Gavino Ledda

 4,2 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor*in von Padre Padrone, Die Sprache der Sichel und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Gavino Ledda wurde 1938 in Siligo auf Sardinien geboren. Nach Abschluß seiner sprachwissenschaftlichen Studien in Rom kehrte er in seine Heimat zurück, um an der Universität von Sassari Linguistik zu lehren. Sein erstes Buch ›Padre Padrone‹ wurde 1975 mit dem Premio Viareggio ausgezeichnet, von den Brüdern Taviani erfolgreich verfilmt und in fast alle Weltsprachen übersetzt. Ledda lebt heute in seinem Heimatdorf Siligo.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gavino Ledda

Cover des Buches Padre Padrone (ISBN: 9783423131216)

Padre Padrone

(10)
Erschienen am 01.10.2003
Cover des Buches Die Sprache der Sichel (ISBN: 9783596252282)

Die Sprache der Sichel

(2)
Erschienen am 01.09.1991
Cover des Buches Padre Padrone. Mein Vater, mein Herr (ISBN: 9783596222322)

Padre Padrone. Mein Vater, mein Herr

(1)
Erschienen am 01.02.1993

Neue Rezensionen zu Gavino Ledda

Cover des Buches Padre Padrone (ISBN: 9783423131216)
Jorokas avatar

Rezension zu "Padre Padrone" von Gavino Ledda

Joroka
Arbeiten, arbeiten war sein ganzes junges Leben

Savino war es nur sehr kurz vergönnt, die Dorfschule im sardinischen Bergdorf Siligo besuchen zu können, zu kurz um Lesen oder Schreiben zu lernen. Sein Vater entschied, dass er ihm in der abgeschiedenen Einöde entfernt von seiner Mutter und Geschwistern als Arbeitskraft zu dienen habe, vor allem als Hüter der Schafherde. Gavino sträubt sich zuerst, doch sein Vater macht ihn durch brutale Gewalt gefügig.


In diesem autobiographischen Roman erzählt dieser Junge Jahre später von einer Kindheit als Arbeitsmaschine, mit vielen Entbehrungen und ganz ohne Ferien. Fast 2/3 des Buches widmet Ledda seiner Kindheit und Jugend, in einem weiteren Drittel seinen Weg der Loslösung von den alten Banden und seiner Emanzipation.


Was für ein Unterschied besteht zwischen der Kindheit der allermeisten mitteleuropäischen Kinder heutzutage und dem tristen im Buch beschriebenen kargen Leben als Hirtenjunge im Bergland von Sardinien. Was heute zum Reiseziel für gestresste Mitteleuropäer dient, war noch vor 60 Jahren karge und unwirkliche Ödnis, mit wenig Perspektive für die dort lebenden Menschen.


Doch selbst meine Elterngeneration, in ähnlichem Alter wie Ledda, berichtet von ihrer Kindheit auf dem Land in Baden bzw. Ostpreußen auch nicht gerade vom großen Zuckerschlecken. Kindheit hat sich gewandelt, zumindest in der westlichen Welt. Doch viele ähnliche Geschichten könnten sicherlich unzählige Kinder aus anderen Regionen der Erde auch heute noch erzählen, wenn sie jemals die Möglichkeit dazu bekommen würden.


Ledda konzentriert sich zunächst lange auf die Vater und Sohn-Ebene. Eigentlich geht es um eine Form der Versklavung. Nur selten wird so etwas wie Vaterliebe erkennbar. Gavino Ledda findet nach vielen leidvollen Jahren dann den Weg aus seiner Knechtschaft, sonst hätte er auch nie dieses Buch schreiben können. Für mich als Leser war es beeindruckend, so nahe an seinem Leid in seinem frühen Leben teilhaben zu dürfen, obgleich er mitunter sehr ereignislose Zeiten blieben. Er schreibt auch schonungslos über den Umgang mit dem sexuellen Trieb unter den Hirtenburschen. Eigentlich hat mir aber das letzte Drittel am besten gefallen, als er seinen Weg aus dem alten Leben heraus beschreibt, und wie viel Einsatz er an den Tage legt, um seine Schulabschlüsse nachzuholen. Ledda schreibt sehr nahe an seinen Gefühlen und inneren Vorgängen. So ist quasi ein Mitleiden und Mitfühlen gut möglich.


Es gibt ein Nachwort von Richard Schwaderer (informativ) und eine „Widerwiedergesungen“ vom Autor selbst aus dem Jahr 2001 (da bleibt bei mir ein großes Fragezeichen über Sinn und Zweck).

















Cover des Buches Padre Padrone (ISBN: 9783423131216)
Herbstroses avatar

Rezension zu "Padre Padrone" von Gavino Ledda

Herbstrose
Sardinien wie man es nicht kennt …

Gerade mal einen Monat durfte der 6-jährige Gavino zur Dorfschule gehen, dann wird er von seinem Vater rigoros heraus genommen und gezwungen, als Hirtenjunge die Schafe und Ziegen der Familie zu hüten. Für den kleinen, zarten Jungen beginnt eine schier unmenschliche Zeit, in der er alleine der kargen Wildnis in Sardiniens Bergen ausgesetzt ist. Statt wohlbehüteter Kindheit durchlebt Gavino ein endloses Martyrium, bei dem er selbst beim kleinsten Fehler vom Vater gnadenlos gezüchtigt wird. Das soll sich erst ändern, als er sich mit 20 Jahren freiwillig zum Militär meldet. Dort lernt er endlich Lesen und Schreiben, macht eine Lehre als Radiomechaniker und bildet sich autodidaktisch so weit, dass er sogar die Prüfung als Lehrer besteht. Dann geht er zurück in sein Dorf Siligo auf Sardinien, wo sich nichts verändert hat … 

Was anmutet wie finsterstes Mittelalter, ist noch gar nicht so lange her. Der Autor Gavino Ledda veröffentlichte seine Autobiografie erstmals 1975 auf Italienisch, 1977 wurde das Buch verfilmt, die erste deutsche Übersetzung erschien 1980. Es ist ein erschütternder Bericht über eine unvorstellbar harte Kindheit und Jugend auf Sardinien in den Jahren zwischen 1945 und etwa 1965, geprägt von Demütigungen und Schlägen, aber auch über den unbändigen Willen eines jungen Mannes zu lernen, sich zu bilden und sich von der Abhängigkeit des übermächtigen Vaters zu lösen. Gavino Ledda bedient sich einer kraftvollen, schnörkellosen Sprache und beschönigt dabei nichts – nicht die Lebensbedingungen auf dem Niveau von Tieren, nicht die Grausamkeit der Menschen, nicht die sexuellen Nöte, nicht die bestialische Gewalt und nicht die existenziellen Ängste. Es ist auch eine herbe Kritik an der Gesellschaft, die das Analphabetentum tolerierte und bei Kinderarbeit, Unterdrückung und brutaler Züchtigung einfach wegsah. Wunderbare Natur- und Landschaftsbeschreibungen versöhnen und runden die Geschichte passend ab.


Cover des Buches Padre Padrone (ISBN: 9783423131216)
JohannesGroschupfs avatar

Rezension zu "Padre Padrone" von Gavino Ledda

JohannesGroschupf
Archaisches Sardinien

Wer Sardinien liebt, wird auch diesen Roman lieben.
Gavino Ledda erzählt seine eigene Kindheit und Jugend, die er in den Bergen Sardiniens als Schafhirte verbrachte.

Sein Vater nahm ihn, als er kaum sechs Jahre alt war, nach wenigen Wochen wieder von der Dorfschule und bildete ihn zum Schafhirten aus. Es wird eine strenge, gewalttätige Lehre, und sie endet in der Einsamkeit des Hirten. In dieser Einsamkeit aber lernt Ledda die Sprache der Natur zu verstehen: "Das Prasseln des Regens im Wald sowie Donner und Wind waren die einzigen Worte, die mir damals zu hören gegeben waren, und bei ihnen fühlte ich mich wohl."
Sehr spät findet er die Kraft, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und seinen Traum eines Studiums auf dem italienischen Festland zu verwirklichen.

Das Buch ist 1975 erschienen, bekam viele Preise und wurde durch die Verfilmung weltweit bekannt. Immer noch lesenswert - einfach zeitlos.

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