Rezension zu "Oh, Gott!" von Gabriella Loser Friedli
Gabriella Loser Friedli erzählt ihre eigene Liebens- und Leidensgeschichte mit Richard, einem ehemaligen Dominikanerpriester. Die Liebe Richards zu einer Frau, die aufgrund seiner Gelübde ja gar nicht existieren dürfte. Über Jahre hinweg kämpfen sie für ihre Liebe; ein sehr schwerer Weg: Isolation, Heimlichkeiten, innere Zerrissenheit, Schwangerschaft und Abtreibung, neuer Partner, erneute Schwangerschaft, Alkoholkrankheit, Lehrverbot... Ihre Geschichte endet – im Gegensatz zu vielen anderen – glücklich. Gabriella und Richard konnten nach seiner Laisierung heiraten.
Die Autorin setzt sich als Präsidentin des Vereins vom Zölibat betroffenen Frauen (ZöFra) seit Jahren mit diesen und ähnlichen Leidensgeschichten auseinander.
Nebst der eigenen Geschichte werden in diesem Buch auch Erfahrungen von anderen Paaren sowie Priesterkindern aufgezeichnet. Es ist bedrückend, wenn ich mir vorstelle, wie diese Paare/Familien ihre Liebe über viele Jahre im Geheimen leben (müssen). Depression und Alkoholkrankheit werden hierbei mehrfach erwähnt.
„Wir konnten nicht streiten.“ (S. 29)
Einige Frauen geben an, dass ihre Partner keine Streitkultur hatten oder nicht fähig (oder willens) waren, Alltagsdinge zu übernehmen, wie z.B. kochen, waschen, putzen, Rechnungen zahlen. Dies ist insofern verständlich, da sie sich ja im Kloster nicht um solche weltlichen Dinge kümmern mussten.
Ich habe schon viele Bücher über Religion und Glauben gelesen und verstehe bis heute nicht, wieso der Zölibat Pflicht ist, obwohl er so viel Probleme bereitet. Natürlich gibt es Menschen, die den Zölibat wirklich leben können und wollen, aber sehr viele eben auch nicht. Selbstverständlich gibt es auch viele Befürworter vom Zölibat, schliesslich soll all die Liebe Gott gelten und zudem haben die Kirchendiener ja freiwillig die Gelübde abgelegt. Das stimmt. Also: Die Leidenschaft dürfte nicht sein, ist aber vielerorts da. Und nun? Schlimm finde ich, wenn die höher gestellten Kirchendiener wissen, dass jemand eine Partnerschaft und eventuell sogar Kinder hat, aber dies dann einfach tot schweigt (quasi: was ich nicht weiss, das gibt es nicht). Und das alles im Namen des Glaubens? Ist das ehrlich und aufrichtig? Für mich ein klares NEIN!
Es gibt auch Fälle, wo der Priester mehrere Frauen für seine Zwecke „benutzt“ und – sobald es unbequem wird – sich plötzlich sehr gerne wieder auf den Zölibat „besinnt“. Diese Männer überlegen sich nicht, was sie den Frauen damit antun – schlimm!