Georges Desrues

 4,9 Sterne bei 17 Bewertungen

Lebenslauf

Georges Desrues, geboren in Paris, aufgewachsen in Wien, lebt als freier Autor und Fotoreporter seit achtzehn Jahren in Italien, die letzten acht davon in Triest. Seine Spezialgebiete sind Reisen, Essen und Trinken sowie Landwirtschaft. Zahlreiche Publikationen im In- und Ausland, u. a. in »Profil«, »Der Standard«, »Die Welt«, »Welt am Sonntag«, »Gourmet Traveller«, »Port Culinaire«, »A la Carte«.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Georges Desrues

Cover des Buches Triest für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222136689)

Triest für Fortgeschrittene

(14)
Erschienen am 09.08.2021
Cover des Buches Istrien und Rijeka für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222137037)

Istrien und Rijeka für Fortgeschrittene

(1)
Erschienen am 01.03.2023
Cover des Buches Ljubljana für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222137273)

Ljubljana für Fortgeschrittene

(0)
Erschienen am 30.09.2024

Neue Rezensionen zu Georges Desrues

Zwischen geschichtlichen Überresten und Kulturgütern


 

Der Teil „Istrien und Rijeka“ ist bereits der vierte Band in der Reihe „Für Fortgeschrittene“. Doch nicht nur Fortgeschrittene werden diese Reihe schätzen. Wer sich allerdings einen klassischen Reiseführer erwartet, wird enttäuscht, denn diese Reihe punktet damit, mit einer Fülle an Insidertipps aufzuwarten, die Atmosphäre der jeweiligen Region einzufangen und Geschichten, Legenden oder auch Katastrophen zum Besten zu geben.

 

Der Autor Georges Desrues ist von Istrien begeistert und lässt uns daran teilhaben. Abseits der Touristenpfade lädt er uns ein, Neues zu erkunden. Durch viele Gespräche mit den Menschen, die vor Ort leben, erfahren wir so manches, was vielleicht nicht unbedingt auch im Internet zu finden ist. Das macht dieses Buch so besonders.

 

Man findet nicht nur Tipps zum Übernachten und Hinweise worauf man beim Kauf des exzellenten Olivenöls Istriens achten sollte. Die Küche Istriens ist sehr vielfältig und hat nicht nur Gulasch oder Pasta zu bieten, vier verschiedene Trüffelsorten werden beispielsweise in den Wäldern Istriens gefunden und sorgen für kulinarischen Hochgenuss. Viel Fachwissen wird in die Herstellung von Rohschinken gesteckt, für den es mittlerweile auch eine geschützte Herkunftsbezeichnung gibt.

 

Interessant finde ich die 2000 Jahre Zeitraffer - von den ersten Bewohnern Istriens bis zum Beitritt Istriens im Schengenraum wird hier eine gute Übersicht geboten.

 

Alles in allem ein gelungenes Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt, um diesen Landstrich näher zu erkunden. 5 Sterne

Cover des Buches Triest für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222136689)
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Rezension zu "Triest für Fortgeschrittene" von Georges Desrues

awogfli
Geheimtipps aus meiner Lieblingsstadt

Na? Habt Ihr Lust auf einen speziellen Urlaub in einer schönen, ungewöhnlichen Stadt am Meer mit wundervoller Architektur und großer Geschichte? Der etwas andere Stadtführer Triest für Fortgeschrittene hält tatsächlich, was der Titel verspricht und liefert der Leserschaft einen spannenden Rundgang abseits ausgetretener Touristenpfade, Geheimtipps zum Essen und zum Trinken, Architekturschmankerln und vieles mehr. Es ist ebenso für Anfänger geeignet, die ein bisschen länger als üblich in der Stadt sind, denn die vorgeschlagenen Geheimtipps benötigen ein bisschen Zeit, den der Drei-bis-Fünf-Tage-Besucher einfach nicht aufbringen kann.

Ich gestehe gleich vorab, ich bin nicht nur fortgeschrittene Triest Urlauberin, sondern ein absoluter Fan dieser Stadt, sie ist fast meine Lieblingsstadt, quasi Wien am Meer mit freundlicheren Leuten, deren Hinterland ich normalerweise seit 25 Jahren mindestens einmal jährlich besuche. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei Euch und dem Verlag entschuldigen, denn das Buch ist ein Jahr alt und ich komme erst jetzt zu einer Rezension. Der Grund dafür ist der Umstand, dass ich einige der Tipps einem Praxischeck unterziehen wollte. Leider ist mir letztes Jahr ein Bandscheibenvorfall im Sommer und im Herbst der Lockdown dazwischengekommen, deshalb gibt’s die Rezension sofort nach meinem Urlaub in Triest quasi druckfrisch mit allen neuen Informationen von vor Ort.

Inhaltlich ist das Buch grandios, ich habe zum Beispiel das erste Mal in meinem Leben den Hafenrundgang genossen und zwei alte Bäder direkt im Hafen aufgesucht, zudem bin ich als eingefleischte Streetart-Hunterin auf einige wunderschöne Graffitis dort gestoßen und habe auch erstmals Gratis-Dauerparkplätze entdeckt (aber die verrate ich nicht). Die gesamte Tour wird im Kapitel Baden in der Mittagspause und ein Spaziergang rund um die „Sachhetta“ behandelt.

Auch wenn sich dieser außergewöhnliche Stadtführer locker, flockig liest und teilweise sogar richtig spannend wie eine Reportage ist, hat er bedauerlicherweise ein massives Strukturproblem durch die Anordnung der Kapitel. Es beginnt im Hafen mit Supermärkten, Fischhandlungen, einem Fischratgeber und den Fischrestaurants. Dann geht es in einigen Kapiteln ohne Essensbezug um Baden in Triest und Umgebung, den Triestiner Dialekt, den Hafenrundgang, den ich gemacht habe, Habsburger und andere Geschichte, Architektur, die Straßenbahn und erst dann wieder zurück zu den leiblichen Genüssen zum Wein, Winzern, Weinbars und Buschenschanken und den restlichen Angeboten zum Essen und Trinken sortiert in Kapitel je nach Typ: Essen, Bier, Kaffee. Ich finde das reichlich durcheinander, denn die lukullischen Genüsse sollten schon alle beieinanderstehen. Das hat mich sehr gestört, denn ich fand nie auf Anhieb, was ich suchte und musste immer herumblättern.

Das war eigentlich mein größter Kritikpunkt, ein paar kleinere gibt es in einem solchen Buch natürlich auch immer. Im Kapitel Osmize (Buschenschanken und Heurigen) das sind jene Wirtschaften, in denen eigene Weine aus dem aktuellen Jahr (deshalb Heurige) und selbstgemachte kalte Speisen zehn Wochen im Jahr steuerbegünstigt verkauft werden dürfen (das Gesetz stammt aus Österreich von Kaiser Joseph II und gilt auch heutzutage noch in Italien und Österreich), steht total richtig im Buch, dass der moderne Triest-Urlauber immer die Heurigenapp www.osmize.com zu Rate ziehen sollte, um zu wissen, welcher Heurige gerade offen hat. Bedauerlicherweise ist die dann präsentierte Liste wirklich extrem übersichtlich. Da hätten ein paar weitere Seiten gutgetan, vor allem, dass die sehr gut besuchten Buschenschanken, bei denen man unbedingt immer vorreservieren muss, weil sie so überfüllt sind, zumindest aufgelistet werden.

Kritikpunkt Nummer drei ist, dass mir viele Karten fehlen. Bei den Architekurschmankerln und im Hafenrundgang sind sie vorhanden, aber beim jüdischen Viertel fehlen sie schmerzlich und auch bei allen Lokalen, Bars, Geschäften, also bei den lukullischen Genüssen und bei den Museen wären sie bitter vonnöten. Also bitte viel mehr Karten zur Orientierung und zur Struktur.

Sehr schön ist der Umstand, dass der Autor das Triestiner Hinterland nicht vergessen hat, denn die halb italienische halb slowenische Landbevölkerung dort trägt einiges zur Triestiner Identität bei, wenngleich das nicht alle italienischstämmigen Stadtbewohner genauso sehen. In Opicina, jener Ort, wo ich mich meistens aufhalte, hat der Autor sogar fast jeden Stein umgedreht. Umso verwunderlicher ist dann im Kapitel Triestiner Dialekt, dass nur die italienischen Dialektwörter erklärt werden, etwas slowenisches Vokabular ist nämlich absolut notwendig, wenn man in einen Buschenschank geht und dort was bestellt.

So, nun habe ich durch meine Verbesserungsvorschläge ca. 30 Seiten an Karten und zusätzlichen Listen reinreklamiert, um dem an sich schon sehr guten Buch mehr Struktur zu verleihen. Jetzt kommen on top noch ein paar persönliche Updates, die der Autor noch nicht wissen konnte, da ich das Buch ein Jahr lang liegen lassen habe, und die vielleicht auch noch spannend für ihn sind, da ich die Situation von August 2022 schildern kann. Ist eben manchmal auch ein Vorteil, wenn man ein Buch zu spät rezensiert. 

Die Neuigkeiten zur unsäglichen Situation mit der Straßenbahn (Tramvia) von Opicina nach Triest muss ich natürlich liefern. Nein, sie fährt noch immer nicht – obwohl die Reparaturarbeiten seit mehr als 500 Arbeitstagen abgeschlossen sein sollten. Teilweise wird an den Gleisen gearbeitet – wir sind die Strecke abgefahren – aber irgendwie ohne Nachdruck. Der verantwortliche Politiker und Projektleiter musste im Jänner seinen Hut nehmen, da war was mit Korruption. Momentan sind die Römer schuld, ich habe gefragt und in Lokalzeitungen recherchiert, denn das Transportministerium sollte die Strecke und die Technik schon längst abnehmen, die Römer schicken ihre Inspektoren angeblich nicht, da agiert wieder die totale Bürokratie. Ich frage mich halt dann, wenn die Abnahme eigentlich schon beginnen könnte und die Strecke fertig sein soll, warum noch immer unzählige Baustellen existieren. Mittlerweile sind die meisten Einheimischen nicht mehr daran interessiert, über die Tram zu diskutieren, sie winken genervt ab und haben aufgegeben, sich neue Informationen zu beschaffen. So ein Desinteresse habe ich seit den 2000er Jahren nicht mehr erlebt.

Als neues Angebot gibt es für umweltbewusste Reisende seit 2021 einen Nachtzug von Wien nach Triest, in den man am Abend bequem einsteigen, schlafen und nach dem Frühstück gleich vom Bahnhof in der Mitte in die Stadt Triest ausschwärmen kann. Auf diese Weise könnte man klimafreundlich gleich zwei Zentren der Habsburger genauer unter die Lupe nehmen und vergleichen. So gerne ich Wien habe, für mich als Touristin würde Triest gewinnen.

Für jene, die gleich losfahren möchten: Es gibt bis Ende August im Hafen im Saletto Vienna noch eine Ausstellung zum Leben der Frida Kalho .

Meine heurige Neuentdeckung und Lieblings-Osmiza Bizjak in Zolla/Col, ein paar Kilometer von Opicina Richtung slowenische Grenze, war übrigens seit 8.8 in Gefahr, der ganze Wald dahinter brannte und ich hoffe, dass das wunderschöne Karsthaus komplett von den Flammen verschont geblieben ist. Angeblich wurden nur zwei Häuser vom Feuer beschädigt.

Fazit: Ein gutes Buch mit grandiosen Tipps, ich gebe auf jeden Fall eine Leseempfehlung ab und habe selbst auch noch ein bisschen etwas gelernt. Strukturell hat das Werk halt einige Schwächen.

Cover des Buches Triest für Fortgeschrittene (ISBN: 9783222136689)
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Rezension zu "Triest für Fortgeschrittene" von Georges Desrues

mapefue
Phantastisches Portrait Triests

Ist jetzt Triest die südlichste Stadt des Nordens oder die nördlichste des Südens? Wenn die stürmische Bora von Norden die Stadt in Eiseskälte erstarren lässt, dann ist Triest eine Stadt des Nordens. Zeit, um in eines der vielen Buffets zu flüchten, zu einer warmen Jota, dieser nahrhaften Suppe aus Sauerkraut, Bohnen, Kartoffeln und Geselchtem. Richtig gelesen, Sauerkraut gehört in jeden Triester Wurstkessel, wem nach Pasta ist, der muss seine Destination schnell ändern.

Triest Geschichte und ihr gesamtes Wesen ist wie die Küche geprägt nicht nur von der Zerrissenheit zwischen Norden und Süden, zwischen mitteleuropäischer und mediterraner Identität, sondern auch zwischen Osten und Westen, an deren politischer Grenze man hier jahrzehntelang lag, mit starken Einflüssen aus dem Balkan einerseits und aus dem nahen Venedig andererseits. Mal abgesehen von der jahrhundertlangen Herrschaft der Habsburger, die Triest zum wichtigsten Hafen des Mittelmeerraum für die österreichisch-ungarische Marine machte, war die Stadt Zentrum des italienischen Irredentismus und mit der Machtübernahme der Faschisten unter Mussolini verlor Triest seine Autonomie und wurde italianisiert; Kroaten und Slowenen wurden vertrieben. Nach dem zweiten Weltkrieg verlor Italien die Gebiete von Istrien und Teile von Dalmatien. 300.00 Menschen verließen ihre ehemalige Heimat und ließen sich in Triest nieder. Wie sich die Geschichte umdrehte. Nicht alle Flüchtlinge wurden freundlich aufgenommen. (Die deutschen Flüchtlinge aus Ostpreußen können ebenfalls ein Lied davon singen.)
 Seither bemüht sich Triest eine italienische Stadt zu sein und ist stolz auf ihre ausgegrabenen „römischen“ Wurzeln. Nun profitiert Triest auch von der ewigen Rivalin Venedig, das einzelne Kreuzfahrtschiffe „durchlässt.“

Triest, die Stadt des Kaffees. Die Türken hätten 1683 einige Säcke Kaffee vor den Toren Wiens zurückgelassen und das soll die Geburtsstunde des Wiener Kaffeehauses gewesen sein und damit wurde Triest der wichtigste Umschlagplatz für Kaffee: Cittá del Caffè mit der weltweit bekannten Rösterei Illy. Aber nicht wie bleichgesichtige Nordländer „un caffé“ bestellen, sondern in Triest heißt es „un capo in b“ oder „caffé latte.“ 

Wem es im Sommer in der Stadt zu heiß ist, dem empfehlen die Autoren eine Fahrt mit der „Blauen Tram“ (wenn sie denn wieder fährt), dem geheimen Wahrzeichen von Triest hinauf auf den Karst nach Opicina, auf 350 Höhenmeter über Triest, dann in eine der Buschenschanken auf dem Karstplateau mit dem phantastischen Ausblick auf die Stadt und den Golf von Triest. Der Habsburger-Kaiser Josef II. hatte im Jahr 1784 seine berühmte „Zirkularverordnung“erlassen, die es den Weinbauern erlaubte, ihren Wein an bestimmten Tagen im Jahr direkt zu verkaufen und auszuschenken. Ursprung für die lokale Variante des Heurigen bzw. der Buschenschank/Osmice/Osmize. Auf der anderen Seite der Grenze in Slowenien, damals in Jugoslawien mit seinem sozialistischen Wirtschaftssystem, war kein Platz für Privatinitiativen. Zu verkosten sind Wein, harte Eier, Proschutto und Salumi. Zentrum des Weinbaus am Karst ist Prepotto, den die Triester auch das „Saint Émilion“ des Karsts nennen. Es ist in Friaul-Julisch Venetien eine der führenden Weißweinregionen Italiens. Die Besonderheit ist der „Orange Wein“, ein mazerierter Weißwein.

Architektonisch ist Triest eine wahre Fundgrube, die sich dem „Fortgeschrittenen“ in vielen „Spaziergängen“ durch die Stadt erschließt. Vom Alten Hafen zum Neuen Hafen, vorbei an den zahlreichen Badeanstalten, rund um die „Sacchetta“ und durch den Bezirk SanVito; bis zum heutigen Triest mit seinen „brualistischen“ Wohnmaschinen.
 Ein Muss ist der Besuch des Museo Revoltella.

Georges Desrues und Erich Bernard geben mit ihrem einzigartigen Triest-Portrait einer großartigen Stadt Impressionen von deren unbekannten Seiten.

Gespräche aus der Community

In Triest ist alles ein wenig leichter

Triest offenbart sich – im Unterschied zu Venedig oder Florenz – nicht auf den ersten Blick. Die Hafenstadt mit ihrem morbiden Charme verlangt Zeit, will erforscht, verstanden, durchschaut werden. 

Für alle, die glauben, in Triest schon alles gesehen zu haben!

56 BeiträgeVerlosung beendet
biancaneve66s avatar
Letzter Beitrag von  biancaneve66vor 3 Jahren
Von mir auch könntet Georges Desrues noch andere Städte beschreiben.

Ja, da hast du recht!

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