Rezension zu "Die weitere Welt" von Gabriela Bieber
Muss es immer Mainstream-Literatur sein? Müssen die Bücher, die wir lesen, immer von bekannten Autoren geschrieben sein, ein „Garant“ dafür also, dass sie gut sind? Nein! Wie Gabriela Bieber mit ihrem Erstlingswerk „Die weitere Welt“ beweist. Feingliedrig setzt sie ein Werk aus präziser Sprache und starken Charakteren zusammen.
Wie bedrückend und beschämend es ist, wenn das eigene Werk verboten wird, muss Christian am eigenen Leib erfahren. Sein Buch wurde untersagt. Es ist, als wäre ein Teil von ihm selbst verboten worden, als hätte man ihm sein Kind genommen. Verbittert darüber macht er sich kurze Zeit Gedanken darüber, sich das Leben zu nehmen. Aber, er entscheidet sich dagegen. Er möchte es der Welt zeigen, möchte beweisen, dass er besser ist, als alle anderen. Angespornt von seiner Muse betritt er einen Kurort, der ihn von seinen Leiden ablenken soll, seinen Kopf wieder freimacht von all den Lasten und ihn auf neue Gedanken bringen soll – die weitere Welt.
Und er ist nicht alleine hier. Außerdem ist dort Susanne, die von ihrem Doppelleben als „normaler“ Mensch und Designerin ausgebrannt ist, sich außerdem noch zwischen zwei Männern sieht. Des Weiteren Calla, eine 13-jährige, die von ihren Eltern misshandelt wird, von der Schule überfordert ist und sich in sich zurückzieht. Natalie ist das genaue Gegenteil von ihr – zumindest, was die schulischen Leistungen anbelangt. Aber dafür wird sie ausgegrenzt und verfiel in die Magersucht. Thaisen kommt mit den ewigen Streitigkeiten in seiner Familie nicht mehr klar, er kann es nicht verstehen, dass alle auf seiner Mutter herumhacken, sie nicht so lieben, wie er. Robert schließlich wurde von seiner Frau verlassen.
Sie alle verbindet eines: Sie waren kurz vor der Schwelle des Todes, doch noch im letzten Augenblick konnten sie sich um entschließen. Hier in dem idyllisch zwischen Meer und Wald gelegenen Dorf lernen sie, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen können. Sie erleben, was es heißt, sich gegenseitig zu vertrauen, dass es auch noch andere Menschen gibt, die erstens auch Probleme haben und zweitens, dass sie es gut mit ihnen meinen.
Auf den ersten Blick mag sich diese Geschichte nach Kitsch anhören – eine Welt, fernab der Realität, in der sich Menschen mit Problemen zurückziehen können. Doch, wer hat sich noch nicht in seine Träume geflüchtet, wenn es ihm in der Realität zu eng geworden ist? Gabriela Bieber gibt Denkanstöße, die es wert sind, darüber nachzudenken. Dabei will das Buch kein Fantasyroman sein, denn Fantasie und Träume sind nicht das Gleiche, auch, wenn sie auf den ersten Blick so scheinen…