Rezension zu "Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens" von Gabriele Reuter
Überhaupt nur aufmerksam geworden, bin ich auf dieses Buch durch „Frauen Literatur“. Dort wurde dieses Buch positiv erwähnt, ala gehöre in den weiblichen Kanon.
Ich verstehe das durchaus, unter Berücksichtigung der Historie. Das Buch ist eine Gesellschaftsanalyse und/oder ein Entwicklungsroman und erzählt von den Zwängen einer Frau des 19.Jh.
Ich bin jedoch eine Leserin aus dem 21.Jh.
Das Buch ist veraltet, sowohl im Wort, im Schriftbild und Satzbau. Das machte es für mich gelegentlich unverständlich und erschwerte den Zugang.
Natürlich sei auch dazu gesagt, dass ich eine Version gelesen habe, die inzwischen Urheberrechtsfrei ist, sprich es eben keine Neuübersetzung oder ähnliches war, die solche Hürden aufgefangen hätten.
Die Figuren hatten für mich keinen Charakter. Auch die Protagonistin zeichnete sich für mich vor allem durch ihr Drama-Queen-tum aus.
Erst ganz weit hinten raus, fast schon zum Schluss, gab es tatsächlich eine Szene, die ich interessant fand. Die über das Elend gesprochen hat, welche gerade Frauen ereilt; wie kalt darauf reagiert wird, obwohl es jede Frau so schnell treffen könnte (z.B. ein uneheliches Kind). Heute wäre das vermeintlich kein Ding/Problem mehr, damals aber schon – und ehrlich gesagt, ist es das auch heute noch.
Dann war die Szene aber auch wieder vorbei...
Das tragische Ende hinterließ zwar schon ein (ungutes) Gefühl bei mir, aber letztlich war es genauso melodramatisch, wie die Protagonistin.
Die Geschichte und die Dramaturgie verfängt bei mir nicht.