Rezension zu Glückstadt von Gabriela Jaskulla
Rezension zu "Glückstadt" von Gabriela Jaskulla
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
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Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren
Johannes Grundig war 21 Jahre als er starb. Einen Meter sechzig groß. Fünfunddreißig Kilo schwer. Erkrankt an einer tödlichen Krankheit. Gefunden in einer Mülltonne. Eingewickelt in Müllsäcke. Zur letzten Ruhe gebettet zwischen Fischresten, Joghurtbechern, Windeln, Milchtüten und Kaffeefilter. Wie fühlt es sich an, wenn eine Mutter von solch einem Tod ihres Sohnes erfährt. Sabine Harms erfährt es aus der Zeitung. Sie ist Journalistin und hat ihren Sohn mit zwei Jahren in eine Pflegefamilie abgegeben. Seit dem hatte sie keinen Kontakt zu ihrem an Duchenne Muskeldystrophie erkranktem Kind. Jetzt beginnt sie eine Reise, die auch Johannes unternahm. Sie liest seine Gedanken, seine Gespräche mit seinem Pfleger in seinem Computer. Sie hört die Musik, die er hörte. Sie besucht Orte, die auch er gesehen hat. Immer tiefer taucht sie in das Leben eines an den Rollstuhl gefesselten jungen Mannes ein. Durch den Tod ihres Sohnes findet sie schließlich ihr eigenes Ich und ihr wirkliches Leben. Gabriela Jaskulla hat mit „Glückstadt“ einen wirklich guten Roman geschrieben. Ein Hollywoodfilm über einen todkranken Jungen (Lorenzos Öl) und eine Reportage über einen Toten im Müll waren Ausgangspunkt für ihre Geschichte. Auch wenn die Charaktere, Handlungen, Gedanken und Träume nur fiktiv sind, erscheint es doch, als wäre diese Geschichte wirklich passiert oder sie könnte passieren. Sie zeigt die Welt eines todgeweihten Mannes. Die Autorin schreibt mit viel Gefühl aber auch einer Menge Ehrlichkeit. Wechselnde Perspektiven und nicht all zu lange Kapitel bauen Spannung auf. Es macht Spaß diese Geschichte zu lesen, auch wenn am Ende ein kleines bedrückendes Gefühl bleibt.