Rezension zu "Sockentier & Korkenkasper" von Gabriele Klink
Als ich das „Buch“ das erste Mal in die Hand nahm, dachte ich: „Das soll ein Buch sein?“ Es fühlte sich eher an wie eine dicke und volle Arbeitsmappe, in der etwas abgeheftet ist. Wenn man den Buchdeckel aufschlägt, sieht man die Spiralbindung. Diese Gestaltung des Buches enttäuschte mich ein wenig. Dennoch, je öfter es in der Hand gehalten wird, desto mehr gewöhnt man sich daran und es ist letztendlich doch sehr praktisch. So kann man zum Beispiel während einer Projektplanung oder einer Bastelstunde das „Buch“ in der Mitte aufschlagen und dank der Spiralbindung die Seiten „umknicken“, so dass die aktuellen Vorlagen immer vorne griffbereit sind.
Für mich war es wirklich erstaunlich, welche Materialvielfalt es gibt. Gleich auf Seite 5 konnte ich nachlesen, welche Gegenstände für Augen/Kopf/Haare/Ohren/Kleidung/etc. genommen werden können. Auch: Kämme, Bürsten, Kochlöffel, Topfreiniger, Schneebesen, Bratenwender, Waschhandschuh, Schwamm, Ast-Holzstöcke, alte Socken und Handschuhe, Verpackungsmaterial … Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Eigentlich braucht man das nicht zu lesen, denn anhand der Bilder konnte ich schon vieles erkennen und wenn man erst mal auf diese „Ideen-Schiene“ gebracht wurde, fällt einem selber immer mehr dazu ein und man sieht plötzlich überall „Material“.
Genial und mega-einfach sind die Schwämme auf Seite 19.
Der Hauptteil dieses kreativen Bastel-Buches besteht aus den Bastel- und Bauanleitungen mit Alltagsgegenständen und der dazu passenden Spielidee und eine weitere Spielvariante.
Es gibt eine große Auswahl an verschiedenen Spielarten: Fingerspiele, Reimspiele, Kasperlefiguren, Marionetten, Theater mit Händen und Füßen, Stabtheater, Schattentheater…
Viele Spielideen haben Theater-Charakter. Auf Seite 6 kann man sich über verschiedene Theaterformen informieren: Spontan-Theater, Stations-Theater, Anlass-Theater …
Und ab Seite 69 sind ganze Spielstücke mit Text abgedruckt, und jeweils vorneangestellt in einem kleinen Kästchen wird angezeigt, wer die Darsteller sind (Es spielen mit: z.B. Kasper, Gretel, Räuber) und was dafür gebraucht wird (Requisiten: Hut, Geldstück, Korb). Die Spiele lassen sich für alle Handpuppen verändern. Für die langen Texte der Spielstücke konnte ich mich nicht so begeistern, weil ich selber nicht so gerne nach „Plan“ spielen will. Allerdings können die Texte als Ideengeber aufgefasst, abgleitet und angepasst werden. Mit Kindern ist improvisieren kein Problem, wenn man die Geschichte im groben im Kopf hat. Dennoch ist diese Ausführlichkeit für Anfänger sicherlich sinnvoll.
Zum Schluss gibt es einige Seiten mit einfachen Kopiervorlagen.
Fazit:
Zu einfach? Nein. Denn man muss ja erst mal auf diese einfachen Ideen kommen! Wer denkt schon daran, eine Bürste oder einen Schwamm zur Handpuppe mutieren zu lassen? Aber wenn man erst mal auf diese Art von Kreativität aufmerksam wurde, dann gibt es kein Halten mehr – man kann einfach ALLES gebrauchen und ummodellieren. Auch wenn die Figuren auf Erwachsene vielleicht unvollständig oder merkwürdig wirken, für Kinder sind sie es nicht. Kinder sehen darin das, was sie sehen wollen.
Das Buch kann auf den ersten Blick laienhaft wirken, aber die Ideen dahinter kann wirklich jeder umsetzten. Preisgünstig gegenüber anderem Bastelmaterial sind sie auch. Es sind nicht immer „schöne“ Kunstwerke entstanden, aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um die einfache Umsetzung und das Spiel.
Ein tolles kreatives Buch um mit einfachsten und günstigsten Mitteln zu basteln und bestimmte Szenen zu spielen oder nachzuspielen. Umfassend und detailliert. Man kann es 1:1 umsetzten.