Wir schreiben das Jahr 1877. Johann Oscar Georg Berger ist ein schlecht bezahlter Hilfsschreiber der Oldenburger Landesbibliothek. Um seine Frau und neun Kinder ernähren zu können hat er sich ab und an dazu hinreißen lassen, neu erworbene Bücher nicht zu katalogisieren sondern zu verkaufen. Als er nun vermutet, dass sein Vorgesetzter, Oberbibliothekar Dr. Merzdorf, hinter seine Unregelmäßigkeiten gekommen ist beschließt er, diesen mittels Tee aus „Mayenblümlein“ zu ermorden. Der Plan gelingt – Merzdorf ist tot.
Mit „Bergers Mord – Eine historische Criminalerzählung“ ist Georg Veit ein kleines literarisches Kunststück gelungen. Ganz im Stil des 19. Jahrhunderts lässt der Autor einen namenlosen unsichtbaren Beobachter das Geschehen verfolgen und die Geschichte erzählen. Die dabei verwendete Sprache sowie der Schreibstil ist in der heutigen Zeit nicht einfach zu lesen. Die vielen kursiven und in Klammern eingefügten Erklärungen über geschichtliche Begebenheiten und Anmerkungen zu Bergers Lebensumständen machen das Verstehen zwar einfacher, hindern den Lesefluss aber zusätzlich.
Bereits zu Anfang weist der Autor darauf hin, dass Personen und Örtlichkeiten authentisch sind, deren Handlungen, Dialoge und Gedanken jedoch frei erfunden wurden. Hilfsschreiber Berger hat es tatsächlich gegeben, ebenso den wirklich tot in seinem Büro aufgefundenen Dr. Merzdorf. Trotz dieser bekannten Tatsache liegt über der Geschichte eine gewisse Spannung. War Berger wirklich ein Mörder? Oder doch nicht? Kann man mit den auf dem Cover abgebildeten Mayenblümlein töten? Darüber kann sich jeder nach Beendigung der Lektüre eine eigene Meinung bilden.
Fazit: Es handelt sich hier um ein Kabinettstückchen der Erzählkunst, ein Lesevergnügen der besonderen Art, für dessen Genuss der Leser sich ausreichend Zeit nehmen sollte. Eine Criminalgeschichte, die sich wohltuend von den üblichen Krimis abhebt.