Rezension zu Brief an meinen Richter von Georges Simenon
Rezension zu "Brief an meinen Richter" von Georges Simenon
von rkuehne
Rezension
rkuehnevor 14 Jahren
Vor einiger Zeit wurde ich durch irgendein Jubiläum und eine gigantische Sonderausgabe auf Simenon, den vielmals als großen Erzähler gepriesenen, aufmerksam und versuchte mich ihm zu nähern. Ich las einige Maigret-Romane, von denen die meisten nicht schlecht, einige ganz akzeptabel, die wenigsten allerdings wirklich gut, geschweige denn begeisternd waren. Simenon ist gewiss kein schlechter, aber nun auch nicht der „große“ Erzähler, von dem immer alle schreiben und sprechen. Nun, nach meinen ersten Non-Maigret muss ich zugeben, mich getäuscht zu haben. In „Brief an meinen Richter“ wird klar, wozu Simenon wirklich fähig ist. Dieses tiefpersönliche Psychogramm eines eifersüchtigen, aber liebenden Mörders ist wahrlich eine Meisterleistung. Dagegen erscheinen mir die Maigrets, von denen ich sicher noch einige weitere lesen werde, als profane, zum Geldverdienen geschriebene Arbeitsromane. „Brief an meinen Richter“ hingegen ist große Kunst, die fesselt, die einen mitfühlen lässt und die nur ganz wenige Längen hat.