Anja Kixmöller spielt eine zentrale Rolle in diesem Thriller. Am Anfang dachte ich, sie wäre um die Achtzig, eine senile Frau, die eine geistige Rückentwicklung hat, die einen geblümten Einteiler trägt und nachts ihre Zähne in ein Glas einlegt. Sie lebt nur noch vor sich hin, um irgendwann lautlos zu sterben. Diesen Eindruck hat sie bei mir hinterlassen.
»Sie hieß Anja Kixmöller, ihr Alter gab sie mit 44 Jahren an.«
Ja, die Autorin hat ihr Alter am Anfang erwähnt. Sie hat sogar so ein Personenverzeichnis erstellt, gleich in den ersten Seiten, die alle Figuren aufzählt wie in einem Kinderbuch und ihre Rollen erläutert, als würde das genügen, um eine Figur zu beschreiben. So etwas baut man in die Geschichte ein und verflechtet es mit der Handlung, damit die Figuren funktionieren.
Ich habe das Personenverzeichnis übersprungen, ich habe ihr Alter sogar am Anfang nicht richtig mitgekriegt, weil die Figur so lächerlich beschrieben wird, dass ich nicht anders konnte, als eine alte Oma in meiner Fantasie zu zeichnen. Als hätte die Autorin ihre 40er-Jahre übersprungen und wäre plötzlich achtzig gewesen. Als wäre man mit Vierzig nicht in der Blüte des Lebens, sondern hätte ausgelebt. Außer natürlich man hat einen Schwanz. Denn jede ältere männliche Figur wird so beschrieben, als würde er gerade erst anfangen zu leben.
»Der ermordete Simon Haussler war ihr Vermieter gewesen, ein ruhiger, gebildeter Mann, 51 Jahre«
Als würde die Autorin keinen Thriller schreiben, sondern den Polizeibericht abtippen!
»Sima tat, als müsse sie sich schütteln und versuchte, Abstand zu Heiko zu halten, denn wie immer, wenn sie sich trafen, knisterte es zwischen ihnen.«
Beim Lesen habe ich von diesem Knistern nichts gefühlt. Das ist so ein Satz, der hingeworfen und wieder völlig vergessen wird. Wie fühlt sich dieses Knistern an? Was fühlt die Figur bei diesem Knistern. Zittert sie? Wird sie nervös? Starrt sie ihn ständig an und vergisst, was er sagt? Was passiert, wenn es knistert? Das zeigt uns die Autorin nicht. Überhaupt ist sie nicht in der Lage, irgendwelche Gefühle zu beschreiben, sondern macht so einen großen Bogen um die Gefühle, dass keinen Moment lang Spannung entsteht.
Sogar als der Mörder wegen Einträge auf Facebook wütend wird, kriegt man von dieser Wut nichts mit. Die Autorin zeigt diesen Zorn nicht, dieses mächtige Gefühl, das einem die Innereien zusammenpressen kann, das im Herzen pocht und bis zum Verstand alles rationale verbrennet und man plötzlich sich nicht mehr halten kann, weil jede einzelner Muskelfaser eine Handlung verlangt, einen Gewaltakt, einen Ausbruch und man doch nicht anders kann, als sitzenzubleiben, zu atmen und nichts zu machen!
Dadurch verliert jede Figur seine Glaubwürdigkeit, die Szenen funktionieren nicht, die Handlung wird ausgebremst. Außerdem gibt es keinen Spannungsbogen. Obwohl es ein Kriminalroman ist, ein verdammter Thriller, der einem Mörder hinterherjagt! Es wird so eintönig und einsilbig erzählt, als würde ich eine Zusammenfassung von einem Mord lesen, unterteilt in einzelne Zeitabschnitte ohne eine Spur von Leidenschaft, ohne eine Liebe für die Schrift, ohne ein wirkliches Talent. Ich kann getrost behaupten, dass die Autorin bloß schreibt, um sich als Autorin vorstellen zu können. Es ist lächerlich, es ist schlecht, es ist eine Beleidigung für jeden seriösen Autor, der seine Seele für dieses Handwerk geopfert hat und die Autorin sollte sich schämen, dass sie auch noch Geld dafür verlangt!
Wenn eine Autorin damit flext, dass sie schon über zwanzig Bücher geschrieben und erfolgreich veröffentlicht hat, erwartet man doch, dass sie ein gewisses Talent besitzt, dass da eine Liebe im Handwerk ist, aber diese Frau kann nicht schreiben und ist Jahrzehnte davon entfernt, dieses Handwerk irgendwie zu erlernen. Vermutlich hat sie das mit dem Lernen längst aufgegeben und glaubt, sie würde pures Gold schreiben. Einfach nur lächerlich.
Man soll ein Cover nicht mit dem Inhalt vergleichen und dieses Cover ist echt mies, als hätte es die Autorin mit MS-Paint gemacht oder gleich mit Excel. Aber hier ist das Cover viel besser als das Buch selber. Bei weitem besser.