Gerd Umhauer

 4,1 Sterne bei 12 Bewertungen

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Cover des Buches Töten üben (ISBN: 9798736916351)
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Rezension zu "Töten üben" von Gerd Umhauer

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Verwegene Typen, explosiver Inhalt, waghalsige Aktionen

Ein riesiges Polizeiaufgebot, mehrere Sokos, die Mitarbeit hunderttausender Bürger, die Ausschöpfung aller Mittel der Verbrecherjagd,- doch die 12-jährige Tochter von Kommissar Kolsky bleibt verschwunden. Der Vater sucht so besessen weiter, dass er dabei verrückt wird und in der Psychiatrie landet. Mit Hilfe eines Ex-Agenten gelingt ihm die Flucht aus der Anstalt, um auf eigene Faust sein Kind zu suchen, denn er wurde vom Dienst suspendiert. Unterdessen kommen mehrere Männer gewaltsam zu Tode, wahr­scheinlich ermordet. Die Medien berichten von Rache­schwa­dronen. Nachdem einem zehnjährigen Mädchen, das ebenfalls entführt worden war, schwimmend die Flucht durch die Isar gelingt, steht die Sonderkommission kurz vor dem Zugriff des mutmaßlichen Entführers. Doch dann wird die Soko-Leiterin erstochen aufgefunden. 

 (Klappentext)

 Wer würde da nicht verrückt werden? dachte ich, als ich den Prolog las. Aber für Kommissar Kolsky kam es schlimmer. Er wurde vom Dienst suspendiert, endete im Wahn und kam in die Psychiatrie. Der nach eigener Aussage „härteste Hund der Kriminalgeschichte“ wusste sich jedoch zu helfen und floh aus der „Klapse“, um seine entführte Tochter zu suchen. Als er sich unter wechselnden Identitäten ohne Dienstmarke auf die Verbrecherjagd mach­te, begannen die Überfälle und Morde auf mutmaßliche Täter. Ein Mann nach dem anderen wurde zusammen­geschlagen und starb wenig später auf mysteriöse Weise. Hatte der Ex-Kommissar etwas damit zu tun? Oder die Medizin­studentin mit den zwei Persönlichkeiten, selber ein Opfer von mehr­fachem Kindesmissbrauch, die im Traum töten übte? Gehörte der Ex-Kommissar zu den Rache­schwadronen, von denen die Medien berichteten? Trotz der Gewalttaten, trotz aller Unterstützung durch Kolskys Kripo­kollegen, einen Ex-Agenten, einen gewitzten Reporter blieb Kolskys geliebte Tochter verschwunden. Ich fie­berte und rätselte wie jemand, der selber auf Verbrecher­jagd geht. Der Nervenkitzel schwoll an, als einem entführten Mädchen schwim­mend die Flucht gelang und dabei eine Kripo­beam­tin erstochen wurde. Endlich kommt dann von mehreren Seiten eine Welle in Gang, die meine aufgepeitschten Gefühle belohnte, wenn auch nicht ganz ohne Tragik.

Welche Akteure haben mich beeindruckt? 

Neben dem Ex-Kommissar, den seine Ehefrau sogar zu einer Wahrsagerin mitnahm, die Medizinstudentin Lena, die der jahrelange Missbrauch zum Kickbox-Champion machte. Ihr Hund Tarzan, der bei Alpträumen von Frauchen aufs Bett sprang, um ihr beizustehen. Sodann das Missbrauchsopfer Anja Temeli, deren Horror-resistenter Humor die Ermittler schach­matt setzte. Und der Boulevard-Reporter Bamberger, der in seinem wunderbaren Schweizer Deutsch alle zum Reden brachte.

Was hat mir die Lektüre noch gegeben?

Packend fand ich das Familiendrama, das sich bei Kommissar Krauthammer, dem Nachfolger Kolskys, abspielte, und wie die Beteiligten damit zurechtkamen.

Fasziniert hat mich Kolskys Besuch bei der steinalten Wahr­sagerin Arcana, die per Trance, geheimnisvollen Akupunktur­nadeln (im dritten Auge) und Tarot dem Haudegen eine Glücksgöttin attestierte.

Etwas über Menschen zu erfahren, die mit mehreren eigenständigen Persönlichkeiten leben („dissoziative Identitätsstörung“), stimuliert mich immer noch, vor allem zu erleben, was da alles passieren kann (habe mehrere Semester Psychopathologie studiert).

Resumee

Ich bin kein Fan reißerischer Spannung. Viel mehr interessiert mich geballter Inhalt. In Töten üben gibt es mehrere Spannungsbögen und verwertbares Wissen. Jedes Kapitel ist für sich genommen informativ, manche proppenvoll mit schillernden Typen (statt Langweilern), „Action“ und fetzigen Dialogen (statt Gelaber). Sogar Esoterik-Freunde (wie ich) kommen voll auf ihre Kosten. Von der Sorte Thriller kann ich zwanzig lesen, und zwar hintereinander.

Deshalb die 5 Sterne.

Gedankensalat

Wo kommen die Gedanken her? Denken wir mit der Seele? Und wo ist sie eigentlich, die Seele? Fragen über Fragen ... 

Ein Buch, dass zum nachdenken anregt. Gerd Umhauer, ein Autor mit speziellem Schreibstil, jedoch einem, der fesselt, packt und einen "umhaut". 

Wenn Seele nur ein Wort ist, wo sind dann die Beleidigungen? Im Denken? Im Gedächtnis? In der Sprache? Im Gefühl? Löschen Entschuldigungen Beleidigungen? Wie oder warum und wo? Warum sind die Fragen nicht einfach? (Zitat Seite 121)

Die Fragen stimmen doch! Woher kommen die Worte? Die Gefühle? Wer setzt sich damit auseinander? Es ist doch einfach selbstverständlich - aber nichts ist selbstverständlich!

Wenn Seele nur ein Wort ist, Gott nur ein Gedanke, die Welt nicht existiert: Was ist dann mit dem Ich? Dann gibt es das ja auch nicht. Da haben wir den Salat! (Zitat Seite 157)

Wieso dürfen "nur" Kinder fragen? Auch Erwachsenen sollten das Recht haben zu grübeln und zu philosophieren. 

Fazit: Vieles ist selbstverständlich und doch verstehen wir es tief in unserem Herzen nicht. Man sollte sich öfters fragen, woher kommen die Worte und Gefühle? Man sollte mit anderen Augen durchs Leben gehen. Man sollte auch als Erwachsener mutig sein und das "Kind der Fragen" nicht verlieren. 

Denkbegeisterung

Zusammenfassung

En Buch das so viel Denkbegeisterung und Motivation bei meinen beiden Töchtern (12 und 13,5) ausgelöst hat, dass sie jetzt Musiknoten und Gitarre spielen lernen (statt dem Ego-Wahn auf Instagram zu huldigen), und die eine Songwriterin, die andere Ärztin werden will (wie Deepa in dem Buch).

Denkbegeisterung

In dem Buch gibt es zwei Handlungsstränge. Im einen erleben Leser mit, wie die 12- bis 14-jährigen Mädchen und Jungs ihre Eltern beeinflussen, interessieren und anregen und gewaltig durcheinander wirbeln. Im anderen Handlungsteil philosophieren sie im Winter­garten eines Uni-Professors gemeinsam über die spannenden Rätsel des Lebens. Vor allem über die Geheimnisse von Denken, Fühlen, Wollen, Bewerten, dem eigenen Ich, der Seele, der Selbstreflexion und der Aufmerksamkeitslenkung. Dies geschieht meistens mittels Geschichten von Jugendlichen, in denen Probleme, Konflikte, Gefühle und Impulse, Erwartungen, Leistungen und Erfolge ineinander verwoben sind.

Anfangs habe ich meinen beiden Kindern nur die Geschichten vor­gelesen von dem traurigen Hänsel und der cleveren Gretel und die von Karline, die zusammen mit ihrer Freundin Zoe und ihrem älteren Bruder ihr Ich entdeckt, und sie gefragt, was und wie sie darüber denken. Das war dann spannend genug, dass sie wissen wollten, was Jutta, Alex, Lilly, Michael, Lena & Co gefragt, gedacht und mit dem Professor durchgekaut haben.

Schon nach dem zweiten Mal wollten sie, dass ich alles vorlese, weil die 12 bis 14-jährigen Mädchen und Jungs mit ihrer Denkbe­geis­terung ihre Eltern und Großeltern durcheinander wirbeln. Und das ist wie ein interessantes Buch im Buch.

Einmal erzählte der Professor, dass er als Globetrotter in Pakistan die 12-jährige Deepa meditierend im Krankenhaus-Garten angetroffen habe, nachdem sie gerade ihre beiden Eltern in einem Zugunglück verloren hatte und von schlimmen Verletzungen und starken Schmerzen genesen war. Dieses Mädchen hat mit Hilfe der Hebamme des Krankenhauses und einem deutschen Gast-Arzt während ihrer Leidenszeit Gitarre spielen, Musiknoten schreiben und Komponieren gelernt und gegen ihre Schmerzen zu singen und zu meditieren versucht und so überleben gelernt. Später wurde sie Ärztin und praktiziert heute in einer Klinik in Shanghai.

Allein diese Geschichte, in der der Professor mit den Kindern über Selbstbeobachtung, Selbstreflexion, Werte, Interessen und Talent philosophiert, hat meine beiden Töchter so motiviert, dass sie erstmal Instagram beiseitelegen, Gitarre spielen lernen und mir Löcher in den Bauch fragen, wie man Songwriterin und Ärztin wird (denn damit hat Deepa ihr Medizinstudium verdient). Plötzlich ist Musiknoten lesen und schreiben „easy“ und Singen und Gitarre lernen wichtiger als die Schule.

Überhaupt motiviert das Buch am laufenden Band, auch mich. Und ich habe viele Dinge zum ersten Mal begriffen: dass es keine Welt gibt, kein Nichts, kein Ich, keinen Himmel, keine Null, aber dass wir sie denken können. Ich habe fasziniert gelernt, wie und warum Werte, Motive und Inte­ressen uns belohnen, wenn wir sie praktizieren. Wie man für sein Glücksempfinden selber sorgen kann und so weiter.

Deswegen sind die 5 Sterne obligatorisch.

Gespräche aus der Community

Hallo Thriller-Fans,

eine junge Frau verschwindet – geistert durch die USA – wird überfallen – landet in kalifornischer Klinik – flieht zu Navajo-Indianerin - findet in ritueller Trance ihre Seele wieder – dann ist ihr Ehemann verschollen – mit ihrer Freundin kämpft sie sich durch Wahn, Hypnose, Trance, Gedächtnis­verlust.

THRILLING

Wenn ihr Lust habt, der Hauptperson Julia und ihrer Freundin Angela von München nach Kalifornien, London und Österreich zu folgen, dann bewerbt euch jetzt: Der Verlag verlost zehn Taschen­bücher von GLÜCKSVERNICHTER.

 Bewerbungsschluss: 31. 5. 15.

Bitte schreibt in eure Bewerbung, was ihr über Cover und Titel denkt.

95 BeiträgeVerlosung beendet
Athene100776s avatar
Letzter Beitrag von  Athene100776
Mein Buch ist tatsächlich angekommen, keine Ahnung in welchem Verteiler es so lange lag, aber es wurde nachverpackt. Werde nächste Woche mit dem Buch starten.

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