Rezension zu "Papa hat dich lieb" von Gerd J. Merz
Ein Thema, was immer wieder erschreckend ist und auch nicht weniger aktuell wird - Kindesmissbrauch. Der Autor des Buches "Papa hat dich lieb" hat sich hier an eine sehr komplexe Sache herangemacht und daraus einen Krimi geschaffen, der es in sich hat.
Angelikas Freundin Eva verschwindet von einem Tag auf den anderen. Sie macht sich sehr große Sorgen und stachelt ihre Mutter Maike an, ihr zu helfen, mehr herauszufinden. Maike ist zwar erst skeptisch, macht sich dann aber doch auf die Suche nach Antworten. Der Mofahelm von Eva wurde vor dem Haus ihrer Klavierlehrerin gefunden, was doch ein Ansatzpunkt wäre, doch die Polizei tut nichts. Eva ist volljährig und somit nicht zu suchen, es könnte ja auch sein, dass sie freiwillig abgehauen ist. Mithilfe von Evas Klavierlehrerin und eines guten Freundes, der EDV-Freak ist, findet Maike einiges heraus, unter anderem auch, dass Eva Kindesmissbrauch erfahren musste...
Der Autor wagt sich hier an ein hochaktuelles und nicht oft in den Mund genommenes Thema. Es treibt einem jedes Mal einen Schrecken ein, wie oft so etwas passiert, wenn man sich dies mal vor Augen führt. Die Personen in diesem Krimi sind so klar gezeichnet, dass man sie direkt vor sich hat. Man wünscht sich, dass es ein gutes Ende nimmt und fragt sich, ob Eva wohl selbst abgehauen ist oder ob sie beseitigt wurde, böse gesagt. Und wer macht die Tonbandaufnahmen, welche einem gleich zu Anfang geliefert werden? Mit jeder Zeile wird es einem klarer und man kann es sich denken, vor allem sind hier noch einige erschreckende Handlungen am Zuge, umso mehr man liest. Es gibt Leute, die möchte man gar nicht treffen und es gibt so vieles, was man nicht versteht und dann doch auf irgendeine Weise.
Auch in einem Krimi wie diesem, mit einem verstörenden Thema, fehlt der Humor der agierenden Charaktere nicht. Ob der Autor hiermit das Thema etwas abschwächeln möchte, kann man nicht sagen, es wirkt aber auf keinem Fall fehl am Platze.
Der Schreibstil macht es leicht, von Zeile zu Zeile zu springen. Das Thema, so erschreckend es auch ist, ist hochinteressant und sollte uns alle interessieren, da es jede paar Minuten unter uns passiert. Das Buch regt zum Nachdenken an und lässt uns einiges überdenken. In diesem Krimi wird einfach alles behandelt - über Liebe, Pubertät und auch das eigentliche Thema: der Kindesmissbrauch. Es ist rücksichtsvoll und doch schonungslos geschrieben, manches lässt einen die Augenbrauen hochziehen und anderes weckt einen auf. Der Autor hat hier in jeder Hinsicht gut gearbeitet und sich sehr gut informiert.
Für mich war es, trotz des Themas, bei welchem viele die Augen und Ohren verschließen, ein sehr spannender Krimi. Ein ernstzunehmendes Thema zwar, welches der Autor aber mit viel Spannung und auch zwischenmenschlichen Problemen gemeistert hat. Für mich steht hier außer Frage, dass das Buch ohne wenn und aber weiterempfohlen werden kann. Daumen hoch für das Werk des Autors!