Nach den Greueltaten die der englische König Edward in der schottischen Stadt Berwick angerichtet hat, und nachdem sein geliebter Bruder Christian in seinen Armen starb, ist Julian, ein normannischer Kämpfer und Günstling des Königs, des Kampfes müde geworden und nimmt insgeheim erleichtert das Angebot von Edward an, nach Schottland zu gehen, um dort eine von drei Schwestern, die dort leben , zu ehelichen.
Nicht nur die Aussicht auf eine schöne Frau lässt Julian das Herz aufgehen, auch ihr Besitz soll überaus groß und ertragsreich sein. Zudem überlässt Edward auch Julians Halbbrüdern jeweils eine Schwester und den dazugehörigen Landbesitz, um die englische Herrschaft in Schottland zu sichern.
So ziehen die „Challon- Drachen“, wie sie in England ehrfürchtig genannt werden, mit ihren Männern nach Schottland und werden kurz nach ihrer Ankunft Zeuge eines mystischen Vorfalls. Der Ort, wo Julian seinen neuen Besitz vermutet, ist von dichtem Nebel umgeben, der zunächst undurchdringlich erscheint. Wie von Geisterhand lichtet sich der Nebel jedoch, als Julian ihn durchdringen will und wenig später kommt es zu einer verhängnisvollen Begegnung. Er überrascht seine Gefolgsmänner dabei, wie sie eine schottische Frau in die Enge treiben und im Begriff sind, sie zu vergewaltigen. Nur Julians Eingreifen ist es zu verdanken, dass sie noch rechtzeitig gerettet werden kann.
Er nimmt sie gefangen und beschließt sie, auch wenn er erst einmal verheiratet ist, als Geliebte zu halten, denn sein Begehren nach ihr, ist überaus mächtig und er will sie um jeden Preis besitzen und sich gefügig machen.
Was er jedoch nicht ahnt, ist, dass seine Gefangene und seine zukünftige Braut Tamlyn ein und dieselbe Person sind und sie ihm wohlweislich ihre wahre Identität verschweigt.
Als es Julian jedoch gelingt, ihre Burg und ihren Besitz einzunehmen, findet er auch schnell heraus, wer sie wirklich ist und von diesem Zeitpunkt an, beginnt ein leidenschaftlicher Zweikampf zwischen den beiden. Obwohl sie sich sexuell äußerst anziehend finden, regiert zunächst auf beiden Seiten großes Misstrauen, das erst einigermaßen eingedämmt werden kann, als weise Frauen, die zum Stamm gehören und magische Fähigkeiten, wie auch Tamlyn, besitzen, davon sprechen, dass Tamlyn und Julian vom Schicksal füreinander bestimmt sind und in einem früheren Leben schon einmal Geliebte waren...
Da ich historische Liebesromane mit einer Prise Magie gewürzt, sehr gerne lese, war ich schon sehr gespannt auf den Debütroman von Deborah MacGillivray und auch der Klappentext las sich äußerst vielversprechend.
Leider konnte die Autorin mit ihrem Roman meine großen Erwartungen, die ich an dieses Buch hatte, nicht erfüllen.
Obwohl sie sich sehr viel Mühe damit gegeben hat, magische Gebräuche der schottischen Vorfahren, der Pikten, mit einfließen zu lassen, um dem Roman eine zauberhafte Atmosphäre zu verschaffen; das allein reichte meiner Meinung nach leider nicht aus, um das Buch aus seiner Belanglosigkeit und Mittelmäßigkeit herauszureißen.
MacGillivrays Heldenpaar ist ein wenig zu schön (was leider auch zu oft immer wieder im Text erwähnt wird) und glatt geraten und agiert zu eindimensional; ihre verschiedenen Standpunkte werden kaum ausdiskutiert, Julian der überdominante Held befiehlt einfach und nach einem kurzen Schmollen sinkt die Heldin trotzdem in seine starken Arme, denn seine Schönheit und Anziehungskraft sind einfach zu stark für sie und so kann sie ihm nicht lange widerstehen.
Die Dialoge sind dazu fürchterlich platt und man hat sie schon zu oft in anderen Romanen gelesen.
Dabei hätte der Roman durchaus Potential gehabt, wenn die Autorin ihren Romanfiguren ein wenig mehr charakterliche Tiefe zugestanden hätte. Körperliche Anziehung als Basis für eine funktionierende Beziehung, reicht hier meiner Meinung kaum aus, da Held und Heldin zu verschieden sind, aus völlig anderen Welten kommen (auch wenn die Autorin ihrem Helden Julian durch die Erwähnung seiner Wiedergeburt einen schottischen Hintergrund verschaffen möchte) und eigentlich Feinde sind.
Da tiefere gemeinsame Gespräche fehlen, die Figuren nicht berühren können und immer wieder nur erwähnt wird, wie sehr der Held die Heldin begehrt (und das leider ebenfalls auf eine ziemlich unromantische und derbe Art formuliert) , wurde es mir sehr schnell langweilig und ich hatte große Mühe damit, den Roman überhaupt auszulesen.
Zudem werden zu viele Handlungsstränge angerissen und nicht aufgelöst. Zum Beispiel wird erwähnt, wie sehr der Held unter dem Traumata leidet, dass sein Bruder im Kampf so stark verwundet wurde, so dass er ihn selbst erlösen musste. Das wäre doch der perfekte Rahmen gewesen, nach einigen behutsamen Gesprächen, beide Romanfiguren zusammenwachsen zu lassen. Doch leider wird auch diese Möglichkeit verschenkt.
Was mich am meisten an dem Buch gestört hat, war jedoch der Romanheld selbst. Einen so egoistischen und selbstherrlichen Menschen, der Frauen zunächst nur als Mittel zum Zweck ansieht, um seinen ach so kostbaren Samen weiterzugeben und so von sich eingenommen ist, wie Julian, habe ich selten erlebt. Mag es im Mittelalter vielleicht nicht ganz so romantisch zugegangen sein und mag „Frau“ vielleicht in einem Ritterroman eher einen etwas dominanteren Helden und keinen „weichen Frauenversteher“ erwarten, mit diesem Helden schießt die Autorin meiner Meinung nach jedoch weit über das Ziel und über das erträgliche Maß hinaus.