Der Erzengel Gabriel kündigte Maria die Geburt Jesu an. 1979 wurde der Engel nochmals zum Sprachrohr Christi.
Nur am Anfang des Buches "Die Seele auf ihrem Weg zur Vollendung" legitimiert sich Gabriele, dann löst sie sich als Person auf, reduziert sich auf die Stimme des Gottessohns.
"Vor nahezu 40 Jahren wurde noch vielfach anders gesprochen als in der heutigen Zeit", schreibt Gabriele im Vorwort der Neuauflage aus dem Jahr 2017 und tatsächlich ist ihre Sprache eine andere als die gewohnte. Doch glaube ich nicht, dass die Ursache dafür die lächerlichen 40 Jahre sind, sondern sie vielmehr den typischen Stil eines Mediums ausdrückt, der sich aus der Verbindung zwischen einer körperhaften und entkörperten Seele ergibt.
Auf dem Weg der Seele zur Vollendung, so erfährt der Leser, gibt es sieben Stufen. "Ordnung, Wille, Weisheit, Ernst, Geduld, Liebe und Barmherzigkeit." Im Folgenden erläutert die Autorin diese Stufen.
In der Ordnungsstufe werde den Seelen der Gedanke Gottes gelehrt, der die Empfindung des Lichts bedeute. "In der Willensstufe wird die Seele auf den Willen Gottes ausgerichtet." "Die Stufe der Weisheit ist eine Schöpfungsstufe, sie ist Gerechtigkeit und somit Tat."
Hier habe ich mich besonders angesprochen gefühlt, werde ich doch nicht müde, meine Schöpferkraft künstlerisch auszudrücken. "Die Seele beginnt zu schöpfen, sie nimmt einen Gedanken auf, belebt ihn im Willen und versucht in der Tat - es ist die göttliche Weisheit - ihn zu manifestieren."
"Die Stufe des Ernstes ist die waltende Schöpferliebe; diese Lichtregion ist in der ewigen Heimat im Besonderen für das Mineral-, Natur- und Tierreich erschlossen, da die geistigen Kollektive nicht auf die Vaterliebe reagieren, sondern im Besonderen auf die Schöpferliebe des Ernstes."
Das erinnerte mich an die Lehre der Kabbala, die besagt: "Der höchste Stein der Mauer fällt am weitesten weg von der Mauer." Wir sind also nur Mauersteine, haben aber als Menschen die Möglichkeit andere Steine zur Geltung zu bringen, so wie es uns Gott vorgemacht hat. An jedem Tag der Schöpfung sagt Gott eigens zu dem, was er geschaffen hat: "Es ist gut!" In dieser besonderen Bestätigung kommt die bedingungslose, mütterliche Liebe zum Ausdruck, die der Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm als das Endziel jeglicher Liebe ansah.
Gabriele schreibt: "Der Ernst ist die Schöpferliebe, er ist im Besonderen das Licht für die geistigen Kollektive ... Die Mineralien haben nur Entwicklungsstrahlen; sie reifen durch die göttliche Einstrahlung", und durch menschliches Zutun, möchte ich ergänzen.
Die letzten drei Seelenstufen sind Geduld, Liebe und Barmherzigkeit. Bei diesen drei Stufen erzeugte die Autoren meinen Widerspruch, da sie die Meinung vertritt, die östliche Lehre strebe zwar nach Gottesbewusstsein, die Seele könne aber ohne Christusbewusstsein nicht die endgültige Erlösung erfahren.
Wenn ein Buddhist das Leid annimmt, trägt er ein Kreuz, auch wenn er es nicht so bezeichnet. Es ist also eine Christusnachfolge. Warum sollte dann das himmlische Tor für ihn verschlossen bleiben?
Auch der Psychiater David Ramon Hawkins hat ein hierarchisches Modell von Bewusstseinsebenen entwickelt. Die Ebenen werden den Chakren zugeordnet, womit wir wieder bei der Zahl 7 sind.
Das Konzept der Spiral Dynamics dagegen ist nach oben offen, also nicht begrenzt. Es wurde von Don Beck und Chris Cowan auf der Grundlage der Theorien von Clare W. Graves entwickelt und erschien 1996 im gleichnamigen Buch.
Interessant an der Spirale finde ich nicht nur die Erweiterung nach oben, sondern die Zuordnung von Farben, die mich an Aurafarben erinnern.
Gabriele schreibt im Vorwort: "Die Strahlungseffekte der menschlichen Aura weisen das Bild der mehr oder minder belasteten Seele auf." Im Kapitel Weisheit heißt es: "Eure Aura muss überwiegend ein einziges Spiegelmeer von Gold und Silber sein. Dann seid ihr frei."
Ich danke Gabriele herzlich für Ihre Lektion über den Weg in die Freiheit, über "Die Seele auf ihrem Weg zur Vollendung".
Vera Seidl