Cover des Buches Mein Ein und Alles (ISBN: 9783328600282)
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Rezension zu Mein Ein und Alles von Gabriel Tallent

Selten hat ein Buch beim Lesen so geschmerzt.

von buchstabensammlerin vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Selten hat ein Buch beim Lesen so geschmerzt

Rezension

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buchstabensammlerinvor 5 Jahren
Rund ums Buch:
Titel: Mein Ein und Alles
Autor: Gabriel Tallent
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Stephan Kleiner
Verlag: Penguin
Buch: Gebundene Ausgabe / Lesebändchen
Seiten: 480
Erschienen: 24.09.2018
ISBN: 978-3-328-60028-2
Preis: 24,00 €

Cover:
Ein wunderschönes Cover, eine Fichte....oder Redwood Baum.. was auf den Inhalt hinweist.... Und Autor und Titel sind sehr prominent auf das Bild gesetzt. Gefällt!

Inhalt:
Turtle lebt mit ihrem Vater irgendwo in den nordkalifornischen Wäldern. Sie kennt jeden Baum, jeden Strauch, geht mit Waffen um, wie andere 14-jährige mit dem Smartphone, sie liebt ihren Vater und er liebt sie. Leider nicht so, wie man sich eine normale Liebe eines Vaters zu seiner Tochter vorstellt, denn Martin sieht seine Tochter als Eigentum, besitzt sie, vergeht sich immer wieder an ihr.
Irgendwann lernt Turtle Jacob und ein anderes Leben, fern ab von rohen Eiern, Bier am frühen Morgen und Tontaubenschießen kennen... und versucht sich aus den Fängen ihres Vaters zu befreien.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist furchtbar... furchtbar schrecklich, zu heftig, weil es um Missbrauch, Gewalt, den so selbstverständlichen Schusswaffengebrauch, Dreck, Obsession, geht. Und es ist furchtbar.... furchtbar schön, denn Gabriel Tallent schafft in seinem Debüt eine so intensive Beschreibung der Natur, man riecht das Grün der Bäume und spürt den morgendlichen Tau beim Lesen. Unglaublich, wie er zwischen der Brutalität und Schönheit hin und her springt, so als wäre es zwischen Vor- und Nachspeise eines Drei-Gänge Menüs.
Nach den ersten 57 Seiten kamen mir die Tränen, ich habe das Buch weglegen müssen und ein anderes angefangen... es war mir zu heftig, zu sehr hat mich die so detailintensive Beschreibung dieser ersten Seiten mitgenommen, von den wunderschönen Beschreibungen der Redwood Wälder bis hin zu der ersten häuslichen Gewalt, ich nenne es Vergewaltigung des eigenen Kindes.
Und dann musste ich wissen, wie es weiter geht, was passiert, wie es ausgeht, was Turtle macht, schafft sie es, sich aus den Klammern ihres so für sie wunderbaren geliebten Vaters zu befreien, den sie auf der anderen Seite lieber tot als lebendig sehen möchte.
Und ich habe gelesen gelesen gelesen.... hatte Gänsehaut, habe geweint, war unglaublich wütend über die anderen Menschen, die Turtle auf ihrem so einsamen Weg doch ab und an begleiten und die wegschauen, die aber auch nichts machen können, weil nichts offensichtlich ist.


Dieses Buch ist nichts, aber auch überhaupt nichts für schwache Gemüter. So unglaublich blumig und bildhaft, wie über Flora und Fauna geschrieben wird, so schmerzhaft sind die sich immer wiederholenden Rituale des Zusammenlebens der beiden, ob es das Bier zum Frühstück ist, was Turtle ihrem Vater zuwirft und er es mit den Zähnen öffnet während sie sich ein rohes Ei in den Mund laufen lässt, so weh tun die Beschreibungen der Tiere die sterben, ausgeweidet werden, die exzentrischen Schießereien, (nichts für Leser, die keinen Bezug zu Waffen haben) ...
Selten hat ein Buch beim Lesen so geschmerzt. Selten hat ein Buch beim Lesen so zweiseitige Gefühle in mir ausgelöst. Ich kann nicht sagen, ob ich es empfehlen kann, denn dieses Buch ist sehr speziell.

Fazit:
Ich ende mal mit der BBC die sagt: „In diesem wilden, herzzerreißenden Roman verwebt Gabriel Tallent großartige Naturbeschreibungen mit ständig steigender Spannung. Ein überzeugendes Debüt.“
Und Stephen King sagt: „Der Begriff Meisterwerk wird zu häufig benutzt, doch „Mein Ein und Alles“ ist ohne Zweifel eines.“

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