Flashman and the Tiger war das vorletzte Buch über seinen Serienhelden Harry Flashman, welches George Macdonald Fraser veröffentlichte. Danach folgte nur noch Flashmans Feldzug über den Abessinienkrieg, bevor Frasers Tod die Leser einer der unterhaltsamsten historischen Abenteuerfiguren der Weltliteratur beraubte.
Der Band enthält drei kürzere Geschichten, die uns jeweils einen Protagonisten präsentieren, der bereits in die Jahre gekommen ist und kein vollständiges Vertrauen in seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten mehr setzen kann.
The Road To Charing Cross ist der umfangreichste der drei Texte und kann als klare Fortsetzung zum Roman Royal Flash betrachtet werden. So wie dort, ist auch hier die Handlung in zwei Abschnitte geteilt. Im ersten lernt Flashman eine verführerische Frau kennen, Jahre später begegnet sie ihm in einer anderen Umgebung erneut. Flashman wird in eine Verschwörung um Kaiser Franz Joseph verwickelt und trifft auf den Sohn eines alten Widersachers.
The Subtleties of Baccarat ist wesentlich weniger interessant, da es einen heute weitgehend in Vergessenheit geratenen politischen Skandal zum Thema hat. Zumindest hat Flashmans Ehefrau Elspeth hier eine größere Rolle.
Die titelgebende Erzählung, Flashman and the Tiger schließlich ist das Highlight, handelt es sich doch hier um ein Flashman-Sherlock-Holmes-Crossover. Flashman begegnet im Zulu-Krieg Colonel Sebastian „Tiger“ Moran, dem späteren Handlanger Professor Moriartys. George Macdonald Fraser verwebt hier sehr gekonnt fiktive Figuren mit wahren historischen Begebenheiten.
Im weiteren Verlauf erzählt er die Geschichte um die Ermordung des ehrenwerten Ronald Adair, bekannt aus der Sherlock-Holmes-Episode „Das leere Haus“ noch einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Das Rache-Motiv kehrt hier erneut zurück. Wie so oft erwartet Flashman auch hier eine böse Überraschung, und am Ende zeigt er sich als gebrechlicher alter Greis von seiner verletzlichsten Seite. Doch die Sympathien des Lesers hat er auch diesmal sicher.
Die Namen Sherlock Holmes und Dr. Watson werden zwar nie erwähnt, aber für den Leser ist klar, um wen es sich bei den Gestalten handelt, die im Finale auftauchen und für Gerechtigkeit sorgen.
Flashman and the Tiger eignet sich gut als Abschluss der Flashman-Serie und hinterließ bei mir bittersüße Gefühle, zumal Harry Flashman, anders als James Bond, nicht mehr zurückkehren wird.