Gerald Richter

 5 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Gerald Richter wurde 1955 in Wingendorf/Sachsen geboren, er ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Als Architekt war er in der Denkmalpflege und im Schul- und Hochschulbau tätig. Seit 2011 engagiert er sich mit der Bürgerinitiative Aktion © in Sachsen für Frieden und Toleranz, wofür die Gruppe 2013 den Sächsischen Bürgerpreis und 2015 den Chemnitzer Friedenspreis erhielt. Er ist Initiator des Kunstprojektes Chemnitzer Schulen, in dem seit 2013 Tausende Kinder und Jugendliche Banner für den Chemnitzer Friedenstag gestalten, u.a. zu Zitaten von Stefan Heym. In Workshops arbeitet er gemeinsam mit Marian Kretschmer. Richter hat die vorliegende Graphic Novel konzipiert und betextet. Richter und Kretschmer wurden für Ihr Engagement 2021 mit dem Stefan-Heym-Förderpreis ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Gerald Richter

Eine wunderbare Graphic Novel über das Leben von Stefan Heym, samt Geschichtsunterricht.

Normalerweise habe ich es ja nicht so mit Biographien. Aber ich muss gestehen, diese wunderbar gestaltete Ausgabe über den Schriftsteller Stefan Heym (bürgerlich Helmut Flieg) hat mich richtig gefesselt und aus dem Staunen nicht mehr entlassen.
Akribisch erzählt hier das Autorenduo die Lebensgeschichte von Helmut Flieg, geboren am 13.4.1913 in Chemnitz, gestorben am 16.3.2001 am Toten Meer (Israel), beigesetzt auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
Heyms Leben war geprägt von der Flucht. Zuerst musste er vor den Nazis fliehen, mit Umwegen über Prag, Österreich, Paris in die USA. Er war Schreiber, Journalist, Autor. Sein Roman „Der Fall Glasenapp“, auf Englisch „Hostages“ wurde ein Erfolg, die Verfilmung machte ihn über Nacht berühmt. Er arbeitete an weiteren Romanen, verpflichtete sich nach der Einbürgerung in Amerika zur Armee, wurde in Europa eingesetzt. Und überlebte. Doch seine Vergangenheit holte ihn auch nach Beendigung des Krieges in den USA ein. Er galt als Kommunist, und um die Fünfziger Jahre erstarkte der Rassismus in neuen Dimensionen. Er musste wieder fliehen, diesmal aus dem Exil zurück nach Europa, wo er letztendlich in der DDR hängen blieb.
Heym hatte ein sehr bewegtes Leben, hielt aber an seinen Überzeugungen und Glauben fest. Die Wogen des Lebens warfen ihn oftmals durch eine unruhige Brandung an neue Strände.
Sein öffentliches wie privates Leben wird uns sehr überzeugend auf knapp 280 Seiten dargestellt.
 Parallel zur Lebensgeschichte (mit Zitaten und Gedichten) von Stefan Heym erklärt uns Richter in kurzen, aber sehr prägnanten Textfeldern die historischen Hintergründe jener Zeiten. Seien es die beiden Weltkriege, das Erstarken der Nazis, die Politik der USA samt Verfolgungen, Korea- und Vietnamkrieg, das mörderische Stalin-Regime und dessen blutige Machtergreifung in Osteuropa und letztendlich die wirren Stationen in der DDR-Politik bis hin zum Mauerfall.

Somit wird aus einer Biographie ein Geschichtsbuch, das die wichtigsten Meilensteine perfekt und leicht verständlich zusammenfast.
Die Illustrationen sind sehr detailreich und gelungen, die Kompositionen stellen die Stimmungen perfekt dar. Man kann sich kaum sattsehen.
 Sehr gerne gebe ich  eine ganz große Leseempfehlung für dieses außerordentlich gut gestaltete Werk.

Absolut gelungenes Portrait im Zeitgesehen einsortiert

„Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu lernen“ (Stefan Heym;1989)

Ich muss gleich mit der Tür ins Haus fallen: Vor dieser grandiosen Graphic Novel konnte ich mit dem Namen Stefan Heym nichts anfangen. Ich kannte diesen Schriftsteller nicht. Asche auf mein Haupt. Liegt es daran, dass ich nicht in der DDR aufgewachsen bin? Warum ist dieser Mann in den alten Bundesländern so wenig bekannt? Umso besser, dass Gerald Richter und Marian Kretschmer das nun geändert haben mit ihrer sehr umfangreichen und tollen Graphic Novel!

Dieses Buch hat es in sich, auf 300 Seiten wird nicht nur das durch Brüche geprägte Leben des in Chemnitz geborenen Schriftstellers Stefan Heym illustriert. Auch die geschichtlichen Ereignisse, die zu diesen Umbrüchen führten, werden erklärt. Erster Weltkrieg, Hitlers Terrorregime, die McCarthy Ära, der Kalte Krieg und vieles mehr. Daher macht es das Buch umfangreich, aber eben auch für junge Leser spannend, denn alles wird historisch eingeordnet und erklärt. Daher ist diese Graphic Novel eine gute Sache für Jugendliche!

Stefan Heym war deutscher Jude und dadurch im 20. Jahrhundert stets getrieben sein Leben neu zu gestalten in absolut verzweifelten Momenten. Es gibt 9 Kapitel in denen sein Leben von der Geburt bis zum Tod erzählt wird. Wahnsinnig spannend wo es ihn überall hin verschlagen hat. Und er hat immer sein Demokratiebewusstsein gelebt und sich stark gemacht.

Bei all seiner Härte, die Stefan Heym erleben musste, gibt er uns allen Hoffnung. Wer sich einbringt, wer aufsteht und seine Werte und die Demokratie lebt und schätzt, ist Teil einer sinnstiftenden Gemeinschaft, die für alle lebenswert sein kann.

Eine wunderbarte Art einen Schriftsteller zu portraitieren, eine herausragende Persönlichkeit zu ehren und die Demokratie zu schätzen!

Ein bewegender Lebenslauf

Helmut Flieg wurde in unruhigen Zeiten ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 13.04.1913 geboren. Er war der Sohn einer einflussreichen Kaufmannsfamilie aus Chemnitz. Diese Graphic Novel berichtet von seinem Leben und seinen Erlebnissen aus allen unrühmlichen Perioden des 20. Jahrhunderts. Aus meinem geschützten und geborgenen Leben im Jahre 2024 ist es unvorstellbar, was dieser Mann alles durchgemacht hat.


Die Graphic Novel heißt nicht umsonst »Die sieben Leben des Stefan Heym«, wobei in dieser Graphic Novel gar nicht so eindeutig beschrieben wird, welches die sieben Leben sind (die Graphic Novel hat neun Kapitel). Deshalb hier ein kurzer Abriss der sieben Leben, wie ich sie empfunden habe:



  • Das erste Leben geborgen als kleines Kind und als Schüler in Chemnitz.

  • Das zweite Leben als Emigrant in Prag.

  • Das dritte Leben als Emigrant in den USA.

  • Das vierte Leben als Soldat in der Armee der USA

  • Das fünfte Leben in der Nachkriegszeit in den USA

  • Das sechste Leben wieder als Emigrant in der DDR

  • Das siebte Leben im wiedervereinigten Deutschland.


In jedem dieser sieben Lebensstationen fühlt er sich als Journalist und arbeitet auch entsprechend. Er schreibt Romane, Essay und Gedichte, aber immer auch Texte für die unterschiedlichsten Interessengruppen. Aus heutiger Sicht würde man ihn als Aktivisten bezeichnen, der niemals Müde wurde, das Unrecht anzuprangern und als Journalist auf Missstände hinzuweisen.


Ein solches Leben ist überaus komplex und kann sehr unübersichtlich sein. Hier fand ich sehr gut, wie dies in der Graphic Novel umgesetzt wurde. Ganz zu Anfang gibt es eine Legende, die darüber aufklärt, wie diese Biografie aufgebaut ist. Es wird deutlich gemacht, in welcher Zeit die dargestellten Szenen spielen, es werden geschichtliche Hintergründe beleuchtet und seine Lebensumstände beschrieben, es werden seine eigenen Texte kenntlich gemacht und es gibt natürlich die ganz normalen Sprechblasen.


Als Angehöriger der jüdischen Glaubensgemeinschaft erfährt er immer wieder Gewalt gegen sich, nur weil er dieser Gemeinschaft angehört. Später erlebt er Verfolgung, weil er vermeintlich als Kommunist sein Unwesen treibt. Da ist es erstaunlich, wie er immer wieder Kraft schöpft und immer wieder sich gegen dieses Unrecht stemmt.


Dieser bewegende Lebenslauf wird immer wieder durch expressionistische Bilder und Illustrationen untermalt. Der Expressionismus zeigt nicht immer im Detail die Ereignisse, sondern abstrahiert viel und überlässt es dem Betrachter, das passende Gesamtbild im Kopf entstehen zu lassen.


Fazit


Der Leser muss für diese biografische Graphic Novel in der passenden Stimmung sein. Es wird von viel Leid und Unrecht erzählt, das Stefan Heym widerfahren ist. Aber auch von seinem Willen, Lebensmut, sein Engagement für eine Gesellschaft, in der jeder seinen Platz findet. Der expressionistische Zeichenstil passt meines Erachtens sehr gut zu seinem Leben und zu dem, was er erlebt hat. Auf jeden Fall eine sehr außergewöhnliche und fordernde Graphic Novel.

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