Gabriele Tergit

 4 Sterne bei 70 Bewertungen
Autorin von Effingers, Käsebier erobert den Kurfürstendamm und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Die Geschichte einer Wiederentdeckung: Gabriele Tergit, geboren am 4. März 1894 in Berlin, war eine deutsch-britische Schriftstellerin und Journalistin. Der echte Name der Autorin, die unter Pseudonym schrieb, ist, Elise Reifenberg. Ein weiteres Pseudonym, welches sie zu Lebzeiten benutzte war, Christian Thomasius. Sie besuchte die Soziale Frauenschule von Alice Salomon in Berlin. Zeitgleich arbeitete sie in Kinderhorten und der Lehrstellenvermittlung. Nachdem aufgrund des ersten Weltkriegs auch Frauen zum Studium zugelassen wurden, holte sie ihr Abitur nach und studierte ab 1919 Geschichte, Soziologie und Philosophie in Berlin, München, Heidelberg und Frankfurt. Ihr Pseudonym Gabriele Tergit nahm sie in ihrer Studienzeit an.  Ihren ersten Artikel veröffentlichte sie 1915 im Berliner Tagblatt. Nach dem Studium begann sie Gerichtsreportagen zu verfassen und zu veröffentlichen. Sie schrieb für diverse Berliner Zeitungen. Bekannt wurde sie 1931 durch ihre Romandebüt Käsebier erobert den Kurfürstendamm . In ihren Romanen verarbeitet sie ihre Erfahrungen mit dem Krieg und dem dritten Reich. Aufgrund ihres jüdischen Hintergrunds floh sie schließlich ins Exil bis sie sich in London niederließ. 1977 wurden ihre Werke wiederentdeckt und im Rahmen der Berliner Festwochen als die Neuentdeckung des Jahre gefeiert. Die Autorin starb am 25. Juli 1982 in London.

Neue Bücher

Cover des Buches So war's eben (ISBN: 9783442772506)

So war's eben

Neu erschienen am 11.04.2024 als Taschenbuch bei btb.

Alle Bücher von Gabriele Tergit

Cover des Buches Effingers (ISBN: 9783895615238)

Effingers

 (39)
Erscheint am 22.08.2024
Cover des Buches Käsebier erobert den Kurfürstendamm (ISBN: 9783442715565)

Käsebier erobert den Kurfürstendamm

 (18)
Erschienen am 09.10.2017
Cover des Buches Der erste Zug nach Berlin (ISBN: 9783895614750)

Der erste Zug nach Berlin

 (6)
Erschienen am 23.02.2023
Cover des Buches So war's eben (ISBN: 9783895614743)

So war's eben

 (4)
Erschienen am 24.08.2021
Cover des Buches Der erste Zug nach Berlin (ISBN: 9783442774258)

Der erste Zug nach Berlin

 (0)
Erscheint am 13.11.2024
Cover des Buches Etwas Seltenes überhaupt (ISBN: 9783442719204)

Etwas Seltenes überhaupt

 (0)
Erschienen am 13.12.2021
Cover des Buches Im Schnellzug nach Haifa (ISBN: 9783895614774)

Im Schnellzug nach Haifa

 (0)
Erscheint am 22.08.2024
Cover des Buches So war's eben (ISBN: 9783442772506)

So war's eben

 (0)
Erschienen am 11.04.2024

Neue Rezensionen zu Gabriele Tergit

Cover des Buches Effingers (ISBN: 9783442719723)
S

Rezension zu "Effingers" von Gabriele Tergit

Gesellschaftsroman mit aktuellen Bezügen
SM1vor 2 Monaten

"Effingers" erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie über mehrere Jahrzehnte von der Gründerzeit bis zum zweiten Weltkrieg. Dabei behandelt der Roman viele Themen, die auch heute noch, bzw. wieder aktuell sind. Der Inhalt erstreckt sich hierbei von technischer Innovation über gesellschaftspolitische Themen bis hin zur Ökonomie und Finanzpolitik.

Leider ist die großartige Geschichte nicht ganz leicht zu lesen. Man verliert sehr leicht immer wieder den Überblick über die Figuren und deren Verwandtschaftsverhältnisse. Auch ist die Erzählweise oft episodenhaft, so dass die Verbindungen zwischen den Kapiteln schwer erkennbar sind.

Dennoch handelt es sich um ein großes literarisches Werk, welches die mit der Lektüre verbundene Mühe wert ist. Empfehlen kann man es somit aber nur literaturbegeisterten Lesern, die genügend Ausdauer und Durchhaltevermögen mitbringen.

Cover des Buches Käsebier erobert den Kurfürstendamm (ISBN: 9783442715565)
julia-elysias avatar

Rezension zu "Käsebier erobert den Kurfürstendamm" von Gabriele Tergit

Journalismus in der Weimarer Republik
julia-elysiavor 3 Monaten

Ich habe das Buch im Rahmen eines Uni-Seminars gelesen, in welchem Autorinnen der Weimarer Republik behandelt werden, und fand es zeitweise sehr, sehr langatmig. Außerdem fand ich den Klappentext und den Titel sehr irreführend - klar, es ging schon um Käsebier, aber grundsätzlich wurden hier die Strukturen des Journalismus in der Weimarer Republik aufgezeigt. Ich denke, dass ich das Buch mehr gemocht hätte, wenn ich mich mehr mit dieser Welt ausgekannt hätte.

Das Buch hat sich viel mit den geschichtlichen Ereignissen zu der Zeit befasst. Es ging weniger um die Charaktere an sich, als um die Abläufe und Stukturen der Arbeit und gesellschaftlichen Begegebenheiten dahinter.

Die Autorin hat viel ihres eigenen persönlichen Wissens und ihrer eigenen Erfahrungen einfließen lassen, was man jedoch nur weiß, wenn man die Hintergrundinformationen hat. Tergit hat den Roman sehr authentisch gestaltet und sich viel auf Fakten und die Darstellung berufen, wodurch der Spannungsbogen für meinen Geschmack gefehlt hat.

Insgesamt vergebe ich 3 Sterne. Wenn man mehr Hintergrundwissen zu der Zeit hat, kann man vermutlich wesentlich mehr mit dem Buch anfangen. Ich habe mich grundsätzlich durch viele Passagen durchquälen müssen.

Cover des Buches Effingers (ISBN: 9783442719723)
V

Rezension zu "Effingers" von Gabriele Tergit

Gelebt werden
Vera-Seidlvor 3 Monaten

„Der unbarmherzige Motor und eigentliche Held des Romans ist die Zeit“, schreibt die Herausgeberin und Literaturkritikerin Nicole Henneberg in Anlehnung an Gabriele Tergit im Nachwort des Romans „Effingers“. Sie zitiert aus einem Schreiben aus dem Jahr 1948 an Walter von Hollander, einem Kollegen Tergits: „ dass wir alle mehr oder weniger seit 1914 gelebt worden sind, dass wir nicht mehr Herr und Meister unseres Schicksals waren, das soll eines der Charakteristiken der Schilderung sein.“ Dementsprechend hieß der Roman ursprünglich „Ewiger Strom“.


Dort, wo die „Buddenbrooks“ enden, setzt die jüdische Autorin mit ihrer Familiengeschichte ein. „Ein junger Mann, Paul Effinger, siebzehn Jahre alt, schrieb 1878 einen Brief“ an seine Eltern in Kragsheim, einem fiktiven Ort in Süddeutschland. 


Sein ganzes Leben lang wird sich Paul in die heimatliche Idylle, wo sein Vater nach einem arbeitsreichen Leben als Uhrmacher seinen Ruhestand mit den persönlichen, familiären, jüdischen und dörflichen Traditionen genießen kann, zurücksehnen. 

Für ihn hat die Zeit einen anderen Entwurf. Er wird nicht, wie sein Bruder Willy Uhrenhändler, bleibt auch nicht bei seinem Bruder (Big) Ben in England, lässt sich nicht wie seine Schwester Helene verheiraten und taucht auch nicht im Familienhaus, dem „Auge Gottes“, unter wie Bertha, sondern zieht nach Berlin, wo er gemeinsam mit seinem Bruder Karl zunächst mit der Fabrikation von Schrauben anfängt, um später auf den „schienenlosen Wagen“ zu setzen.


„Paul erinnert stark an den Firmengründer Siegfried Hirschmann“, schreibt Henneberg und fährt fort, „“der, wie Paul im Roman, seine Firma rasch ausbaut und, zusammen mit seinem lebenslustigen Bruder Bernhard (im Roman Karl), erfolgreich an die Börse bringt.“


„Ob Effingers als jüdischer Roman zu lesen sei oder nicht, darüber war sich die Autorin selbst nicht klar. Vor allem nach ihrer Ankunft in London 1938 wurde sie sich immer stärker ihrer ‚Besessenheit‘ bewusst, die assimilierten deutschenJuden zumindest erzählend zu erhalten.“


„Die Regierung lügt nicht“, wiederholt Paul mehrmals im Roman. Ein Satz, mit dem Elise Hirschmann, so der Geburtsname von Gabriele Tergit, aufgewachsen ist. Ob ihr Vater ihr am Ende seines Lebens auch jene Zeilen geschrieben hat, mit welchen Tergit den Roman beschließt, wissen wir nicht: „Ein alter Mann von einundachtzig Jahren, Paul Effinger, schrieb 1942 einen Brief: ‚Meine lieben Kinder und Enkel und Nichte Marianne, ich schreibe Euch in furchtbarer Stunde, ich weiß nicht, ob dieser Brief Euch je erreichen wird. Wir müssen den bitteren Kelch bis auf den Grund leeren. Es ist keine Hilfe noch Rettung … Die Reue zerfrißt mich, daß ich nicht Eurer lieben Mutter, meinem lieben Klärchen, die wie alle Frauen immer raus wollte, gefolgt habe. Ich reiße sie nun mit in das unausdenkbare Unglück … Ich habe an das Gute im Menschen geglaubt. Das war der tiefste Irrtum meines verfehlten Lebens.’“


Die Religion, die aus Pauls Leben fast völlig verschwunden war, bricht in seinen letzten Worten mit hoffender Gewalt durch: „Der Vater im Himmel möge das Band unserer Gemeinschaft zusammenhalten. Er verleihe uns seinen Segen auf all unseren Wegen, denn wir bedürfen seiner. Er behüte auch Euch. Er lasse Euch Sein Antlitz leuchten und gebe Euch Frieden. Amen. Euer Vater.“


„‚Geerdet und gestärkt‘ sei sie durch die Religion, sagte sie 1979 in ihrem letzten Interview, und schon als Kind beeindruckten sie die Familienfeste - was sich unschwer an der liebevollen Schilderung des Seder-Abends im Uhrmacherhaus ablesen lässt“, erläutert Henneberg.


Im Roman wird die Familie Effinger durch die Heirat Karls mit den Oppners und Goldschmidts verbunden. Für Tergit die Gelegenheit, das industriell aufstrebende Berlin bis ins kleinste Detail wieder auferstehen zu lassen.


Die Herausgeberin schreibt: „Meist kommt die große Familie in der Bendlerstraße zusammen, im Haus von Selma und Emmanuel, und die Schilderung des üppigen Einweihungsfestes gehört zu den besonders schönen und eindrucksvollen Passagen. Dieses Haus gab es, es gehörte den Großeltern von Heinz Reifenberg, war vom Königlichen Baumeister Ludwig Persiens, einem Schüler Schinkels, erbaut und wurde, genau wie im Roman, für 300000 Goldmark in bar gekauft.“


Forscht man über Heinz Reifenberg, Tergits Ehemann, so findet man schnell weitere Parallelen zum Roman. So flüchtete er wie Erwin, Karls Sohn, aus der französischen Kriegsgefangenschaft. 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er mit seiner Frau und seinem Sohn nach Palästina, wobei ihnen die Tschechoslowakei als Zwischenstation diente. Erwin, seiner Ehefrau Lotte, Pauls Tochter, und ihren Kindern wird ein ähnliches Schicksal zuteil.


Die Familien sind von Anfang an groß und mehren sich bis in die vierte Generation. Dank der Detailliebe Tergits hat der Leser jedoch keine Schwierigkeiten, den Konstellationen zu folgen. Hilfreich sind auch ihre einprägsamen Wiederholungen. Zuletzt erleichtert ein Stammbaum am Ende des Buches die Orientierung.


Die Familie Oppner, in die Karl einheiratet, hat drei geborene Goldschmidts an ihrer Spitze, Selma, die spätere Ehefrau von Emmanuel Oppner, Ludwig und Waldemar. Letzterer zählt neben Paul und Lotte Effinger zu den Hauptfiguren.


„Der Gelehrte und weise Menschenkenner“ ähnelt Walther Rathenow. „Er vertritt die Ideen der Aufklärung und des liberalen Denkens in seiner besten und liebenswertesten Form. Er spricht stets Klartext, und seine Verteidigung der geistigen Verdienste deutscher Juden und ihres damit erworbenen Rechtes auf die deutsche Kultur steht in ihrer humanen Radikalität dem Brief Armin T. Wegeners an Hitler (April 1933) nahe, von dem sich ein Typoskript in Tergits Nachlaß findet. Folgende Stelle hat sie markiert: ‚Haben alle diese Männer und Frauen (Albert Einstein, der Reeder Albert Ballin, der Naturforscher Ehrlich, (…) Emil Rathenau, Gründer der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, ihre Taten als Juden vollbracht oder als Deutsche? Haben ihre Schriftsteller und Dichter eine jüdische Geistesgeschichte geschrieben oder eine deutsche, ihre Schauspieler eine deutsche Sprache gepflegt oder eine fremde?’“


Fast zwei Jahrzehnte arbeitete Tergit an „Effingers“, fand aber nach dem Krieg keinen Verlag. Fehlerhafte Juden waren nicht gefragt. „!964 erschien eine Volksausgabe (im Lichtenberg Verlag) nur unter der Bedingung, daß die Autorin 20 Prozent kürzte, was sie widerstrebend tat.“ Nach zwei Lizenzausgaben und einer zweiten Auflage 1978, nahmen sich nun Klaus Schöffling als Verleger und Nicole Henneberg als Herausgeberin des umfangreichen Werkes an, wofür ich ihnen nicht genug danken kann.


Denn sie zeigen mit der Veröffentlichung von „Effingers“, dass sich Gabriele Tergit in einem Punkt geirrt hat. Wir werden nicht erst seit 1914 gelebt, sondern jeder einzelne Mensch schleppt die gesamte Menschheitsgeschichte mit sich herum, die ihn je nach Ort und Zeit in diese oder jene Richtung wirft. Vom freien Willen keine Spur!



Vera Seid


PS: Diese Rezension widme ich meinem Onkel zum 80.Geburtstag.


Gespräche aus der Community

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

 

wir verlosen 5 Exemplare von »So war's eben« von der Autorin Gabriele Tergit. Ihr könnt Euch bis zum 3. Oktober bewerben, indem Ihr unsere Frage beantwortet.

Wir sind auf Eure Antworten gespannt!

  

Liebe Grüße und viel Glück wünscht Euch Euer

 

Verlag Schöffling & Co

 


32 BeiträgeVerlosung beendet
M
Letzter Beitrag von  Maria_21vor 3 Jahren

Mein Buch ist auch angekommen. Herzlichen Dank dafür 🌼

Zusätzliche Informationen

Gabriele Tergit wurde am 04. März 1894 in Berlin (Deutschland ) geboren.

Community-Statistik

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auf 24 Merkzettel

von 7 Leser*innen aktuell gelesen

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