Rezension zu "Im Seitenwechsel" von Gerhard-Holger Runkel
Vor dreißig Jahren ging die DDR im allgemeinen Jubel unter. Da ist es gerade wichtig, sich daran zu erinnern (oder neu zu erfahren), wie es damals war, 16 Jahre alt und Bürger der DDR zu sein. In seinem stark autobiographischen Jugendroman Im Seitenwechsel lässt uns Autor Gerhard-Holger Runkel den grauen DDR-Alltag durch die Augen des 16-jährigen Gunnar Mechlenburg erleben, der sich in die gleichaltrige Gabi verliebt, ohne zu ahnen, dass ihr Stiefvater ein Stasioffizier ist, der den unangepassten Gunnar längst ins Visier genommen hat. Während die jungen Liebenden von einem freien, selbstbestimmten Leben träumen, schließt sich ein Netz von Verlogenheit und Intrige immer enger um sie, bis Gunnar nur noch einen Ausweg sieht: die lebensgefährliche Flucht in den Westen. Im ersten Teil etwas langatmig erzählt, gewinnt der Roman zunehmend an Spannung, und der letzte Teil reißt den Leser förmlich mit. Eine authentisch wirkende Jugendgeschichte aus den 70er Jahren des 'ersten deutschen Friedenstaates', die mit beklemmender Nüchternheit die Banalität des Bösen dokumentiert.