George Pelecanos

 3,4 Sterne bei 78 Bewertungen
Autor*in von Der Totengarten, Das dunkle Herz der Stadt und weiteren Büchern.

Lebenslauf

George Pelecanos, geboren 1957 als Sohn griechischer Einwanderer in Washington D.C., ist Kriminalschriftsteller, Journalist und Drehbuchautor. Bekannt wurde er nicht zuletzt durch seine Arbeit für die HBO-Serien The Wire und The Deuce. Bei ars vivendi erschienen seine Romane Hard Revolution (2017) und Das dunkle Herz der Stadt (2018).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von George Pelecanos

Cover des Buches Der Totengarten (ISBN: 9783499247866)

Der Totengarten

(43)
Erschienen am 01.09.2008
Cover des Buches Das dunkle Herz der Stadt (ISBN: 9783869139173)

Das dunkle Herz der Stadt

(15)
Erschienen am 20.08.2018
Cover des Buches Hard Revolution (ISBN: 9783869137667)

Hard Revolution

(9)
Erschienen am 20.06.2017
Cover des Buches Prisoners (ISBN: 9783747200117)

Prisoners

(5)
Erschienen am 18.06.2019
Cover des Buches Ein schmutziges Geschäft (ISBN: 9783499258855)

Ein schmutziges Geschäft

(3)
Erschienen am 01.06.2012
Cover des Buches Kein Weg zurück (ISBN: 9783499254277)

Kein Weg zurück

(2)
Erschienen am 01.06.2010
Cover des Buches The Cut (ISBN: 9780753827819)

The Cut

(1)
Erschienen am 01.07.2012

Neue Rezensionen zu George Pelecanos

Cover des Buches Das dunkle Herz der Stadt (ISBN: 9783869139173)
SalanderLisbeths avatar

Rezension zu "Das dunkle Herz der Stadt" von George Pelecanos

SalanderLisbeth
Chronist der amerikanischen Hauptstadt in den 90ern

Wie der meiste Ärger in meinem Leben, der mir widerfahren ist oder den ich mir eingebrockt habe, fing auch der in jener Nacht mit einem Drink an. Auszug Seite 7

Nick Stefanos war früher Cop und auch Privatdetektiv. Jetzt steht er mehrmals die Woche im Spot, einer Bar in Washington D.C. hinter der Theke und ist hier oft sein bester Kunde. Nicht ideal für den Alkoholiker, der immer nur so lange funktioniert, bis ein weiterer Alkoholexzess ihn wieder aus der Bahn wirft. So beginnt auch diese Geschichte. Nach einer durchzechten Nacht mit einigen Blackouts wacht Nick desorientiert  im Hafengebiet des Anacostia River auf. Dunkel erinnert er sich, den gedämpften Knall eines Schalldämpfers gehört zu haben. Und tatsächlich liegt die Leiche eines schwarzen Jugendlichen erschossen am Flussufer. Anonym verständigt er die Polizei und verschwindet.

Der tote Junge lässt Stefanos jedoch keine Ruhe, und da die Polizei den Mordfall schnell unter Bandenkriminalität zu den Akten legt, macht er sich selbst auf die Suche nach den Mördern von Calvin Jeter. Das Spot ist auch die Stammkneipe vieler Detectives der Metropolitan Police und so erfährt Nick einige Einzelheiten zu dem Fall, zum Beispiel dass Calvins bester Freund Roland Lewis seit einiger Zeit verschwunden ist. Bei seinen Ermittlungen trifft er auf den Privatdetektiv Jack LaDuke, der von Rolands Mutter beauftragt wurde, den vermissten Teenager zu finden. Der schlaksige, jungenhafte LaDuke wirkt wie der nette Junge von nebenan, verbirgt aber eine äußerst dunkle Seite. Er ist neu in der Stadt und mit dem Auftrag, den verschwundenen Freund des Mordopfers ausfindig zu machen, ziemlich überfordert. Gemeinsam stößt das ungleiche Duo auf einen Sumpf aus Drogen, Prostitution und Pornografie und begeben sich in große Gefahr. Als eine Spur ins Pornomilieu führt, verdichtet sich der Verdacht, dass sich die beiden Jungen leichtsinnig auf ein gefährliches Spiel eingelassen haben. 

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive ganz in der Tradition des Hardboiled-Krimis erzählt und wir begleiten den Gelegenheitsdetektiv bei seinen Recherchen durch die Kneipen, Bars und dunklen Winkeln diese Stadt. Der musikverrückte, griechisch-stämmige Nick Stefanos ist der typische Antiheld, der sein Leben nicht wirklich im Griff hat und von einem Alkoholexzess zum nächsten schlingert. Trotzdem verfügt er über ein gutes Gespür sowie Menschenkenntnis und es gelingt ihm den Fall bei halbwegs klarem Verstand voranzutreiben. Er ist vielleicht desillusioniert, aber gar nicht so abgebrüht und zynisch. Halt findet er in der leidenschaftlichen Beziehung zu seiner Freundin Lyla, bis er begreift, dass er die Journalistin aufgrund ihres Lebenswandels unweigerlich mit ins Elend treiben wird. 

Ich hätte Boyle noch mal anrufen und alles abblasen können. Dann wäre es vielleicht zwischen Lyla und mir nicht so gekommen, wie es kam, und ich wäre nie Jack LaDuke begegnet. Aber Neugier ist wie ein knackiger Arsch, von dem man besser die Finger lassen sollte. Am Ende packt man doch zu. Auszug Seite 27

Die detaillierten Einblicke in Nicks unbeständiges Privatleben und seine persönlichen Probleme nehmen einen großen Raum in der Geschichte ein, vermitteln aber auch zugleich ein authentisches Bild des Milieus. Während die Ermittlungen zum Mordfall anfangs nur zäh voranschreiten, nimmt der Krimiplot ab der zweiten Hälfte an Fahrt auf. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen gipfelt der Krimi in einem packenden, actiongeladenen Finale und konfrontiert uns zudem mit moralisch recht bedenklichen Entscheidungen.

George Pelecanos portraitiert in seinem Roman die wahren Verlierer der Stadt. Er erzählt von den einfachen Menschen, die sich unter schwierigsten Bedingungen, wie die soziale Schieflage, den alltäglichen Rassismus und Homophobie durchs Leben kämpfen. Es ist ein Leben am Rande der Gesellschaft voller Gewalt, Drogen und Hoffnungslosigkeit. Präzise beobachtet wartet er mit fein ausgearbeiteten Charakteren auf, einschließlich  vieler suspekter Figuren, die vom Elend der anderen profitieren und vor nichts zurückschrecken. Der amerikanische Autor mit griechischen Wurzeln ist in Washington D.C. aufgewachsen. Die milieugetreuen Beschreibungen der Schauplätze stehen im Vordergrund und erzeugen ein stimmiges Sittenbild der Metropole  Anfang der 90er Jahre und machen sie fast körperlich greifbar. Die Sprache ist prägnant und trockener Humor blitzt immer wieder in den Dialogen durch.

Als ich beim Stöbern auf den Roman stieß, war mir nicht klar, dass es sich um den dritten Teil der Nick-Stefanos-Trilogie handelt. Der im Original bereits 1995 erschienene Roman ist bisher der einzige ins Deutsche übersetzte und kann für sich alleine gelesen werden.

Cover des Buches Prisoners (ISBN: 9783747200117)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Prisoners" von George Pelecanos

Gwhynwhyfar
Michael nimmt sich vor, sein Leben umzukrempeln - bis ...

Der erste Satz: «Wenn Antonius an die Fehler dachte, die sie bei dem Raubüberfall gemacht hatten, standen die Kapuzenpullis ganz weit oben auf der Liste.»


Michael Hudson sitzt in U-Haft, angeklagt wegen bewaffneten Raubüberfalls - er war der Fahrer. In leicht prekären Verhältnissen aufgewachsen, war er auf die schiefe Bahn geraten – nicht so seine älteren Geschwister. Im Knast entdeckt es das Lesen für sich, liest u.a. John Steinbeck, Elmore Leonard, James Lee Burke, Wallace Stroby. In den Büchern kann er dem Gefängnisalltag entfliehen, findet Halt und überdenkt sein Leben. Eines Tages steckt ihm ein Gefangener eine Nachricht zu: Phil Ornazian lässt ausrichten, es würde alles gut werden – und dann wird Michael völlig unerwartet entlassen. Der Zeuge, der ihn identifizieren kann, zieht seine Aussage zurück. Michael wohnt bei seiner Mutter, bekommt einen Job, nimmt sich vor, sein Leben umzukrempeln.


»Wenn er ein Buch las, war die Tür seiner Zelle offen. Er konnte einfach hinausgehen. Er konnte über dem strahlend blauen Himmel über die Hügel streifen. Die frische Luft um sich einatmen. Die Schatten über die Bäume huschen sehen. Wenn er las, war er nicht eingesperrt. Er war frei.»


Phil Ornazian ist Privatdetektiv in Washington D.C, arbeitet oft für die Polizei. Und weil die Aufträge nicht auf der Straße liegen, er seiner Familie ein gutes Leben bieten will, rippt er mit seinem Kumpel hin und wieder die Zuhälterszene ab: Sie rauben sie aus, kleine schnelle Raubüberfälle. Diese Typen gehen nicht zur Polizei – denn dann müssten sie erklären, auf welche Weise sie das geraubte Geld erworben haben. Auch bei seinen privaten Aufträgen geht Ornazian nicht immer ganz legal vor, alles im Namen für die Gerechtigkeit.


«Der erste Satz des Buchs›, sagte Anna, ‹verortet die Handlung einige Meilen südlich von Soledad. Ich glaube, das hat der Autor absichtlich gemacht. Soledad ist das spanische Wort für Einsamkeit oder Isolation. Hat jemand eine Idee, welchen Bezug es da zum Inhalt geben könnte?»


Anna arbeitet als Bibliothekarin im Gefängnis. Sie ist bemüht, für jeden Gefangenen den richtigen Lesestoff zu finden, führt einen Lesekreis. Sie ist verheiratet, reflektiert ihre Ehe. Ward ist der Kumpel von Ornazian, ein Polizist in Rente. Auch er kann Zuhälter nicht leiden. Er braucht das Geld aus den Raubüberfällen nicht um überleben. Für ihn ist es ein Spiel, auf die andere Seite zu schlüpfen, eine Aufgabe zu haben.


Im Original heißt der Titel: «The Man Who Came Uptown». Ein Titel, der für mich den Roman besser beschreibt. «Prisoners» weckt falsche Vorstellungen, bevor man das Buch in die Hand nimmt. Vier Sichtweisen von vier Protagonisten, wobei Michael der Hauptakteur ist, Ornazian fast gleichwertig zu sehen ist. Michael ist die Verbindung zu allen Handelnden. Ein spannender Noir, der sich mit der Gefangenheit im Leben beschäftigt – Gefangen oder Gefangene wäre als Titel für die deutsche Ausgabe konvergenter gewesen. Jeder dieser Charaktere möchte sein Leben ändern, ist auf dem Weg, aber eine Kette zurrt ihn fest. Doch in diesem Noir geht es um mehr, um Rassismus, die ethnischen Ketten, Vorurteile, Hass, Ausgrenzung. Auf der anderen Seite geht es um Gesetz und Moral, um Recht und Unrecht. So typisch für einen Noir, bei dem der Protagonist Grenzen überschreiten, den Leser mitnimmt, weil es gegen Typen geht, die noch verabscheuungswürdiger sind. Doch wo ist die Grenze, bei der der Leser empört hochfährt? Ornazian und Ward sind Abschaum – aber bis der Leser zu dieser Erkenntnis kommt, baucht es eine Weile. George Pelecanos spielt mit dem Leser, mit seiner Moralvorstellung. Völlig ruhig und entspannt beschreibt der Autor seine Schauplätze, distanziert und präzise brutale Szenen. Die Sprache ist klar auf den Punkt gebracht. Reflektieren die Protagonisten ihr Leben, wird die Sprache weicher, aber ebenso schnörkellos pointiert. Wundervoll beschreibt der Autor die Veränderung, die das Lesen in Michael auslöst, seine Liebe, die zur Literatur wächst – ebenso die Auswahl von Anna, die sich Gedanken um ihre Leser macht. Beim Lesen der Autoren ging mir das Herz auf, Erinnerungen an den alten Literaturschatz und die Erwähnung von modernen Autoren wie James Lee Burke, Wallace Stroby, die ich auch sehr gerne lese. Ein leiser Thriller, der es auf allen Ebenen in sich hat.


George Pelecanos ist 1957 in Washington, D. C. geboren, als Sohn griechischer Einwanderer. Er ist Kriminalschriftsteller, Journalist und Drehbuchautor. Bekannt wurde er nicht zuletzt durch seine Arbeit für die HBO-Serien The Wire und The Deuce. 


https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/prisoners-von-george-pelecanos-rezension.html

Cover des Buches Prisoners (ISBN: 9783747200117)
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Rezension zu "Prisoners" von George Pelecanos

twentytwo
Prisoners

Michael Hudson, der bereits in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten ist, entdeckt im Gefängnis die Welt der Bücher. Als er plötzlich ohne weitere Erklärungen freigelassen wird, ahnt er, dass ihm die Rechnung dafür irgendwann präsentiert werden wird. Gerade als er sich mit seinem neuen Job arrangiert hat und er sein Leben langsam wieder in den Griff bekommt, ist es soweit. Um nicht erneut im Knast zu landen, läßt er sich gezwungenermaßen auf den unfairen Deal ein. Aber damit gefährdet er seine Zukunft als freier Mann und er überlegt fieberhaft wie er sich aus der Affäre ziehen kann. Doch sein Erpresser hat ihn fest im Griff und ein Ausstieg scheint unmöglich.

Fazit
Eine ebenso originelle wie eindrucksvolle Geschichte, die solange mit den Tücken des Lebens jongliert bis das wahre Leben unerbittlich zuschlägt.

Gespräche aus der Community

Seid Ihr bereit für die dunkle Seite der Stadt und wollt Ihr einen „hardboiled detective“ in der Hauptstadt Amerikas bei der Aufklärung eines abgründigen Falls begleiten?

 

Dann nehmt an unserer Leserunde zu George Pelecanos Roman „Das dunkle Herz der Stadt“ zum Erscheinungstermin teil und gewinnt eines von 10 Exemplaren.

 

 

Ein Buch an der Grenze der Legalität…

 

Washington, D. C.: Nick Stefanos, Gelegenheitsdetektiv und Barmann, scheint ziemlich am Ende. Er hat sich damit abgefunden, dass ein Trinker aus ihm geworden ist, wenn auch ein erstaunlich gut funktionierender. Als er eines Abends volltrunken am Ufer des Anacostia River landet, wird er unbemerkt Zeuge eines Mordes. Das Opfer, Calvin Jeter, ist noch ein Teenager, von seinem einzigen Freund Roland fehlt jede Spur. Die Metropolitan Police interessiert der Fall nicht besonders, für sie gilt der Tote als typisches Opfer der Gang-Kriminalität. Aber Nick weiß, was er gehört hat und dass Gangs keine Schalldämpfer benutzen. Gemeinsam mit Privatdetektiv Jack LaDuke, angeheuert um den verschwundenen Jungen wieder zu finden, versucht er den Killern auf die Spur zu kommen. Die beiden finden sich schnell in einer trostlosen Welt voll Drogen und sexueller Ausbeutung wieder …

 

Wollt Ihr die verborgenen Winkel Washingtons entdecken? Dann schaut doch schon mal bei unserer Leseprobe vorbei!

 

 

Über den Noir-Autor:

George Pelecanos wurde 1957 als Sohn griechischer Einwanderer in Washington,

D. C. geboren. Seine dunklen Stoffe setzt er nicht nur in seinen Kriminalromanen um, sondern lässt sie auch in seine Arbeit als Journalist, Drehbuchautor und Produzent einfließen. Bekannt wurde er

nicht zuletzt durch seine Arbeit für die HBO-Serien The Wire und The Deuce.

Bei ars vivendi erschien 2017 auch sein in Washington spielender Roman „Hard Revolution“.

 

Um die Gewinnchance auf ein Exemplar von „Das dunkle Herz der Stadt“ zu erhalten, klickt auf den

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Wir hoffen auf aussagekräftige Rezensionen und eine belebte Diskussion in der Leserunde!

 

 

Viel Glück bei der Ziehung wünscht Euch,

Euer ars vivendi-Team

141 BeiträgeVerlosung beendet
echs avatar
Letzter Beitrag von  echvor 7 Jahren
Hier nun meine Rezension, die ich auch bei Amazon, Thalia, Weltbild, Was liest Du und der Bastei-Lesejury veröffentlicht habe: https://www.lovelybooks.de/autor/George-Pelecanos/Das-dunkle-Herz-der-Stadt-1506156917-w/rezension/1753784966/ Danke, das ich hier mitlesen durfte.

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