Hach ja – langsam aber sicher kommt man in ein Alter, in der die Senioren-Residenz näherliegt als die Zeit im Kindergarten ha ha ha.
Da passt es sich gut, dass Marianne Labisch und ein paar ihrer Kolleg:innen einen Episodenroman namens „Die Residenz in den Highlands“ geschrieben haben. Es ist also kein klassisch durchgängiger Roman, sondern eine Aneinanderreihung von Geschichten, die in dieser Residenz spielen. Manche Figuren wie etwa die Leiterin der Residenz, Lady Banshee de Lily oder Doktor Lazarus und auch der Manager Angus Mackay haben regelmäßige Auftritte in den ansonsten „freien“ Geschichten von Sascha Dinse, Ansgar Sadeghi, Vincent Voss, Andreas Flögel, Gerd Scherm, Regina Schleheck, Anja Bagus, Thomas Heidemann, Enzo Asui, Rainer Schorm, Christian Künne, Verena Jung, Hans Jürgen Kugler, Michael Schmidt, Karin Reddemann und Eska Anders.
Einige dieser Autor:innen kenne ich schon aus anderen Anthologien aus dem p.machinery-Verlag, bei dem auch „Die Residenz in den Highlands“ erschienen ist. Mittlerweile weiß man(n), auf welche „Pappenheimer“ man sich verlassen kann – sprich: man erwartet Qualitätsware und erhält Qualitätsware. Wer das ist, verrate ich hier nicht – ich will keinen übervorteilen oder ausschließen. Denn jeder, der das vorliegende Buch liest, wird eh andere Favoriten haben als ich zum Beispiel.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz sind ein bunter Haufen kurioser, aber durchaus mitunter liebenswerter Lebewesen. Wir treffen den zunächst griesgrämigen Butzemann, einen Mortadella fressenden Kater, Meerjungfrauen und Kraken, Vampire und selbst der Tod bewirbt sich in der Residenz; ob er angenommen wird – nun, das solltet ihr selbst lesen.
Wie beim p.machinery-Verlag üblich wird jede Geschichte von zumeist gelungenen Illustrationen von Gerd Scherm begleitet – auch hier gilt: jede:r wird seine Favoriten haben. Es bringt in jedem Fall immer eine nette Abwechslung rein!
Wer sich von Lady Banshee de Lily´s erstem Satz
„Eigentlich sollte ich Sie bitten, das Buch zuzuschlagen, es auf die Seite zu legen und nie wieder einen Blick hineinzuwerfen, aber da Sie nun schon einmal Geld dafür ausgegeben haben, wird meine Bitte aller Wahrscheinlichkeit nach ungehört verklingen.“ (S. 4)
nicht abhalten lässt, der Residenz einen literarischen Besuch abzustatten, wird für ein paar Stunden nach Schottland versetzt – inklusive Whiskey (ein leckerer Single Malt z. B. bei der Lektüre sollte möglich sein *g*) und dürfte zum Gedanken beitragen, mal wieder persönlich nach Schottland zu fahren – obwohl: auch da hat die Lady eine Warnung an die Leserinnen und Leser:
„Eins noch: Kommen Sie bloß nicht nach Shegra, um meine Gäste, Doktor Lazarus oder mich kennenzulernen! Wir leben hier unbehelligt von der Öffentlichkeit und möchten das beibehalten. Die Dorfbewohner sind auf unserer Seite und werden Ihnen niemals den Weg zur Residenz weisen.“ (S. 183)
4* und eine klare Leseempfehlung!
©kingofmusic