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Wir schreiben den 13. Dezember 1937. Im zweiten japanisch-chinesischen Krieg ist Nanking, die Hauptstadt Chinas, gefallen und besetzt worden. Doch noch gibt es einen kleinen Zufluchtsort für ein paar wenige. Eine amerikanische Kirche bietet neutralen Schutz für sechzehn Schülerinnen, versteckt auf dem Dachboden. Die Vorräte werden bereits knapp, als vierzehn Prostituierte vor den Pforten stehen und Einlass begehren. Pfarrer Engelmann kann sie nicht abweisen, und so beginnt ein Versteckspiel innerhalb zweier so unterschiedlicher Lage.
Fast vergessener Völkermord
Man kann die menschliche Geschichte drehen und wenden, wie man will, doch eines bleibt bestehen: Jedes Volk hat seine finstersten Momente. Auf japanischer Seite ist einer dieser Momente jener im Dezember 1937, als die chinesische Hauptstadt Nanking fiel.
Geling Yan zeigt uns anhand eines kleinen neutralen Fleckens Erde in besetztem Gebiet, wie Menschen auf kleinstem Raum miteinander auskommen müssen, wie Vorurteile ausgesprochen und verändert werden. Wie aus Freunden Feinde werden und umgekehrt. Die Schülerinnen von St Maria Magdalena verstecken sich zu sechzehnt auf dem Dachboden der Kirche. Außer ihnen befinden sich nur noch der Pfarrer Engelmann, der Diakon Fabio, George der Koch und Ah Gu der Mann für alles auf dem Gelände. Bis sich vierzehn, vor den japanischen Soldaten geflohene, Prostituierte ebenfalls einquartieren. Sie erwecken Abscheu in den Mädchen, die meist aus gutem Hause stammen und Frauen wie die elegante Yuma oder die quirlige Hongling nur als Abschaum betrachten.
Während sich die Lage in Nanking immer weiter zuspitzt, geraten auch die Fronten innerhalb der Kirche immer mehr aneinander. Die Mädchen verurteilen die Frauen für ihren Lebenswandel und beäugen ärgerlich die abgezwackten Essensrationen. Als das Wasser zur Neige geht und jemand das Gelände verlassen muss, kommt er nicht wieder. Als dann auch noch drei chinesische Soldaten – einer davon ein schwerverletzter Junge – in die Kirche gebracht werden, ist das Maß beinahe voll. Und dann steht das japanische Militär plötzlich vor der Tür und verlangt nach den Chormädchen, um sie zur Freude der japanischen Soldaten mitzunehmen.
Schaut man sich an, wie viel Unheil das Massaker von Nanking über die chinesische Bevölkerung gebracht hat, raubt es einem beinahe den Atem. Schätzungen zufolge wurden bis zu 200.000 Menschen Opfer der Kriegsverbrechen Japans. „Die marodierenden japanischen Soldaten schnitten Frauen die Brüste ab, nagelten Kinder an die Wände oder rösteten sie über offenem Feuer. Sie zwangen Väter, ihre eigenen Töchter zu vergewaltigen und kastrierten chinesische Männer. Sie häuteten Gefangene bei lebendigem Leib und hingen Chinesen an ihren Zungen auf.“ (Quelle: Welt.de) Außerdem wurden tausende Frauen egal welchen Alters verschleppt und in sogenannte „Trosthäuser“ gebracht, vergewaltigt und hinterher auf bestialische Art und Weise ermordet.
Vor diesem Hintergrund erscheint das Schicksal der Mädchen von Nanking auf so viele Arten erschütternd, auch wenn hier die beschriebenen Gegebenheiten fiktional sind. Der Deutsche John Rabe, der zu dem Zeitpunkt ebenfalls in Nanking lebte und oftmals mit Oskar Schindler verglichen wurde, beschreibt in einem Bericht die Zustände auf den Straßen Nankings nach der Besetzung, bei denen sich Gänsehaut breitmacht.
Fazit
Wieder ein Stück menschengemachter Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Und auch wenn das Lesen dieser Bücher schmerzhaft ist, so entsprechen sie unserer Historie und sind wichtig, damit niemand die Gräuel vergisst, die wir Menschen einander bereits angetan haben.