Normalerweise habe ich es ja nicht so mit Biographien. Aber ich muss gestehen, diese wunderbar gestaltete Ausgabe über den Schriftsteller Stefan Heym (bürgerlich Helmut Flieg) hat mich richtig gefesselt und aus dem Staunen nicht mehr entlassen.
Akribisch erzählt hier das Autorenduo die Lebensgeschichte von Helmut Flieg, geboren am 13.4.1913 in Chemnitz, gestorben am 16.3.2001 am Toten Meer (Israel), beigesetzt auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
Heyms Leben war geprägt von der Flucht. Zuerst musste er vor den Nazis fliehen, mit Umwegen über Prag, Österreich, Paris in die USA. Er war Schreiber, Journalist, Autor. Sein Roman „Der Fall Glasenapp“, auf Englisch „Hostages“ wurde ein Erfolg, die Verfilmung machte ihn über Nacht berühmt. Er arbeitete an weiteren Romanen, verpflichtete sich nach der Einbürgerung in Amerika zur Armee, wurde in Europa eingesetzt. Und überlebte. Doch seine Vergangenheit holte ihn auch nach Beendigung des Krieges in den USA ein. Er galt als Kommunist, und um die Fünfziger Jahre erstarkte der Rassismus in neuen Dimensionen. Er musste wieder fliehen, diesmal aus dem Exil zurück nach Europa, wo er letztendlich in der DDR hängen blieb.
Heym hatte ein sehr bewegtes Leben, hielt aber an seinen Überzeugungen und Glauben fest. Die Wogen des Lebens warfen ihn oftmals durch eine unruhige Brandung an neue Strände.
Sein öffentliches wie privates Leben wird uns sehr überzeugend auf knapp 280 Seiten dargestellt.
Parallel zur Lebensgeschichte (mit Zitaten und Gedichten) von Stefan Heym erklärt uns Richter in kurzen, aber sehr prägnanten Textfeldern die historischen Hintergründe jener Zeiten. Seien es die beiden Weltkriege, das Erstarken der Nazis, die Politik der USA samt Verfolgungen, Korea- und Vietnamkrieg, das mörderische Stalin-Regime und dessen blutige Machtergreifung in Osteuropa und letztendlich die wirren Stationen in der DDR-Politik bis hin zum Mauerfall.
Somit wird aus einer Biographie ein Geschichtsbuch, das die wichtigsten Meilensteine perfekt und leicht verständlich zusammenfast.
Die Illustrationen sind sehr detailreich und gelungen, die Kompositionen stellen die Stimmungen perfekt dar. Man kann sich kaum sattsehen.
Sehr gerne gebe ich eine ganz große Leseempfehlung für dieses außerordentlich gut gestaltete Werk.