Anna Mahler (1904 – 1988) wurde als Tochter von Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel geboren. Durch den frühen Tod ihres Vaters und der übermächtigen Mutter wurden Kindheit und Jugend geprägt. Der Einfluss des Fin de Siècle, die künstlerischen Kontakte in ihrem Umfeld, der zunehmende Antisemitismus – all dies war maßgebend für die Entwicklung Annas, die sich erst langsam dem Einfluss der Mutter entziehen kann.
Durch ihre jüdische Abstammung blieb ihr eine Flucht aus Österreich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht erspart. Über London führte sie ihr Weg in die USA. Erst spät (1988) kommt sie mit einer Ausstellung nach Wien zurück. Kurz bevor diese eröffnet wird, stirbt Anna in London.
Auf dem Weg zur Emanzipation schält sich Anna aus dem Einflussbereich der Mutter, heiratet mit sechzehn den Dirigenten Rupert Koller (und trennt sich auch wieder). Anna versucht immer, sich selbst treu zu bleiben, sei es ihre politische Einstellung oder ihr künstlerisches Schaffen. Leider ist von ihrem Frühwerk fast alles zerstört.
Die Autorin Gabriele Reiterer hat ein faszinierendes Porträt einer außergewöhnlichen Frau geschrieben. Die Serie „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Verlag Molden rückt immer wieder Frauen in den Fokus, die beinahe vergessen werden. Es wäre schade drum. Auch dieses Mal kann ich mit bestem Gewissen 5 Sterne vergeben.