Cover des Buches Glücksfaserrisse (ISBN: B01HGSQVVK)
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Rezension zu Glücksfaserrisse von Gabriele Popma

Spannende Familiengeschichte

von mabuerele vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine spannende Familiengeschichte im heute und hier mit vielen Facetten.

Rezension

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mabuerelevor 8 Jahren

„...wenn ich in all diesen Jahren eine Erfahrung gemacht habe, dann die: das Leben ist nicht einfach. Im Normalfall geht es immer den komplizierten Weg...“

Der 19jährige Gerry steht kurz vor dem Abitur, als Michaela in seine Klasse kommt. Beide verabreden ein Treffen.

In Sandies Firma wird die langjährige Sekretärin in den Ruhestand verabschiedet. Ulla Hanke, die Nachfolgerin, bittet Sandie, der trotz seiner Behinderung für seine handwerklichen Fähigkeiten bekannt ist, um Hilfe beim Umzug.

Corinna erhält eine Nachricht, in der ihr Robert, ihr geschiedener Mann, mitteilt, das er auch Japan zurückkehrt und einen Leitungsposten in Deutschland übernimmt.

Das sind nur wenige Szenen, mit denen ein abwechslungsreicher Gegenwartsroman beginnt. Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Ich kenne den ersten Teil „Umwege ins Glück“. Mittlerweile sind 10 Jahre vergangen. Sandie und Corinna führen eine harmonische Ehe. Gerry hat sich zu einem sympathischen jungen Mann entwickelt. Das Glück der Familie wird allerdings durch verschiedene Ereignisse getrübt. Gerrys kleine Schwester Sandra hat Probleme in der Schule. Sie will aber nicht darüber sprechen. Etwa zur gleichen Zeit wird Sandies Auto zerkratzt und sein Computer in der Firma plattgemacht. Michaela kann nicht verstehen, dass Gerry für sein Abitur lernt, anstatt mit ihr durch die Straßen zu ziehen.

Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Kaum scheint eine Schwierigkeit überwunden, deuten sich die nächste an.

Der Sprachstil des Buches ist gut lesbar und trotzdem von Situation zu Situation unterschiedlich. Geschickt gelingt es der Autorin, die wesentlichen Fakten aus Teil I der Geschichte gleich am Anfang zu vermitteln. Dazu gehört, dass Sandie nach einem unverschuldeten Autounfall im Rollstuhl sitzt. Mir gefällt der humorvolle Umgangston in Sandies Familie. Sehr behutsam wird dargestellt, auf welche Schwierigkeiten Rollstuhlfahrer im täglichen Leben treffen. Betroffen machen weniger die Barrieren des Alltags, sondern die ablehnende Haltung mancher Mitbürger. Auch Michaela hat enorme Berührungsängste. Dazu hat ein Erlebnis in ihrer Kindheit beigetragen. Gerry will sich ein paar Euro verdienen und kümmert sich um einen jungen Rollstuhlfahrer. Hier möchte er seine Erfahrungen einbringen, die er zu Hause gewonnen hat. Anfangs lehnt Jürgen ihn ab. Durch Gerrys Ausdauer und sein Einfühlungsvermögen ändert sich das. Die Dialoge zwischen beiden lesen sich ab und an wie ein Schlagabtausch. Genau diesen Ton aber braucht Jürgen. Sehr gut werden die Emotionen der Protagonisten herausgearbeitet. Sandies Wut, Gerrys Trauer und Michaelas Berechnung sind Beispiele dafür. Es zeigt sich, dass Eifersucht ein sehr starkes Motiv für menschliches Handeln sein kann. Obiges Zitat sagt Corinna zu Gerry in einer seiner schwersten Stunden. Die Autorin versteht es, selbst alltäglichen Dingen ein besonderes Gepräge zu geben und dort Spannungspunkte zu setzen. Ich denke dabei an Gerrys Mathematikprüfung und Astrids Hochzeit. Gerry und Corinna werden beide mit dem wichtigsten Menschen ihrer Vergangenheit konfrontiert – mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen.

Das Cover mit dem zerrissenen Regenbogen über Sandie und Corinna sieht sehr schön aus und passt zum Thema.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat wichtige Themen des Zusammenlebens wie Mobbing in der Schule und das gedeihliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, aber auch die Folgen von Unversöhnlichkeit und unbewältigter Schuld in einer fesselnden Handlung verpackt.

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