Der Klappentext beschreibt den Inhalt bestens:
"Nach 25 Jahren als Forstbeamter kündigt Gerald Klamer seine sichere Stelle, löst seine Wohnung auf und unternimmt eine einmalige Wanderung: Knapp 6000 Kilometer geht er quer durch Deutschland, um herauszufinden, wie es wirklich um unsere Wälder steht. ... "
Schon allein das ist ja nun eine wirkliche Begebenheit: ein Beamter gibt seine sichere Position auf, um seiner ehemaligen eigenen Arbeit, ja, auch um seiner Arbeits- und Lebenseinstellung auf den Grund zu gehen.Er durchstreift Deutschlands Wälder von Süd nach Nord, um ein kritisches Auge auf deren Zustand und den jeweiligen Umgang mit ihnen zu werfen. Meistens kommen ihm beim Anblick der Bäume und ihrer Bewohner düstere Gedanken, doch er sieht auch Lichtblicke einer zukunftsorientierten und am Wohl des Menschen ausgerichteten Bewirtschaftung. Und seine Gedanken gehen uns alle an. Nicht nur weil wir vielleicht selbst gerne in die Wälder gerne und diese für allerhand Nutzung schätzen, sondern auch weil sie Lebensgrundlage für uns sind.
"2007 hat die Bundesregierung in ihrer Biodiversitätsstrategie beschlossen, auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands eine natürliche Entwicklung ohne menschliche Eingriffe zuzulassen. Bis zum Jahr 2020 sollte dieses Ziel umgesetzt sein. (...) Doch das Ziel wurde deutlich verfehlt: Lediglich 0,6 Prozent der Landesfläche sind bislang der Wildnisentwicklung übergeben worden." (S. 40)
Klamer schildert aber auch seine Begegnungen mit Menschen, die zu Mitwanderern oder interessanten Gesprächspartnern werden, die, auch weil sie selbst beruflich dem Wald verbunden sind, Erklärungen für gute oder schlechte Forstbewirtschaftung geben können.
Es ist ein emotionales Sachbuch entstanden, das uns den Wald näherbringt, erklärt und Verständnis für seine Bedeutung für unser Leben bewirkt.
Auch wenn Sprache und Lektorat an mancher Stelle aber etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, so ist doch ein ehrliches, aufrichtiges und fundiertes Buch, mit schöner Fotostrecke entstanden! Unbedingt empfehlenswert!
Gerald Klamer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Gerald Klamer
Der Waldwanderer
Durchs wilde Herz der Karpaten
Neue Rezensionen zu Gerald Klamer
‚Mehr als drei Monate will ich die letzten Urwälder Zentraleuropas erkunden, doch jetzt frage ich mich: Sind sie solch ein Risiko wert?‘ (Seite 9)
Gerald Klamer beginnt zum Ende des Winters seine Reise durch die Karpaten, eine Gebirgskette, die sich von der Slowakei über Polen und die Ukraine bis nach Rumänien zieht.
Er wandert insgesamt 1000 Kilometer und ist auf der Suche nach Urwäldern, die es in Deutschland nicht mehr gibt, ‚will die größeren Urwaldgebiete der Karpaten zu Fuß besuchen‘ (Seite 13) und sich ein Bild davon machen, ‚wie es um ihren Erhalt steht‘ (Seite 13).
Er durchstreift dabei Nationalparks in den Nord-Karpaten (z.B. Hohe Tatra, Veľká Fatra), in den Ost-Karpaten (z.B. Ceahlău, Cheile Bicazului-Hășmaș), in den Süd-Karpaten (z.B. Piatra Craiului, Cozia) und in den Südwest-Karpaten (z.B. Retezat, Domogled-Valea Cernei).
Rumänien und die Karpaten stehen schon sehr lange auf meiner Reise-To-do-Liste, so dass ich sehr gespannt auf diesen Reisebericht war.
Ich habe Klamer gerne bei seiner Reise begleitet, habe viel über Flora, Fauna, Landschaften und die Menschen erfahren, aber auch mehr über Naturschutz gelernt.
Das Buch ist unterhaltsam und informativ, für mein Empfinden allerdings bisweilen etwas zu ausufernd. Mir hat es noch größere Lust auf eine Karpaten-Reise und mich neugierig auf die einzelnen Nationalparks gemacht.
‚An zahlreichen Orten habe ich in den Karpaten noch ausgedehnte, fantastische Urwaldflächen mit einer beeindruckenden Biodiversität entdecken können. Hier ragen jahrhundertealte Buchen und Tannen in den Himmel, Bären und Wölfe ziehen über den Moosteppich, und im Frühling erklingen vielerorts noch immer die bizarren Balzlaute des Auerhahns.‘ (Seite 259)
Ein bißchen Wandertagebuch, vor allem aber Naturschutzappell und Bestandsaufnahme - das können die Leser*innen von Gerald Klamers "Durchs wilde Herz der Karpaten" erwarten. Klamer ist studierter Forstwissenschaftler, aber auch stark im Naturschutz engagiert - das merkt man beim Lesen des Buches. Einmal daran, dass doch so manches mal Försterlatein im Text auftaucht, wobei der Autor sich bemüht, die Begriffe laienfreundlich zu erklären. Zum anderen ist die Leidenschaft Klamers für den Erhalt beziehungsweise die Wiederanlegung von Naturwäldern spürbar.
Der Autor kritisiert die Zerstörung der natürlichen Wildnissysteme, von denen in Deutschland und Europa kaum noch was zu sehen ist. Wirtschaftswälder sind fast überall an die Stelle der alten natürlichen Wälder getreten, was dort wächst, hat mehr mit den Bedürfnissen der Holzindustrie zu tun. Inzwischen wissen wir beim Blick auf die heimischen Wälder - Gerade angesichts des Klimawandels wurde den Wäldern und der Natur kein guter Dienst getan. Ich habe da beispielsweise die durch Stürme und Borkenkäfer entstandenen Kahlflächen im Taunus vor Augen, andere sicher die Waldgebiete vor der eigenen Haustür.
Klamer reist in die Slowakei, nach Polen, nach Rumänien, um die letzten Buchenurwälder Europas zu durchwandern. Die Ukraine wollte er wegen des Krieges lieber nicht besuchen. Auf seinen Wandertouren durch Nationalparks trifft er Naturschützer und Aktivisten, private Investoren, die einen naturnahen Tourismus aufbauen wollen und Dorfbewohner, die über die Veränderungen ihrer Umwelt berichten. Von Winterwanderungen im Schnee bis zum Frühsommer beobachtet er auf seinen Wanderungen die Natur, die Pflanzen und Tiere und schlägt meist sein Zelt irgendwo im Wald auf. Da bekommt man beim Lesen Lust auf Wildnis.
Gelegentlich kann der Autor einen leicht missionarischen Ton nicht vermeiden, und seine Weltsicht ist ein bißchen schwarz-weiß: gute Naturschützer, böse Holzindustrie. Die Frage nach Arbeitsplätzen und möglichen wirtschaftlichen Alternativen in einer armen und strukturschwachen Region bleibt ausgeklammert. Auch der Zeithorizont für Veränderungen bleibt unklar - ein Wald braucht schließlich Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, um sich zu entwickeln. Faszinierend sind die Wander- und Naturbeschreibungen allemal.
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