Rezension zu "Gift der Republik" von Gerd Henrich
Gift der Republik ist der erste Roman des Autors Gerd Henrich, Eigentümer und Betreiber der Berliner Humboldt-Box. Deshalb überrascht es auch nicht, dass er in seinem Buch die Geschichte des Stadtschlosses verarbeitet, die unvermeidlich auch die Geschichte Berlins ist. Vom Prunkbau bis zur Kriegsruine über den Palast der Republik, was mit dem Stadtschloss geschah, hat seine Spuren in der deutschen Vergangenheit hinterlassen.
In einem geheimen Stasi-Labor für chemische und biologische Waffen, genannt Biosphäre, entwickelt Dr. Frank Granow ein tödliches Gift. Es ist Teil einer Operation, die „geheimdienstlich verwendbare Kampfstoffe“ erforscht, und zudem Sonderkommandos in allen erdenklichen Kampftechniken, besonders aber in der Anwendung von Narkotika und Giften, ausbildet.
Mit der Wende verliert sich die Spur des aus Vietnam stammenden Wirkstoffs, bis schließlich die Tochter des Forschers, Katja Granow, es gemeinsam mit seinen Unterlagen wiederentdeckt. Natürlich ist sie nicht die Einzige, die an dem Wundermittel interessiert ist. Sowohl die kriminelle Organisation „Tschikalto“ aus Russland, als auch der IS sind ihr auf der Spur und tun alles, um das verheerende Gift in die Finger zu bekommen.
Hintergrund des Romans ist nicht nur die geplante Wiedereröffnung des Berliner Stadtschlosses, sondern auch die Entdeckung geheimer Stasi-Akten. Aus diesen geht hervor, dass die Stasi möglicherweise Spezialkräfte für Mord-und Terroranschläge ausgebildet hat.
Nicht ganz uneigennützig schafft es Gerd Henrich, das möglicherweise erschlaffende Interesse an dem Bauprojekt Berliner Stadtschloss wieder zu entfachen, indem er das Grauen des totalitären Staates mit der Angst vor islamistischen Terror verbindet. Hier kommt ihm sein beträchtliches Geschichtswissen zugute. Der Leser wird gekonnt durch die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts geführt. Trotz der vielen Ortswechsel kann man der Handlung aber mühelos folgen. Besonders die Zeit- und Ortsangaben vor jedem Kapitel tragen zur Verständlichkeit bei.
Auch wenn diese Beschreibung zunächst wie eine Geschichtsstunde anmutet, ist der Thriller, ganz dem Namen entsprechend, mitreißend. In puncto Nervenkitzel und Spannung enttäuscht er nicht. Das Szenario, das Henrich im zweiten Teil des Romans entwirft, mag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch fern gewirkt haben, ist aber spätestens seit November 2015 in greifbare Nähe gerückt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Abgesehen von der Sprache, die nicht weiter bemerkenswert ist, wäre mein einziger Kritikpunkt die stellenweise Konstruiertheit der Handlung. All die geschichtlichen Fakten und Ideen können schließlich nur mit ausreichender Planung untergebracht werden.