Cover des Buches 1984 (ISBN: 9783548234106)
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Rezension zu 1984 von George Orwell

Eines der wichtigsten Bücher über Totalitarismus, nicht einfach zu lesen

von Federfee vor 7 Jahren

Rezension

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Federfeevor 7 Jahren
Grandios in seiner politisch-gesellschaftlichen Weitsicht, aber auch verstörend und deprimierend

Dies ist eine Dystopie in drei Teilen, ein schwarzseherisches Buch über totalitäre Staaten, eines, das ich für ungeheuer wichtig halte, um Tendenzen von heute zu erkennen, aber auch für schwierig zu lesen, weil es so viel Wichtiges und Nachdenkenswertes enthält, das man es mit einmal Lesen gar nicht erfassen kann.

Passend zur düsteren Grundstimmung kommt das Cover daher, die ganze Buchgestaltung, denn selbst die Buchschnitte sind schwarz. Beim Lesen gleiten die Finger immer wieder über die erhabenen Stellen vorne und hinten: die Zahl 1984, die sich in einem weißen Oval befindet, ein Auge, das sich selbst innerhalb der Zahl 8 wiederfindet.

So erweckt schon das Cover den Eindruck von totaler Überwachung – wer kennt nicht das Zitat "Big Brother is watching you"!

Im ersten Teil lernen wir Winston Smith und seine Umwelt kennen, seine erbärmlichen Lebensumstände, seine geschichtsverfälschende Arbeit und die totale Überwachung durch die Partei, den Großen Bruder, dessen Konterfei man überall sieht und das an Stalin erinnert. Nichts ist vor der Partei sicher, denn in jeder Wohnung gibt es einen Tele-Screen, der nicht nur Parolen sendet, sondern auch visuell und akustisch überwacht. Außer im Dunkeln gibt es keine Privatsphäre.

Es gibt auch kein menschliches Miteinander, sämtliche sozialen Strukturen sind zerstört. Jeder lebt für sich alleine, jeder misstraut jedem.

Und doch gibt es im zweiten Teil eine Liebesgeschichte, über der von Anfang an die dunklen Wolken der Angst vor Entdeckung schweben. Und es kommt wie es kommen muss …

Mitten im zweiten Teil gibt es einen Bruch und ein schwierig zu lesender Teil beginnt, eine komprimierte Darstellung eines totalitären Systems, seiner Mittel und Hintergründe. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe.

Der zweite Teil endet mit einem Paukenschlag und den dritten hätte ich am liebsten abgebrochen: Folter und Gehirnwäsche. Am Ende bleibt ein leeres, gleichgültiges menschliches Wrack zurück …

Trotz der pessimistischen Weltanschauung, trotz einiger schwieriger Passagen halte ich das Buch für eines der besten, das ich je gelesen habe. Vieles erinnert an vergangene Zeiten (Stalinismus, Nazis) und – schlimmer noch – man meint, Tendenzen herauszulesen, die man auch heute beobachten kann.

Themen:
  • die Mechanismen der Macht
  • totale Überwachung von Personen
  • die Rolle, die Technisierung dabei spielt
  • soziale Isolierung des Einzelnen
  • Vernichtung der individuellen Persönlichkeit
  • Verletzung der Menschenwürde
  • Manipulation z.B. durch Fälschung der geschichtlichen Vergangenheit oder durch Eliminierung von Wörtern, die bestimmte Gedanken verhindern sollen
  • die Rolle von Kriegen
u.v.m.
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