Gerhard A. Ritter, 1929 geboren und vor wenigen Wochen verstorben, wuchs in Berlin auf und war als Geschichtsprofessor an der FU Berlin, in Münster und am Ende seiner wissenschaftlichen Karriere zwanzig Jahre lang in München tätig. Die Kosten der Wiedervereinigung beziffert der Historiker in diesem Buch so genau wie möglich, in Euro und Cent, und dieser Ansatz erweist sich als extrem verdienstvoll.
Erfreulicherweise richtet er seinen Blick auch auf die Zeit nach den unmittelbaren Verhandlungen zum Staats- und Einigungsvertrag. Er zeigt strukturelle Krisen und bestehende Schwächen der alten Bundesrepublik, die durch die Wiedervereinigung verschärft wurden. Er geht auch auf weiterhin und bis heute bestehende Nachteile im Osten ein.
Zu den Stärken des Buches, das den Fokus auf die Sozialpolitik legt, gehört auch der Blick auf die Handelnden: Ritter hat für seine Recherchen etliche Interviews mit ihnen geführt, am Ende des Buchs gibt er einen sehr nützlichen, Lexikon-artigen Überblick zu mehr als 100 der wichtigsten Akteure und ihrer damaligen Funktionen. http://www.shitesite.de/2015/06/27/durchgelesen-gerhard-a-ritter-der-preis-der-deutschen-einheit/