Nähe Roms, richten sich dort ein und leben, abgesehen von Felix‘ Arbeit, ein bäuerliches Leben. Das wird jäh zerstört durch alliierte Bomben. Kaum ist Mussolini Geschichte, ist Felix der Wehrmacht mit seinen Sprachkenntnissen zur Hand, und als auch diese Machthaber verschwinden, sucht er sich ein neues Betätigungsfeld. Der anpassungsfähige Gasbarra geht nie unter. Doris macht das alles mit, organisiert, überlebt, und irgendwann kurz nach dem Krieg werden beide auf ihre Kosten Burgbesitzer in Bozen. Da sie dort endlich begreift, dass ein Leben mit Gasbarra sie vollkommen ausbrennt und ausbremst, wandert sie zur Tochter Livia in Brasilien aus, Claudia mit ihr. Einmal, in ihrer Quelle wird sie schreiben: „So doof wie ich war niemand.“ Ich sehe das nicht nur situationsbezogen auf die wegen Felix ausgeschlagene Chance, bei Bernheim-Jeune in Paris auszustellen, ich sehe es als ein trauriges Fazit ihres Lebens mit Felix.

Gasbarra bleibt auf der Burg Kampenn zurück, und kaum ist er allein, tritt seine alte, immer aktuelle Liebe Ilse auf den Plan und lässt sich von Gasbarra das lang ersehnte Kind machen. Hier schließt sich der äußere Kreis. Gabriel Heim als Ergebnis dieser unendlichen Liebe kehrt mit diesem Buch die vielen Scherben zusammen, die sein Vater hinterlassen hat.

Ob Gasbarra tatsächlich „Kommunist im Herzen, Atheist in der Seele und Gotteslästerer aus Überzeugung“ ist, das wage ich zumindest im Bezug auf den Kommunisten zu bezweifeln. Aus meiner Sicht ist Felix Gasbarra eher ein Opportunist, ein talentiertes Chamäleon, aber ein Verräter an der Sache des Kommunismus auf jeden Fall. Was das Privatleben Gasbarras anbelangt, versage ich mir die Meinungsäußerung. Das steht mir nicht zu, schon Gabriel Heim wird es schwer genug gefallen sein, dieses Buch so objektiv wie möglich zu verfassen.

Heim tendiert manchmal zum Überformulieren seiner bedeutungsschweren Sätze, aber insgesamt liest sich dieses Buch recht gut. Die sogenannte geschlechtergerechte Sprache hat Heim wohl schon als das neue Normal verinnerlicht, er schreibt von Jüdinnen und Juden, die im nächsten Moment alle zu Juden werden, das gilt auch für Emigranten und Genossen, mir ist es lästig. Für Leser, die Biografien mögen, Geschichte lieben und gern Neues lernen, ist das Buch bestens geeignet. Günstig ist, wenn man ein Handy oder Tablet in der Nähe hat, um sich das eine oder andere italienische oder französische Wort zu übersetzen. Was mir tatsächlich fehlte im Buch, ist ein Namensindex. Und anstelle der dicken Trennstriche hätte ich Zwischenüberschriften und eine Einteilung in größere Kapitel (z. B. nach Jahren oder Orten) bevorzugt. Dann wäre auch ein Inhaltsverzeichnis möglich gewesen, das beim Wiederauffinden besonders interessierender Textstellen helfen würde.

Traurig hat mich gemacht, wie viele der Kunstwerke von Doris Homann verloren und verschollen sind. Das im Buch Gezeigte zeugt von einer interessanten und begabten Künstlerin, die in Deutschland leider kaum bekannt ist, neben einer Kollwitz aber gut bestehen würde.

Fazit: Felix Gasbarra bleibt an vielen Stellen ein Geheimnis, an vielen Stellen blass, Doris Homann ist die feste Bank, auf die sich dieses Buch stützt. Die geschichtlichen Hintergründe werden gut lesbar und interessant dargestellt, die Illustrationen machen das Buch komplett. Gabriel Heim kann, so wie ich das bei meinem Vater auch empfunden habe, mit dem Thema abschließen, sich innerlich mit ihm versöhnen, ihm vergeben, wohl wissend, dass es die eine Wahrheit niemals gibt.


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Cover des Buches Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? (ISBN: 9788872838730)
Gelinciks avatar

Rezension zu "Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?" von Gabriel Heim

Historisch
Gelincikvor 16 Stunden

In dem Buch 'Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?' von Gabriel Heim sucht der Autor nach der wahren Identität seines Vaters, Felix Gasbarra. Der Autor ist das uneheliche Kind und wird nie anerkannt. Er will aber wissen, wer sein leiblicher Vater wirklich ist.

Da Felix Gasbarra Ende des 19. Jahrhunderts geboren wird, wird er Zeuge vieler historischer Ereignisse. Dementsprechend ist das Buch sehr spannend für alle Leser, die geschichtsinteressiert sind. 

Ebenso muss man anmerken, dass dieses Buch keine leichte Kost ist. Man muss sich schon konzentrieren, damit man alles verstehen kann. Mir persönlich gefällt das aber.

Bewunderswert finde ich, dass der Autor nicht von Hass o.Ä. geprägt,  sondern wirklich nur hinter der Wahrheit her ist. Dies stelle ich mir in seinem Fall eigentlich schwierig vor.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

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Gespräche aus der Community

Felix Gasbarra (1895–1985) war Autor, Kommunist, Faschist, Lebemann, arbeitete mit Bert Brecht und schrieb Reden für Mussolini. Sein unehelicher Sohn Gabriel Heim hat die Geschichte seines zeitlebens fremden Vaters in seinem neuen Buch „Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra? Eine Vatersuche auf zwei Kontinenten“ aufgearbeitet.

Wir laden euch herzlich zum Gewinnspiel mit Leserunde ein!

71 BeiträgeVerlosung beendet
Babsi123s avatar
Letzter Beitrag von  Babsi123vor 7 Stunden

Ich finde es bewundernswert, wie sensibel er trotz aller Enttäuschungen dieses Buch schreiben konnte. Das der Vater ihn nicht lieben konnte, hinterlässt mit Sicherheit eine große Lücke in seinem Leben . Aber er ist ein starker Charakter und gefällt mir sehr gut. Ich bewundere ihn für seinen Mut und um den Abschluss einer bewegenden Lebensgeschichte seiner Eltern.

Community-Statistik

in 7 Bibliotheken

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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