Rezension zu "In einer Nacht" von Gabriele Droste
Die Story an sich fand ich nicht schlecht. Ich liebe Wien und hatte mich auf einen Roman, der dort spielt, gefreut. Die Freude wurde allerdings etwas durch die beiden Protagonistinnen getrübt. Kann man denn wirklich so zickig und weinerlich sein? Obwohl Sophies Freund Philipp durchaus nicht immer besonders feinfühlig war, kann man verstehen, dass sie ihm oft gehörig auf die Nerven ging. Er machte in ihren Augen einfach nichts richtig. Auch die Großmutter Clara war oft trübsinnig, obwohl es bei ihr wohl schon fast eine ausgewachsene Depression war. Auch ihr Mann Max, für den sie sich bewusst entschieden hatte, konnte nichts tun, um sie glücklich zu machen. Diese beiden Damen haben leider das Lesevergnügen geschmälert. Etwas übertrieben fand ich auch die stets zufälligen Begegnungen mit genau den richtigen Personen aus der Vergangenheit, die Sophie in dem immerhin doch recht großen Wien hatte. Naja, ist halt ein Roman.
Guten gefallen dagegen hat mir die Tatsache, dass doch nicht wenige tatsächliche Geschehnisse und Personen mit eingeflochten wurden. Gerne trafen sich Clara und ihre Freundin Nicoletta im berühmten Café Landtmann. Das Kaffeehaus wurde am 1. Oktober 1873 vom Cafétier Franz Landtmann als „Wien’s eleganteste und größte Café-Localitäten“ in einem prominenten, 1872 erbauten Eckhaus am damals ebenfalls neuen Franzensring eröffnet. Clara wurde von dem damals schon über 80jährigen Dr. Siegmund Freud in der Wiener Bergstraße 19 wegen ihrer Depressionen behandelt. Aus Angst, sie könne sich etwas antun, verbot ihr ihr Mann Max das „Lied vom traurigen Sonntag“ zu hören. Zum Klang der bittersüßen Melodie brachten sich damals mehrere Menschen um. Das Chanson von Rzsó Seress bekam den Beinamen "Hymne der Selbstmörder" und wurde später als "Gloomy Sunday" zu einem berühmten Jazz-Evergreen. Regisseur Rolf Schübel ("Das Heimweh des Walerjan Wróbel") nahm die Anziehungskraft des Liedes zum Anlass, einen melancholisch-getragenen Film über eine Dreiecksbeziehung im Budapest der Nazizeit zu machen. Zum Vorbild nahm sich Schübel keinen geringeren Film als den Klassiker "Casablanca", den das Lied "Spiel's noch einmal, Sam" wie ein roter Faden durchzieht. (Quelle: wikipedia). Das macht mir nun richtig Lust auf den Film.