Rezension zu "Schwarzbuch Deutschland" von Gabriele Gillen
Wer dieses Buch lesen will, darf sich nicht über Nebenwirkungen beklagen. Die Herausgeber Gillen und van Rossum haben eine Menge fachkompetenter Autoren zusammengetrommelt, die zu einer Vielzahl von Stichworten wie „Alte Menschen“, „Altersvorsorge“, „Ausländer- und Asylpolitik“, „Datenschutz“, „Grundeinkommen“ oder „Lobbyisten“ jeweils wissenschaftlich anspruchsvolle und die Situation NICHT beschönigende Aufsätze geschrieben haben. Die Grundstimmung ist negativ; ich will nicht sagen pessimistisch, denn das würde eine negative Prognose intendieren. Über zukünftige Entwicklungen wird nur am Rande diskutiert. Zentraler Gegenstand ist vielmehr die REALE Beschreibung der tatsächlichen Verhältnisse, untermauert durch aktuelle Forschungsergebnisse und Daten der Statistikbehörden. Herausgekommen ist ein trüber Zwischenbericht über ein Land, das scheinbar nur noch durch die Stetigkeit der Gewohnheit zusammenhält und dessen Kitt deshalb noch nicht auseinandergeflogen ist. Zukünftigen Generationen wird vieles genommen, von der Rente und sicherer Arbeit angefangen. Auch Wohlstand, Sicherheit, Freiheit, Individualität und das von allem und jedem hoch gehaltene Gut der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, auch der Selbstverwirklichung. Wir werden in Zukunft immer mehr in prekäre Verhältnisse abrutschen, Sicherheiten verlieren, Hoffnungen relativieren müssen. Mit Bildungsabschlüssen hat dies weniger zu tun. Oft nur noch mit Geld, Beziehungen oder Einfluss. Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung sieht schwarz aus und jeder ist momentan nur damit beschäftigt, seinen status quo zu sichern – darüberhinaus nimmt man zwar Schieflagen wahr, verwehrt sich jedoch (scheinbar) aus Angst vor wirklichen Veränderungen, hin zu einer positiveren Prognose. Absolut kein Buch für Menschen mit „schwachen Nerven“, um es etwas trivial auszudrücken.