Rezension
Von den Wirren der Oktoberrevolution 1917, über die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges 1945 bis in die Gegenwart, von Sankt Petersburg, über München, Bogota und Medellin, das Amazonas-Gebiet, Moskau und Sibirien, legt Gerd Schilddorfer in seinem ersten Solo-Roman einen Ritt durch Zeitgeschichte und über Kontinente par excellance hin.
Vier Männer flüchten kurz vor Ende des Krieges mit einer geheimnisvollen Fracht aus Deutschland. Sie trennen sich und gelangen schließlich nach Südamerika. Später beginnt jeder von ihnen ein neues Leben in einem neuen Land. Nur Paul Hoffmann weiß, um was es sich bei der Fracht handelte, doch der bewahrt das Geheimnis bis zu seinem unmittelbar bevorstehenden Tod und sendet drei mit kryptischen Hinweisen versehene Brieftauben auf den Weg an seine drei Kriegskameraden.
Der Pilot und Abenteurer John Finch übernimmt von einem der noch lebenden Empfänger den Auftrag, mit dessen Enkelin Fiona Klausner die anderen zu suchen und zu ihm zu bringen. Als der Auftrag erledigt scheint, werden die beiden überlebenden Kameraden getötet und von da an begeben sich die beiden mit Georg Gruber, dem Sohn eines der vier Flüchtlinge, einem geläuterten Auftragskiller aus Medellin und dessen stummen Gehilfen auf eine abenteuerliche Jagd. Unbekannte Mächte, die keine Skrupel kennen sind dem ungewöhnlichen Team dabei immer dicht auf den Fersen.
Auf fast 700 Seiten galoppiert der Autor von einem Handlungsstrang zum nächsten und eröffnet immer wieder neue. Die Zusammenhänge sind sehr lange nicht klar und die Hinweise sehr sparsam gestreut. So überspannt Schilddorfer den Spannungsbogen ein ums andere Mal und verirrt sich kapitelweise in Exkursen über zeitgeschichtliche, medizinische und wissenschaftliche Themen, die Beschreibung von Orten und Landschaften oder in Nebenhandlungen, die den Thriller nicht weiter voran bringen, die den Eindruck erwecken, der Autor wollte einfach zu viel eigenes Wissen und Erlebnisse in dem Thriller unterbringen. Auch wenn man „Falsch“ eine gewisse Spannung nicht absprechen kann, so hätten 200 Seiten weniger dieser kein Abbruch getan. Insgesamt kein literarisches Kunstwerk, aber dennoch ein solider Thriller.