Rezension zu "Alles überstanden?" von Christian Drosten
Wenn man in den heutigen Tagen am bösen „C“ erkrankt, wirft das Fragen danach auf, wie man sich nun verhalten soll. Geht man arbeiten, wenn man keine Symptome hat? Einkaufen oder zu einem Konzert? Melden muss man es ja nur noch in Gemeinschaftseinrichtungen und ich kann euch sagen, dass uns kaum jemand mitteilt, ob ein Kind an COVID erkrankt ist, Tests gibt es auch kaum noch. Mein Arzt weigert sich sogar mich weiter krank zu schreiben wenn die Symptome abgeklungen sind und der Virus nur noch per Test nachweisbar ist…
Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus. Ich weiß, dass viele über diese Einschränkungen nicht mehr gerne lesen möchten aber es ist ein Teil unseres Lebens gewesen und dieses Buch hier arbeitet Manches auf, erklärt es noch mal aus der Perspektive des Abstands und diskutiert es auch kontrovers.
Dr. Christian Drosten Virologe, der Charité, der zuletzt im Expertenteam des Kanzlers Mitglied war, ist den allermeisten sicherlich bekannt. Es gibt viele Menschen, die Vertrauen in sein Wort hatten, auch für mich hatte es mehr Gewicht als das von Anderen. Es gab aber auch nicht Wenige, die ihn verantwortlich machten für all die Einschränkungen die uns ereilten. Er wurde defamiert, bedroht, und ins Lächerliche gezogen. Eine nicht geringe Schuld daran trsgen unverantwortlich agierende Medien und Politiker, die seine Aussagen, für sich zu nutzen, wissen, in die eine oder in die andere Richtung.
Ihm gegenüber sitzt Georg Mascolo, Journalist und Publizist, der bis 2013 Chefredakteur beim Spiegel war, und schon ein Interview mit Edward Snowden führte.
Beide setzen sich rückblickend, mit wesentlichen Themen der Corona Zeit auseinander. Es wird das Zusammenspiel von Pandemie und Politik diskutiert, die Rolle der Wissenschaft im Hinblick auf COVID unter die Lupe genommen, die Rolle der Medien kritisch beurteilt. Auch die Herkunft des Coronavirus und die damit verbundenen Verschwörungstheorien finden Platz in diesem Buch genauso wie die Frage, wie wir zukünftig eine Pandemie verhindern können. Dabei wird schnell deutlich, dass das wohl nicht die letzte war, sondern uns auch in erwartbarer Zeit Viren bedrohen, die ein ganz anderes Vorgehen verlangen.
Die beiden Gesprächspartner sind nicht immer einer Meinung, doch es geht äußerst höflich zu. Dabei ist Mascolo meist der Fragende, während Drosten viel aus dem Nähkästchen plaudert und seine Expertise deutlich und verständlich transportiert.
Beim Lesen hatte ich viele Aha-Momente, und es wurden auch Erinnerungen wach gerufen, die schon längst in den Tiefen meines Gehirns verschwunden waren.
Es ist schon interessant zu lesen, wie viele Widersprüchlichkeiten es gab und was so hinter den Kulissen abgegangen ist. Mir gefällt besonders, dass es dabei meistens sachlich zugeht und kein niederträchtiges Bashing stattfindet. Jede*r, der das Buch liest, kann neutral entscheiden, wie sie/er die Sache einordnet.
Eine übersichtliche Chronologie der Pandemie sowie viele Seiten von Quellenangaben folgen
Ein interessantes Buch, das mich trotz des leidigen Themas unterhalten und mein Horizont erweitert hat.