Ein schön gestaltetes kleines Buch über ein wichtiges Thema. Grenzen. Was sind Grenzen, aber noch wichtiger, „was bewirken Grenzen?“
Gazmend Kapllani ist in Albanien aufgewachsen, und lebte dort zwischen Grenzen, teilweise zwischen mehrere Grenzen, in der Grenzzone. Und die Grenzen haben im geprägt. Welche Wirkung haben Grenzen auf Menschen? Irgendwann schafft er es, in 1991 wenn das Hoxha-regime bröckelt, über die Grenze nach Griechenland zu fliehen. Und damit wird er von einem von Grenzen beschützten Kamerad zu einer (ausgegrenzten) Flüchtling ohne irgend einen Schutz, da er ja, die Grenze überquert hat.
Das Buch ist aus 2 Perspektiven erzählt worden. Die erste ist die Perspektive des Eingeschlossenen, (immer in Italic), wo er seine Erlebnisse, oft sehr humorvoll über die idiotische Alltag im Kommunistischen Albanien erzählt. Es ist voll Humor, obwohl es eigentlich zum Weinen ist. Man sieht wie de Leute versuchen zu überleben und den Willkür überlassen sind. Ihnen wird gelernt, dass es verboten ist über die Grenzen zu gehen, ja sogar zu denken. Und dass drinnen das Paradies ist, und draussen die absolute Elend (das Kapitalismus). Oft kommen doch kleine Zeichen, über Fernseher, über das Meer etc. aus der Aussenwelt an und die sprechen eine andere Sprache. Also wissen viele dass es noch eine andere Welt gibt, die vielleicht besser ist, schlechter geht ja nicht. Also erfüllen die Grenzen den Menschen mit einer Art von Sehnsucht. Teilweise sind in dieser Perspektive auch Kapitel geschrieben über später, wenn er im Griechenland arbeitet, von seinem Leben als Flüchtling oder Ausländer, wo man auch wieder ausgegrenzt wird. Man kommt nie wirklich an. Der Heimat kann man entliehen, aber es bleibt deinen Heimat.
Die zweite Perspektive ist die der Flucht. Irgendwann gelingt es ihm zusammen mit ein paar anderen über die Grenze nach Nord-Griechenland zu fliehen. Dort kommt er in einem Lager. Vorerst kann er sich keine Arbeit suchen und wie erwünscht arbeiten um Geld zu verdienen, und endlich sein eigenes Leben zu gestalten. Auch hier ist viel vom Willkür und Zufall abhängig. Auch wieder wird das Lagerleben und den Alltag mit einem gewissen Humor beschrieben, obwohl es alles andere als gut war. Auf einem Punkt sind sich alle einig, die Welt ausserhalb der Grenzen ist nicht schlecht, und viel moderner als erwartet. Schön beschrieben sind die erste Eindrucken in einem Supermarkt. Also zurück möchte niemand. Aussichtslos ist das Leben auch hier zum Teil. Im Lager und während dem Flucht folgen wir den Schriftsteller und 4 verschieden Protagonisten, alle sind gut ausgearbeitet.
Das Buch ist ein Roman, obwohl es sicher sehr viele autobiografische Elementen hat. Aber die Szenen, die Spannung, die sehr unterschiedliche Charaktere sind sehr gut beschrieben. Die Sprache ist schön, teilweise leicht (nicht negativ gemeint) und oft humorvoll. Ich habe das Buch in der deutschen Übersetzung gelesen und weiss nicht in wie weit die Sprache vom griechischen Original abweicht. Für mich war es ein Buch, das ich gerne gelesen habe, das mich wieder mal zum Nachdenken über vieles (Grenzen, Flüchtlingen, Ausländer, Anderssein, usw.) angeregt hat. Dazu gehört noch ein sehr schönes Cover. Also dieser Autor werde ich noch länger verfolgen. Leider sind alle andere Bücher (noch) nicht auch Deutsch erschienen. Teilweise schon auf Französisch.