Geetanjali Shree

 3,7 Sterne bei 19 Bewertungen
Autor*in von Mai, Im leeren Raum und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Geetanjali Shree (eigentlich Geetanjali Pandey), geboren 1957 in Mainpuri, Indien, studierte neuere indische Geschichte. Zunächst begann sie eine akademische Karriere als Historikerin und Sozialwissenschaftlerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Ihr Autorenname Geetanjali Shree, unter dem sie ihre auf Hindi verfassten literarischen Texte publiziert, setzt sich aus ihrem eigenen Vornamen und dem Vornamen ihrer Mutter zusammen. 2022 wurde sie mit dem Booker International Prize ausgezeichnet. Sie lebt in Neu-Delhi.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Geetanjali Shree

Cover des Buches Mai (ISBN: 9783293209749)

Mai

(14)
Erschienen am 13.03.2023
Cover des Buches Im leeren Raum (ISBN: 9783861763611)

Im leeren Raum

(2)
Erschienen am 21.03.2018
Cover des Buches Unsere Stadt in jenem Jahr (ISBN: 9783293408791)

Unsere Stadt in jenem Jahr

(1)
Erschienen am 06.11.2015
Cover des Buches Weißer Hibiskus (ISBN: 9783293308800)

Weißer Hibiskus

(1)
Erschienen am 06.11.2015
Cover des Buches Tomb of Sand (ISBN: 9781911284611)

Tomb of Sand

(1)
Erschienen am 26.08.2021

Neue Rezensionen zu Geetanjali Shree

Cover des Buches Mai (ISBN: 9783293209749)
E

Rezension zu "Mai" von Geetanjali Shree

Esther1987
Familienkonstruktion in Indien

Heute möchte ich euch #mai von #geetanjalishree aus dem #unionsverlag vorstellen. @shreegeetanjali ist in Indien geboren worden und studierte neuere indische Geschichte. Bevor sie Schriftstellerin wurde war sie Historikerin und Sozialwissenschaftlerin. Sie wurde 2022 mit dem #bookerinternationalprize  ausgezeichnet.  Sie lebt in Neu- Delhi.

Die Hindiausgabe erschien 1993 . Im #draupadiverlag 2010 und jetzt neu erschienen im #unionsverlag @unionsverlag .

Die Autorin Geetanjali Shree porträtiert in dem Buch drei Generationen einer indischen Familie in den 60er bis 80 er Jahren des 20. Jahrhunderts. 

Es geht um titelgebende Mai, sie hat auf den ersten Blick ein tolles Leben.  Die Familie ist wohlhabend und sie lebt gemeinsam mit ihren Schwiegereltern,  ihrem Mann, dem Sohn Subodh und der Tochter Sunaina in einem großen Haus. Schnell wird deutlich, dass Mai keine schöne Rolle in der Familie hat, sie muss alle andere bedienen und hat in ihrem eigenen Haus nichts zu sagen. Die Kinder möchten ihre Mutter aus diesen Zwängen befreien und diese retten.  Sie haben eine westliche Einstellung und studieren dann auch in Großbritannien. 

Dieses Buch wirft verschiedene Fragen auf und es ist sehr vielschichtiger als man am Anfang meinen könnte. 

Will Mai überhaupt gerettet werden? Muss sie das überhaupt? Ist sie wirklich schwach und nur ein Opfer? Es wird in verschiedenen Situationen deutlich,  dass in Mai viel mehr steckt als eine Sklavin ohne eigene Meinung und ohne eigenen Willen. Wer ist Mai wirklich? Und wer in der Familie wird wirklich unterdrückt? Oder unterdrücken sich die Familienmitglieder gegenseitig?

Der Roman wird aus Sicht der Tochter Sunaina erzählt. Er beginnt stark und fesselnd und ich habe ein 5 Sterne Highlight gewittert. Sunaina erzählt über die Kindheit in der Familie,  über die Rollen der einzelnen und die familienstruktur. Nach 110 Seiten erzählt Sunaina dann über ihre Person bzw. Ihren Werdegang,  der mich nicht richtig fesseln konnte.  Auch hat man immer das Gefühl das es sich das gesagte wiederholt,  am Ende eines jeden Kapitels, denkt der Leser dann:  ja die Moral hab ich jetzt verstanden. 

Cover des Buches Mai (ISBN: 9783293209749)
lesehorizonts avatar

Rezension zu "Mai" von Geetanjali Shree

lesehorizont
Indien im Wandel der Zeit- ein Miniaturportrait

Ein wiederentdeckter indischer Roman einer mir bislang völlig unbekannten Autorin - das hat mich neugierig gemacht. 

Im Roman "Mai" von Geetanjaki Shree geht es im Kern um die Situation Indiens zwischen Tradition und Moderne, der sich auch als Konflikt zwischen den Generationen darstellt. Mai bewegt sich im Grunde nur im Inneren des Hauses und umsorgt die Familie - ganz dem traditionellen indischen Rollenverständnis der Parda entsprechend. Ihre Kinder, inspiriert und verlockt von moderneren Vorstellungen und eher "westlichen" Vorstellungen können dies nicht nachvollziehen, geschweige denn Verständnis dafür aufbringen. 

Sunaina erzählt Episoden aus dem Familienleben und blickt zurück auf Geschehenes. Wir erhalten Einblicke in unterschiedliche Lebensphasen, allerdings keiner strikten Chronologie folgend. Dadurch lernen wir viel über die Kultur Indiens. Gerade am Beispiel von Mais Kindern werden moderne Einflüsse deutlich: Sunaina beispielsweise träumt von Bildung, die im traditionellen Parda System Frauen versagt bleibt. Ihr Bruder unterstützt sie in ihren Emanzipationsbestrebungen. 

Mai selbst erträgt die Gängelungen, die von den im Haus lebenden Schwiegereltern ausgehen. Sie widersetzt sich nicht. Zunächst denken Sunaina und Subodh, ihre Mutter aus dem Parda System befreien zu müssen, da sie selbst modernere Werte hoch halten. Doch im Laufe der Zeit reflektiert insbesondere Sunaina ihre Position und lernt dabei, ihre Mutter besser zu verstehen. Und als LeserInnen folgen wir ihr darin. Nicht alles ist so, wie es einem von außen betrachtet zunächst erscheint. Einen offenen Widerstand gegen das System und die inhärenten Rollenzuschreibungen übt Mai nicht aus, jedoch nutzt sie subtile Möglichkeiten und zeigt darin ihre besondere Stärke.

Shree nimmt die Leserschaft mit in ein schillerndes Indien im Wandel, in dem Konflikte zwischen Tradition und Moderne sich auch als Konflikt zwischen den Generationen darstellen. Das fand ich interessant zu lesen. Über Indien habe ich Einiges dazu gelernt. Leider konnte mich dieser Roman aber nicht ganz so fessln wie andere große indische Romane beispielsweise von Rohinton Mistry. Ich werde die Autorin und ihre Werke dennoch gerne im Blick behalten. 

Cover des Buches Mai (ISBN: 9783293209749)
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Rezension zu "Mai" von Geetanjali Shree

Irisblatt
Drei Frauenleben im Wandel der Zeit

„Mai“ ist das bereits 1993 publizierte Romandebüt der indischen Schriftstellerin Geetanjali Shree, die ihre Bücher auf Hindi verfasst. 2010 wurde es von Reinhold Schein ins Deutsche übersetzt und nun 13 Jahre später im Unionsverlag neu herausgegeben. Erst kürzlich gewann die Autorin mit „Tomb of Sand“ den Man Booker International Prize.

Handlungsort ist ein unweit von der Stadt gelegenes Anwesen einer wohlbetuchten, sehr traditionell/konservativ lebenden hochkastigen Familie in Nordindien. Die Frauen leben nach der Tradition des Parda (= Hindi: Vorhang). Diese sieht neben der Verschleierung auch eine Abschottung der Frauen innerhalb des Hauses vor und beschränkt Ausflüge nach draußen für Frauen auf das notwendige Minimum. 

„Mai“, was auf Hindi „Mutter“ bedeutet, ist eine ruhige, aus der Retrospektive erzählte Familiengeschichte, in der vor allem die Frauen im Fokus des Interesses stehen.

Ich-Erzählerin Sunaina erzählt sprunghaft, ohne Rücksicht auf eine chronologische Abfolge der Ereignisse, Episoden aus ihrer Kindheit, Jugend und ihrem Leben als erwachsene Studentin und Künstlerin. Eng verbunden fühlt sie sich mit ihrem Bruder Subodh, der zunächst ihr wichtigster Spielgefährte ist und ihr später Zugang zu Bildung in Form von Literatur eröffnet, die für Mädchen im Bildungskanon normalerweise nicht vorgesehen sind. 

Im Haus leben ebenfalls, wie in Indien üblich, die Schwiegereltern. Mai wird von ihrer Schwiegermutter herumkommandiert, beschimpft, gedemütigt und zur Arbeit angehalten. Unterwürfig erledigt sie sämtliche Aufgaben, die an sie herangetragen werden. Schon früh entwickeln Sunaina und Subodh den Plan, ihre Mutter zu retten, sie aus dem Parda zu befreien, damit diese ein freies, selbstbestimmtes Leben führen kann. Doch sie müssen feststellen, dass Mai gerne die Arbeiten im Haus erledigt und sich nicht retten lassen will. Während die Schwiegermutter ganz in ihrer traditionellen Rolle aufgeht, zeigt Mai im Laufe ihres Lebens durchaus Handlungsweisen, die im traditionellen Rollenverständnis nicht vorgesehen sind. Sie setzt sich vor allem auf eine stille Art für die Interessen ihrer Kinder ein, toleriert bei ihnen, den Traditionen zuwiderlaufende Handlungsweisen und unterstützt sie dabei, ihren eigenen Weg zu finden, unabhängig von Rollenzuschreibungen. Alles wird einfacher für Mai, nachdem ihre Schwiegermutter gestorben und sie freie Hand im Frauenbereich hat. Ab diesem Zeitpunkt erhält sie auch Unterstützung von ihrem Ehemann in Form zahlreicher Haushaltsgeräte, die er zur Arbeitserleichterung erwirbt. Vor dem Tod der Schwiegermutter waren solche Investitionen offenbar unmöglich.

Sowohl Sunaina als auch Subodh gehen auf Eliteschulen mit einem westlich orientierten Bildungssystem, wodurch sie sich zeitweise in völlig anderen Lebenswelten zurechtfinden müssen. Sunaina ist folgerichtig diejenige der drei Frauen, die sich vom traditionellen Rollenverständnis am weitesten entfernt, die ihre Mutter verstehen will, sich an ihr reibt und selbst ihren Platz als Frau in der Gesellschaft sucht. 

Besonders gut gefallen hat mir, wie auf wenigen Seiten ein farbenfrohes Bild des Haushalts und seiner Bewohner*innen entsteht. Die vielen unterschiedlichen Gerichte, die Mai zubereitet, kann man fast riechen und schmecken. Sehr gelungen finde ich, dass die Mutter im Laufe des Romans an Kontur gewinnt. Sie ist nicht die unterdrückte Frau, wie es zu Beginn scheint; sie hat viele Facetten, erledigt ihre Arbeit mit einer inneren Würde und Stärke und durchläuft eine Entwicklung. Der Roman beleuchtet sehr gut die Geschlechterverhältnisse und -rollen, den kulturellen Wandel, der vor allem seit der wirtschaftlichen Öffnung Indiens im Jahr 1991 an Fahrt aufgenommen hat und die seither schwindende Macht der Schwiegermütter.

Wer sich für andere Kulturen und Wandlungsprozesse interessiert und einen dahinfließenden Erzählton ohne besondere Höhen und Tiefen mag, ist hier richtig.

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