Rezension zu "Fassadenbrüche" von Gabriele Günther
Als ich gehört habe, dass dieses Buch erscheinen sollte habe ich mich sehr gefreut, weil mir der erste Band der Fassadenbrüche-Reihe von Gabriele Günther schon extrem gut gefallen hat. Ich war super neugierig, wie es mit den Protagonisten weitergehen würde und habe diese Fortsetzung dann auch in einem Atemzug durchgelesen.
In ‚Fassadenbrüche – und irgendwie geht‘s weiter‘ handelt es sich wieder um dieselben Protagonisten, wie im ersten Band, nur, dass Sophie hier nur noch eine kleine Rolle spielt und stattdessen Matteo und Susan neu dazu kommen. Sie waren zwar im ersten Buch als Randfiguren schon mit dabei, aber dieses Mal bekommen auch sie ihre eigenen Kapitel und bekommt man tiefere Einblicke in ihr Leben und ihre Gefühlswelt.
Am Anfang habe ich ein wenig gebraucht, wieder in die Geschichte reinzukommen, aber lange dauerte es nicht. Ab dann konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Mit allen Protagonisten habe ich mitgefiebert, für manche habe ich mich gefreut, andere taten mir unglaublich leid. Einiges hatte ich schon im ersten Buch ankommen sehen und wurde in diesem Band bestätigt. Oft aber nicht auf die Art und Weise, wie ich es mir vorgestellt hatte. Darüber, dass die Autorin es schafft mich als Leser immer wieder zu überraschen, habe ich mich sehr gefreut. Bis zur letzten Seite blieb es dann auch spannend.
Die Stärke der Fassadenbrüche-Bücher ist, dass es sich um zutiefst menschliche Geschichten handelt. Als Leser kann man sich ohne Probleme hineinversetzen, weil es sich von Begebenheiten handelt, die allen passieren können. Deswegen hatte ich beim Lesen auch immer eine sehr starke Meinung zu bestimmte Situationen und wie damit umgegangen worden ist. Es handelt sich unter anderem um Beziehungsprobleme, um das Klarkommen mit einem zermürbenden Alltag, um den Kampf gegen eine Sucht und um Selbstfindung.
Sehr habe ich mich darüber gefreut, erfahren zu können, wie es Claudia und Johan weiter ergangen ist. Die beiden haben im ersten Teil eine sehr große Rolle, fast die größte Rolle gespielt und mir hat es sehr gefallen, wie sie sich weiterentwickelt haben und welche Entscheidungen sie für ihr zukünftiges Leben getroffen haben. Interessant war es dann auch, wie sie mit der Situation ihrer Tochter Susan umgegangen sind. Mit Susan habe ich mitgelitten, weil ich, dadurch, dass man von Anfang an ihre Gedanken kennenlernt, sie sehr gut nachvollziehen konnte. Und obwohl ich ihre Entscheidung einigermaßen nachvollziehen kann, hoffe ich, dass sie nicht langfristig daran zerbricht.
Die krasseste Geschichte im Buch aber, war die von Katarina und Matteo. Da habe ich beim Lesen manchmal Gänsehaut bekommen. Man merkt von Anfang an, sogar schon im ersten Band, dass das auf eine Katastrophe hinauslaufen wird. Und mit jeder Zeile, die man liest, wird die Situation bedrohlicher und man will die beiden einfach anschreien, dass es so nicht weiter geht, dass sie besser das Weite suchen sollen, aber es geht nicht. Irgendwie ist da so viel Täuschung, Verblendung, Hoffnung und Hass im Spiel, dass es nicht anders kann als dramatisch enden. Als dann die Auflösung kann, habe ich mich komplett erschreckt. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie es ausgehen würde, aber damit hatte ich dann doch nicht gerechnet.
Auf jeden Fall macht diese Geschichte süchtig. Am liebsten würde ich sofort weiterlesen, um die Reaktion der Protagonisten auf den Geschehnissen erfahren zu können und zu sehen, was noch alles auf sie zukommt. Dadurch, dass man sie während des Lesens sehr nahe kommt, lassen sie einen auch nach der Lektüre nicht einfach so los. Meiner Meinung nach ein unglaublich gutes, unterhaltsames und spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt und ich gerne weiterempfehlen möchte.