Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren, werden das Buch nicht zu Ende lesen, denn wenn es wirklich allgemeine Schlussfolgerungen für alle geben sollte, die man aus dem gelegentlichen Affentheater am Elfmeterpunkt ziehen kann, dann findet man sie erst auf den letzten Seiten dieses Buches. Davor geht es in aller Ausführlichkeit um alle Aspekte dieses Nervenspiels.
Für Trainer und Spieler dagegen öffnen sich vermutlich Welten mit diesem Text. Ihnen muss man dieses Buch ans Herz legen, denn es wird mit Sicherheit zu erheblichen Verbesserungen von Spielern führen, die für das ausführen von Strafstößen vorgesehen sind.
Manche (auch sehr bekannte) Fußball-Lehrer behaupten, man könne Elfmeterschießen nicht trainieren, weil sich der tatsächliche Stress in einer solchen Situation nicht simulieren lässt. Dem widerspricht der Autor deutlich und einleuchtend. Er schlägt zum Beispiel vor, dass Spieler vor der versammelten Mannschaft vom gegenüberliegenden Tor zum Elfmeterpunkt gehen müssen, bevor sie den Strafstoß ausführen. Natürlich entspricht das nicht der Spannung, die in einem Endspiel entsteht, das auf eine solche Weise entschieden wird. Aber etwas Stress entsteht so doch. Und das reicht. Man kann beispielsweise auch eine Wertung oder einen Wettbewerb innerhalb der Mannschaft organisieren.
Den tatsächlichen Stress am Elfmeterpunkt analysiert der Autor dann in allen Einzelheiten und mit überzeugenden Statistiken. Wenn man sich für Fußball interessiert, wird man dieses Buch vermutlich höchst aufschlussreich finden, zumal es auch zahlreiche historische Beispiele enthält. Ich möchte nicht wissen, wie viele Videos sich der Autor von allen großen internationalen Meisterschaften angesehen und analysiert hat. Herausgekommen ist bei seiner Analyse jedenfalls ein für Fußballer unschätzbarer Text, der ihre Leistungen beim Elfmeterschießen vermutlich drastisch verbessern wird.
Das Ganze beginnt bereits mit der Frage, wie lange man nach dem Pfiff des Schiedsrichters warten sollte, um mit der Ausführung zu beginnen. Dann erfährt man in mehreren Kapiteln eigentlich alles über das Psychospiel zwischen Schützen und Torwart. Tatsächlich sieht man davon im Fernsehen nur einen Bruchteil, weil man zum Beispiel nicht hören kann, was so mancher Keeper da von sich gibt.
Übrigens liegt die Erfolgsquote beim Elfmeterschießen bei Profis etwa um die 80 Prozent, meist etwas tiefer. Aber es gibt auch Profis mit einer um zehn Punkte höheren Erfolgsquote. Was sie von anderen unterscheidet, findet man im Text.
Ich kann nur jedem aktiven Fußballer und jedem Trainer dieses Buch empfehlen. Wer unvorbereitet in ein Elfmeterschießen geht, sollte sich nicht wundern, wenn er dabei alt aussieht. Insbesondere trifft das auf Mannschaften zu die im Profibereich aktiv sind.
Leider muss man sich beim Lesen ständig mit dem Gender-Stern herumschlagen, was den Lesefluss erheblich stört und ein noch vorhandenes Sprachgefühl verletzt und beleidigt.
Vor allem für Fußballprofis und deren Trainer eine Bibel fürs Elfmeterschießen