Buchinhalt:
Als der Bauernsohn Ludwig, genannt Lui, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in sein Dorf am Rand des Schwarzwaldes zurückkehrt, trifft er dort seine Jugendiebe Klara wieder, die inzwischen den Gasthof führt. Obwohl die Beziehung einst in die Brüche ging, fühlen sich Klara und Lui sofort zueinander hingezogen. Allerdings ist Klara mittlerweile verheiratet: ihr Mann Theo gilt als vermisst. Lui und Klara stürzen sich in eine heftige Liebesaffäre, doch eines Tages kommt Theo zurück...
Persönlicher Eindruck:
In Anlehnung an die Erzählungen ihres Großvaters breitet Autorin Fritsch in ihrem Roman die Geschichte einer unglücklichen Liebe aus, ein Drama von Liebe und Begehren, aber auch Verpflichtung der Familie gegenüber und Verzicht. Das Leben im ländlichen Raum der Ortenau wird dabei ebenso deutlich wie das Denken der damaligen Menschen.
Unbestrittene Hauptfiguren sind dabei Klara, die in die Gastwirtsfamilie eingeheiratet hat und in Abwesenheit ihres im Krieg gebliebenen Mannes den Goldenen Hirsch führt sowie ihr männlicher Gegenpart ist Ludwig, genannt Lui, der zweite Sohn einer Bauernfamilie. Schon lange vor der Handlung des Romans waren die beiden ein Paar, doch Luis Eifersucht zerstörte damals die noch junge Liebe. Nach Luis Kriegsheimkehr stellen beide fest, dass die Liebe zueinander noch immer nicht erloschen ist.
Ist es wirklich Liebe oder nur Begehren? Suchen nicht beide, Klara und Lui, etwas, das ihnen durch den Krieg und die dadurch verbundenen Entbehrungen gefehlt hat und das sie jetzt meinen, ineinander wieder zu entdecken? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Während der Roman die Geschichte einer unglücklichen Liebe erzählen will, fragte ich mich mehr als einmal beim Lesen, ob sich hier beide Protagonisten nicht einfach etwas vormachen und lediglich die Flucht aus dem (unglücklichen) Alltag suchen. Ja, es ist eher eine Flucht vor etwas anderem, als eine Sehnsucht zueinander. Während beide inzwischen mit anderen Partnern verheiratet sind (Theo kommt schließlich ebenfalls aus dem Krieg zurück) und sogar Kinder mit ihren Ehepartnern haben, kommen Klara und Lui einfach nicht voneinander los.
Was mir bei allem Drama und vermeintlichem Herzeleid fehlte, waren große Gefühle. Ja, die Geschichte war durchaus glaubhaft und beschrieb das damalige Leben im Dorf, die Frömmigkeit der Menschen und die Arbeit auf den Bauernhöfen bildhaft und authentisch. Allerdings erreichten mich weder Klara noch Lui als Figuren und erst recht nicht ihre als unstillbar beschriebene Liebe zueinander. Der Plot tröpfelte so dahin, beschrieb den Alltag, die beiden unglücklichen Ehen und immer wieder die jeweiligen Ausbrüche mit daraus unweigerlich folgenden Liebesnächten, aber er vermochte mich einfach emotional nicht mitzureißen.
Erst gegen Ende kam mit Sohn Pauls Unfall ein bisschen Spannung auf, die leider so von der Autorin nicht genutzt wurde und wenige Seiten später in Wohlgefallen wieder verpuffte. Es fehlte trotz allem Liebesdrama an dramatischen Momenten, an Entdecktwerden, an wirklichen Konflikten. Beide gehörnten Ehepartner nehmen das alles recht gelassen hin und sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass die Affäre ein größeres Problem darstellt. Gerade das Ende hat mich recht fassungslos zurückgelassen. Auch auf die Gefahr hin, das ich ein wenig spoilere: Sophie ist es im Grunde doch recht, das Lui seine körperlichen Bedürfnisse anderweitig stillt. Auch hier wäre viel mehr drin gewesen, was die Autorin so nicht genutzt hat.
Mein Fazit: Im Grunde eine recht unspektakulär dahinplätschernde, nicht sonderlich tiefgängige Geschichte aus der Zwischenkriegszeit, die weder packende Momente noch ergreifende Liebe bietet. Ich war eher enttäuscht und hatte mir wirklich mehr erhofft.