Cover des Buches Maigret und der Samstagsklient (ISBN: 9783257238594)
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Rezension zu Maigret und der Samstagsklient von Georges Simenon

Rezension zu "Maigret und der Samstagsklient" von Georges Simenon

von Sokrates vor 13 Jahren

Rezension

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Sokratesvor 13 Jahren
Maigret hat in diesem Krimi einen der morbidesten und seltsamsten Fälle zu lösen, die ich bisher gelesen habe. Eines Tages sucht ihn ein zunächst völlig unscheinbar aussehender Mann zu Hause – bereits das ist ein Novum - auf. Der Mann ist völlig durcheinander und beginnt Maigret von ziemlich ungeheuren Vorkommnissen zu erzählen. Die Ehe mit seiner Frau, mit der er eine 7-jährige Tochter hat, ist zerrüttet, die Beziehung schleicht vor sich hin. Léonard Planchon, so heißt der Mann, hat es aus einfachen Verhältnissen kommend geschafft, sich in Paris als Chef einer Malerwerkstatt ein erträgliches Einkommen zu sichern. Seiner Frau verschafft er so alle Annehmlichkeiten, die diese sich wünscht. Allerdings zerfällt die Beziehung zusehends. Als er nun bei Maigret sitzt, äußert er unumwunden den Wunsch, seine Frau und deren Liebhaber, einen Mitarbeiter seiner Malerwerkstatt, umbringen zu wollen. Sein Motiv wären die bereits 2 Jahre währende Untreue seiner Frau und schließlich die Unverschämtheit, wie man ihn aus der gemeinsamen Wohnung hat vertreiben wollen. Madame Planchon habe nicht nur eine Beziehung mit ihrem Liebhaber begonnen, sondern würde mit diesem bereits in der ehelichen Wohnung leben und den eigenen Mann auf eine Klappliege in das Wohnzimmer verbannen. Eine Scheidung lehnt Planchon ab. Maigret ist reichlich verwirrt, zumal Planchon ihn mit einer Alkoholfahne aufsucht und auch sonst mehr einen verwirrten als einen glaubhaften Eindruck vermittelt. Da es Maigret nicht richtig glauben will und ein mulmiges Gefühl in der Magengegend behält, setzt er seine Kollegen auf die Sache an: diese geben sich als Mitarbeiter der Stadt aus und verschaffen sich unter dem Vorwand, die Wohnung der Planchon’s vermessen zu müssen, Zutritt zur ehelichen Wohnung. Können jedoch nichts Nennenswertes feststellen... Doch es kommt noch dicker, denn Planchon ist auf einmal verschwunden, nachdem ihn seine Frau und ihr Liebhaber zunächst als Chef seiner eigenen Malerfirma verdrängen und ihn dann mit 30000 France ‚auszahlen‘ wollten. Das ungute Gefühl bei Maigret scheint sich zu bestätigen und man beginnt fieberhaft nach Planchon zu suchen... Einer der kuriosesten und gruseligsten Maigret-Krimis den ich bislang gelesen habe. Die Charaktere sind z.T. hart an der Schmerzgrenze, so bspw. Madame Planchon, die mit absoluter Kaltschnäuzigkeit ihre Abneigung gegenüber ihrem Mann zum Ausdruck bringt und es noch als Dreistigkeit seinerseits ansieht, dass er einfach partout nicht die Wohnung verlassen will, obwohl man ihn doch schon auf die Liege abgeschoben habe. Daneben die Tochter, nach deren Meinung gar niemand fragt. Und dann noch der Liebhaber, der Planchon Schritt für Schritt auf dem Malerladen drängen will. Ein perfekter, insbesondere auch hochspannender Maigret!
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