Gavin Francis

 4,6 Sterne bei 16 Bewertungen
Autor*in von Inseln, Dem Nordpol entgegen (DuMont Reiseabenteuer) und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Gavin Francis, geboren 1975 in der schottischen Grafschaft Fife, ist Autor und praktischer Arzt. Nach seiner Approbation erkundete er auf ausgedehnten Reisen alle Kontinente. Er hat vier Sachbücher verfasst, darunter den Sunday-Times-Bestseller ›Adventures in Human Being‹ und ›Empire Antarctica‹, das 2013 auf Deutsch erschienen ist.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gavin Francis

Cover des Buches Inseln (ISBN: 9783832199890)

Inseln

(15)
Erschienen am 12.03.2021

Neue Rezensionen zu Gavin Francis

Cover des Buches Inseln (ISBN: 9783832199890)
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Rezension zu "Inseln" von Gavin Francis

evaczyk
Von Landkarten, Fernweh und Inselsehnsucht

„Die Kartierung einer Sehnsucht“ heißt das Buch „Inseln“ des schottischen Arztes und Schriftstellers Gavin Francis im Untertitel – und das ist wortwörtlich zu nehmen. Denn das Buch ist reich illustriert mit alten Landkarten, die sich mit entlegenen, oft wenig bekannten Inseln befassen. Von ungefähr kommt das nicht, denn wie Francis gleich zu Beginn des sehr persönlichen Texts erläutert, faszinierten ihn schon als Kind die Abbildungen eines alten Atlas in der Stadtbücherei.

Millenials und die ihnen folgenden Generationen können es vermutlich gar nicht mehr nachvollziehen, was der Atlas für den Jungen bedeutet hatte, der sein Fernweh mit dem Finger auf der Landkarte und seiner Vorstellungskraft stillt. Schließlich wuchs Francis noch zu einer Zeit auf, als Fernreisen bei weitem nicht so verbreitet waren und die Information selbst über entlegene Gebiete nur einen Mausklick entfernt aus dem Internet abrufbar.

Geplant war „Inseln“ als „persönliche Reise durch Landkarten und Inselgeschichten, durch die Segnungen und Nöte der Abgeschiedenheit“, über die Rolle von Inseln in der kollektiven Kultur, über den möglichen Gewinn aus der Isolation des Insellebens.  Die Corona-Pandemie habe den Ansatz seiner Überlegungen noch einmal verstärkt, schreibt Francis: „Die Welt hat sich verändert, es ist entscheidender denn je, die Vorzüge der Isolation zu schätzen und dennoch neue Wege zur Verbundenheit zu finden.“

Der Autor schildert eigene Inselerlebnisse, sei es als Naturschutzwart auf einem Leuchtturm, während eines Forschungsaufenthalts in der Antarktis oder als Besucher isolierter Inselgemeinschaften oder der Mönche auf dem Berg Athos. Daneben ist das Buch gespickt mit Verweisen aus der Literatur, etwa Robinson Crusoe. Auch die medizinischen Überlegungen kommen nicht zu kurz – ist nicht etwa die Pubertät eine wichtige Phase der Abkapselung, in der sich Jugendliche gewissermaßen auf ihre eigene, innere Insel zurückziehen?

Wenn von Sehnsuchtsinseln die Rede ist, denken die meisten vermutlich erst einmal an Traumstrände in der Südsee, im Indischen Ozean und der Karibik, an Korallenstrände und türkisblaues Meer. Doch auch wenn Francis Reisen auf das Lamu-Archipel vor der Küste Kenias und die Inseln im Titicacasee beschreibt – sein Focus liegt auf den einsamen, rauen, sturmumtösten Inseln des Nordens, seien es die Hebriden und Orkney-Inseln seiner schottischen Heimat, seien es Grönlad, die Faröer-Inseln, auf den Begegnungen mit Basstölpeln, Möwen und anderen wilden Seevögeln.  Geradezu poetisch lesen sich seine Beschreibungen von Inselerlebnissen, als er sein Zelt in der Nähe von Vogelkolonien aufschlägt und ganz den den Geräuschen von Wellen, Wind und Vogelschreien hingeben kann.

„Inseln“ nimmt den Leser mit auf die Reise – nicht nur mit Hilfe der alten Karten, sondern auch auf die Gedankenreise des Autors und die philosophischen Überlegungen über die Kontraste zwischen Inseleinsamkeit und pulsierenden Städten, zwischen Isolation und Verbundenheit und der Frage, ob die Suche nach Einsamkeit nicht auch der Selbstfindung dient: „Liegt hier der ewige Reiz von Robinson Crusoe? Dass wir alle danach dürsten, uns in der Einsamkeit zu definieren? Dass wir davon träumen, endlich Schiffbrüchige zu sein?“ Insofern ist „Inseln“ in der erzwungenen Isolation durch die Pandemie nicht nur eine Möglichkeit, Fernweh zu stillen, sondern auch die positiven Seiten der Isolation zu untersuchen.

 

Cover des Buches Inseln (ISBN: 9783832199890)
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Rezension zu "Inseln" von Gavin Francis

NoraAmelie
Magisch, tiefsinnig, wunderschön!

Als Insel- und Schottlandliebhaberin war ich sehr gespannt auf dieser Buch. Was kann es schließlich Besseres geben, als einen waschechten Schotten, der sich mit dem Thema 'Inseldasein' auseinandersetzt?

Ich bin mit Inseln vor der Nase aufgewachsen, meine gesamte Kindheit hindurch. Ausflüge und Urlaube mit Inselfeeling waren für mich normal – wenn ich auch zugeben muss, dass es mir damals hauptsächlich um Abenteuer ging.

Bis heute sind Inseln für mich Sehnsuchtsorte geblieben. Zu den Inseln meiner Kindheit sind neue, weiter entfernte dazu gekommen. Und ich bin oft überrascht, dass man neben Einsamkeit, Ruhe und Beschaulichkeit noch immer Abenteuer finden kann. Allein die Reise auf eine Gezeiteninsel, bei der man von Ebbe und Flut abhängig ist, gestaltet sich zu einem Abenteuer. Oder die mehrstündige Reise per Schiff, wenn man weiß, wie gefährlich die Strömungen sind, die man dabei durchqueren muss. 

Das Insel-Buch von Gavin Francis ist für mich persönlich ein kleiner Schatz. Schon von außen betrachtet, mit dem Landkarten-Feeling und der dezenten goldenen Prägung, macht es was her. Landkarten enthält auch das Innenleben, oft schöne alte, die man kaum noch entziffern kann. Sie sind eine wohltuende Begleitung zu den meist kurzen Texten, um das Gelesene sacken zu lassen und den Geist wieder zu erden.

Der Autor ist ein schottischer Arzt im Inselfieber, wenn er auch inzwischen in Edinburgh lebt und sich dort eher dem Meer von Menschen hingibt als dem, das erst ein paar Kilometer entfernt von seiner Haustür beginnt. Allerdings ist dieser Gegensatz bei Gavin nur ein scheinbarer. Denn er wollte bewusst ausloten, inwiefern auch im dichtesten Großstadtdschungel ein Inseldasein möglich ist.

Trotzdem sind es am Ende echte Inselgeschichten geworden, die er erzählt. Aus aller Herren Länder, wobei er selbst vornehmlich in den nördlichen Breiten unterwegs war. Natürlich auf den vielen schottischen Inseln, aber eben auch darüber hinaus.

Man liest dieses Buch nicht am Stück. Stattdessen lässt man die einzelnen Textstücke auf der Zunge zergehen wie gute Schokolade. Und fühlt sich dabei unendlich inspiriert. Immer wieder war ich versucht, den einen oder anderen erwähnten Namen, winzige Eilande oder Buchtitel zu googeln, die Gavin erwähnt. Man könnte auch sagen, »die Kartierung (s) einer Sehnsucht«, wie der Untertitel lautet, ist ein Querschnitt durch menschliche Geschichte und die der Literatur und der verschiedensten Wissenschaften. Es scheint beinahe so, als hätte sich jeder historische V.I.P. in irgendeiner Form zum Thema 'Insel' geäußert. Ich wage gar nicht, mir vorzustellen, mit welchem Aufwand Gavin recherchiert hat.

Das Ergebnis jedenfalls kann sich definitiv sehen lassen. Es ist eine bibliophile Kostbarkeit, die in den Bücherschrank eines jeden Inselverrückten gehört :-) Ein Buch, das man haben MUSS!


Cover des Buches Inseln (ISBN: 9783832199890)
Shannons avatar

Rezension zu "Inseln" von Gavin Francis

Shannon
Die Kartierung einer Sehnsucht

Wer will derzeit nicht auf einer Insel liegen und seinen Tagträumen nachhängen - während ein Lockdown den anderen jagt. Gavin Francis hat diese Sehnsucht schon lange, auch wenn sie ihn eher Richtung Norden und in kältere Gefilde trägt. In diesem Buch gibt er dieser Leidenschaft nun Ausdruck.


Vor allem die Inseln Schottlands haben es ihm angetan, doch im Buch werden Reisen bis ins ferne Feuerland, Athos und in die Antarktis dokumentiert – er sucht den Reiz überall. Im Thoreauschen Sinne sucht er den Gegensatz von Isolation und Verbundenheit, was für ihn gleichbedeutend mit dem Unterschied von dem Ich und die Anderen, Insel und Stadt ist.


Inspiriert vom Thema der Isolation und des Auf-sich-selbst-Gestelltseins hängt Francis ganz in Anklang an Robinson Crusoe etwa der Frage nach, ob der Wert von Inseln darin liegt, dass sie vereinfachen. „Zu graben, zu backen, zu pflanzen, zu bauen – wie ernst diese einfachen Tätigkeiten sind“ schreibt schon Virgina Woolf in Bezug auf Crusoe. Auch sie konnte sich des Reizes nicht entziehen.


Diese Querverweise auf die Literatur machen dieses Buch für mich so lesenswert. Francis geht dabei sogar soweit, zu behaupten, Bücher seien tragbare Inseln, was mich nicht nur schmunzeln lässt, sondern wofür ich ihm auch unendlich dankbar bin, denn so fühlt es sich für mich als Leser auch wahrhaft an.


Im Gestrandetsein sieht er eine grundlegende Sehnsucht des Menschen sich in der Einsamkeit zu definieren. In der Isolation grenzen wir uns von anderen ab – daher auch die Frage nach den drei Dingen, die man auf eine einsame Insel mitnehmen würde, oder nach Musikstücken ohne die es nicht ginge. Solche Entscheidungen definieren das Ich. Ebenso sieht er die Suche nach dem Ich in der Frage: „Also erzähl mal, wie war’s?“ nach der Rückkehr aus der Antarktis. Was der Fragesteller hier eigentlich wissen will, wie bei jeder extremen oder ungewöhnlichen Erfahrung: Wenn mir so etwas zustoßen würde – wie würde ich damit zurechtkommen? Sogar in Pilgerreisen sieht Francis eine „Inselerfahrung“ – „insulär inmitten der flutenden, ozeanischen Massen anderer Menschen“.


Was den Leser hier erwartet, ist ein sehr schöner Bildband mit vielen Karten und einer reichen Gedankenwelt rund um Inseln, Isolation, der Suche nach Einsamkeit, aber auch nach Gemeinschaft und viele, viele Zitate aus der Literatur zu dem Thema. Der Autor hat gut recherchiert und lebt hier eine Leidenschaft aus – das merkt man. Die Verbindung aus geographischem Inhalt, Reiseberichten und Philosophischem kam bei mir sehr gut an und ich kann mit Fug und Recht behaupten hier ein echtes Highlight des Jahres 2021 entdeckt zu haben. Ich wünsche dem Buch eine große Leserschaft!

Gespräche aus der Community

Im Rahmen dieser Aktion suchen wir 20 Leser*innen, die Lust haben, Gavin Francis' »Inseln – Kartierung einer Sehnsucht« (Übersetzung: Sofia Blind), per Erscheinungstermin am 12.03. zu lesen und den Titel im Laufe dieses Monats zu rezensieren.

147 BeiträgeVerlosung beendet
Shannons avatar
Letzter Beitrag von  Shannonvor 4 Jahren

So, nun hab ichs geschafft! Danke nochmals für die Geduld und danke, dass ich teilnehmen durfte. Das Buch war wirklich ein Gewinn für mich!

Meine Rezension habe ich neben lovelybooks auch auf Thalia und Amazon veröffentlicht.

https://www.lovelybooks.de/autor/Gavin-Francis/Inseln-2798374731-w/rezension/2934017095/


Community-Statistik

in 29 Bibliotheken

auf 9 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

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