Cover des Buches Berlin, Bülowstraße 80 a (ISBN: 9783522178235)
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Rezension zu Berlin, Bülowstraße 80 a von Gabriele Beyerlein

Bewegender Roman

von Tora vor 7 Jahren

Rezension

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Toravor 7 Jahren
Inhalt: Der Roman Berlin, Bülowstraße 80a erzählt von Sophie Baronesse von Zietowitz und ihrer Tochter Lotte.
Sophies Lebensweg wurde bereits von ihrer Mutter festgelegt. Zunächst fügt sie sich in ihre Rolle als Ehefrau und Mutter. Doch mit der Zeit merkt sie, dass ihr etwas fehlt.
Lotte dagegen hat es von Anfang an schwer: die von der Gesellschaft auferlegten Aufgaben und Pflichten eines Mädchens genügen ihr nicht. Sie kann sich einfach nicht vorstellen, als Ehefrau und Mutter "zu enden". Stattdessen will sie lieber studieren und als Ärztin arbeiten. Doch noch haben Frauen nur begrenzten Zugang zu Abitur und Studium.
Während noch für Sophie in ihrem gesellschaftlichen Kreis nur eine Zukunft offen steht, vollzieht sich bereits zehn, fünfzehn Jahre später ein Wandel, der von den Frauen hart erkämpft werden muss.

Bewertung: Ich muss gestehen, ich wusste zu Anfang nicht, worauf ich mich bei diesem Buch einließ. Beim Kauf habe ich noch gezweifelt, ob es sich überhaupt lohnt - warum sonst sollte es für einen Euro auf dem Grabbeltisch liegen?
Berlin, Bülowstraße 80a hat mich jedoch eines Besseren belehrt!
Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Es hat mich wirklich gefesselt: ich habe mit den Charakteren mitgelitten und -gefühlt.
Dieser Roman zeigt auf sehr schöne Weise die Anfänge der Frauenemanzipation in Deutschland.
Zum einen wird an Sophies Beispiel die traditionelle Frauenrolle im 19. Jahrhundert dargestellt: Ehefrau und Mutter, die den Ehemann unterstützt. Zum einen zwar glücklich verheiratet, aber doch nicht erfüllt in ihrer Rolle. Wir lernen ihren inneren Konflikt zwischen Treue und Aufbegehren kennen. Das Schreiben von Romanen und Novellen hilft ihr ihrer Gefühle Herr zu werden. Doch der Tätigkeit als Schriftstellerin ernsthaft nachzugehen, würde wieder einem gesellschaftlichen Tabu gleichkommen.
Auf der anderen Seite ist da ihre Tochter Lotte, die einen für Mädchen "untypisch" wachen Verstand hat. Seit dem Kindesalter ist es ihr Wunsch Ärztin zu werden. Während der Vater - der eigentlich sehr konservativ eingestellt ist - sie in ihrem Wissbegehren unterstützt, ist die Großmutter gegen diese neumodischen Flausen. Sophie steht hier gewisserweise zwischen den Fronten - hin- und hergerissen, wie sie zu dem Thema stehen soll. Dies führt widerum zu Konflikten zwischen Mutter und Tochter.
Da man das Geschehen abwechselnd aus Sicht beider Mädchen/Frauen kennenlernt, konnte ich mit beiden gut mitfühlen, egal ob es dabei um die Zweifel am eigenen Stand mit seinen Traditionen ging oder um ungerechte Entscheidungen der Eltern.

Das einzige, was mir gefehlt hat; ein Glossar.
Mit manchen Begriffen und Ausdrücken konnte ich leider nichts anfangen. Hier hätte ich mir am Ende des Buches bspw. Übersetzungen der französischen und lateinischen Wendungen sowie Erläuterungen z.B. zur erwähnten Mode etc. gewünscht.

Langer Rede, kurzer Sinn: lesenswert! ;)
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