Cover des Buches Sechzig Lichter (ISBN: 9783423138475)
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Rezension zu Sechzig Lichter von Gail Jones

"Sechzig Lichter" von Gail Jones

von Jacynthe vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ein bildgewaltiger Roman über eine junge Fotografin, die sich im 19. Jahrhundert behaupten muss.

Rezension

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Jacynthevor 10 Jahren

Klappentext


Lucy Strange ist eine der ersten Fotografinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr Leben war kurz, aber prall gefüllt mit Licht, Farbe und Abenteuer. Ein grandioses viktorianisches Lebensbild zwischen Sydney, Bombay und London und zugleich eine Archäologie der Fotografie. Ein Roman von flammender Schönheit.


Meine Meinung


Ich brauche immer eine gewisse Zeit, bis ich mich an den Schreibstil des jeweiligen Autors gewöhnt habe und flüssig lesen kann. Meistens sind es nur ein, zwei Seiten, manchmal nur wenige Sätze. Selten brauche ich aber so lange, wie bei diesem Buch. Zum einen lag das daran, dass die Geschichte anfangs häufig zwischen Personen und Generationen hin und her springt. Zum anderen lag es an der wunderbar bildhaften Sprache von Gail Jones. Man sollte ja meinen, dass eine Geschichte umso farbiger wird, desto genauer und bildhafter beschrieben wird. Das mag auch so sein und Jones hat wirklich einen schönen Stil. Mir kommt dabei aber mein Bestreben in die Quere, alles genau in mich aufzunehmen und mir alles so intensiv vorzustellen, wie es geschrieben wird. Diese Eigenschaft mag ich generell schon an mir, aber wenn ich Satz für Satz innehalten muss und mir das Bild vor Augen holen will, weil es so genau und so wunderbar beschrieben ist, dann strengt das auf Dauer sehr an. Jeden beschrieben Duft will ich mir ins Gedächtnis rufen, jede Farbe genau vor Augen haben. Ich musste erst lernen, teilweise über die Sätze hinwegzulesen um den Faden nicht zu verlieren. Klingt das jetzt komisch? Naja, vielleicht versteht ja der ein oder andere von euch, was ich meine.
Die Geschichte spannt sich zwischen Australien, Indien und London und ist ständig überschattet vom Tod, was sie ein klein wenig düster wirken lässt. Schon im Klappentext wird deutlich, dass die Protagonistin Lucy Strange, eine Fotografin im 19. Jahrhundert, am Ende sterben wird. Lange dachte ich, dass es sich bei dem Buch um eine Biografie handelt, doch anscheinend sind alle Personen erfunden, was ich sehr schade finde. Ich hätte gern noch mehr über Miss Strange erfahren.
Das Buch beginnt mit ihrer Kindheit und dem Tod ihrer Eltern. Die jeweilige Geschichte von Mutter und Vater und deren Kennenlernen wird mit eingeflochten. Lucy und ihr Bruder Thomas werden von ihrem Onkel Neville nach London geholt und verleben eine recht glückliche Zeit, bis Neville sie bittet, eine Ehe mit einem alten Freund von ihm, Isaac, in Indien in Erwägung zu ziehen. Auf der Überfahrt beginnt die 16-jährige Lucy eine Affaire und wird schwanger. Eine Ehe mit Isaac kommt nun nicht mehr in Frage, doch sie werden Freunde und nach der Geburt ihrer Tochter Ellen kehrt Lucy nach London zurück - mittlerweile mit dem Wissen um die Kunst der Fotografie. Mir hat ein bisschen gefehlt, dass nicht beschrieben wurde, wie genau Lucy das Fotografieren lernt, nur dass sie von einem Fotografen unterrichtet wird, wird erwähnt. Als sie nach Hause kommt ist sie aber plötzlich im Besitz einer kompletten Ausrüstung. Ihr Bruder hat mittlerweile geheiratet und bei ihren Spaziergängen begegnet Lucy ihrem früheren Kindermädchen aus Australien wieder sowie dem jungen Jacob Webb. Doch Lucy hat Tuberkulose und stirbt schließlich im Kreise ihrer Lieben. Sie wurde 22 Jahre alt.
Lucy sieht alles um sich herum wie durch eine Kamera. Bevor sie fotografieren kann führt sie eine Art Tagebuch mit dem Titel "Besondere Gesehene Dinge" und später kommt das Buch "Nicht Entstandene Fotografien" hinzu. Sie liebt unvollkommene Fotografien, wie sie Zeit ihres Lebens nicht erwünscht waren: Lichthöfe, Schattenwürfe, Fingerabdrücke beim Entwickeln. Sie scheint stets entrückt von der Welt, schwebt immer in der Vergangenheit oder stellt sich vor, was die Menschen in der Zukunft mit der Fotografie vollbringen könnten. Ich habe mich oft gefragt, wodurch sie ihre Reife gewonnen hat, die trotz ihres jungen Alters nicht unglaubwürdig klingt. Am Ende wird sogar noch aufgelöst, warum das Buch "Sechzig Lichter" heißt, was mich zum schmunzeln brachte. Ich war erstaunt, das Jones das Buch gerade so genannt hat.
Ich vergebe 3 von 5 Wolken für dieses Buch.
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