Hätte ich dieses Buch nicht gelesen, hätte ich wohl nie etwas über das Schicksal der Issei und Nisei erfahren. Die Eltern der Autorin zählen zu den Issei – so bezeichnet man die erste Generation der Japaner, die in die Vereinigten Staaten auswanderten – und ließen sich in Kalifornien nieder.
Uchida beschreibt zunächst ihre Kindheit und schildert sehr offen ihren Zwiespalt als japanischstämmige Amerikanerin. Sie fühlt sich wie eine Amerikanerin und möchte als vollwertiges gesellschaftliches Mitglied akzeptiert werden, ist aber durch die Erziehung auch durch japanische Werte geprägt. In beiden Nationalitäten fühlt sie sich wegen der ausländerfeindlichen Haltung minderwertig und flüchtet sich in die Gesellschaft und studentischen Aktivitäten der Niseis, um möglichst wenig anzuecken.
Das arglose Leben hat mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 ein jähes Ende. Yoshiko Familie wird – wie weitere etwa 120.000 japanischstämmige Amerikanner/innen– als feindliche Ausländer eingestuft. Innerhalb weniger Tage müssen sie ihre Wohnung ausräumen und werden in ein Sammellager in Tanforan verfrachtet und in Pferdeboxen untergebracht.
Da die Autorin aus erster Hand berichtet, kommt es einem vor, als wäre man selbst vor Ort. Sie schildert die menschenunwürdigen Lebensbedingungen, die dürftigen Lebensmittel, mangelnden Waschplätze und die permanente Wehrlosigkeit. Ich hatte befürchtet, dass mich die Lektüre so schockiert und deprimiert, dass ich nicht mehr weiterlesen kann. Doch das Gegenteil war der Fall: Ich war sehr betroffen, aber auch voller Respekt, wie die Erzählerin es schafft, das Beste aus der Situation zu machen, das Lagerleben so sinnvoll wie möglich zu gestalten und sogar einige glückliche Momente zu genießen.
Man könnte meinen, dass sich die Lage kaum verschlimmern kann, doch genau das trifft ein, als die Internierten von Tanforan in ein anderes Lager in Utah überführt werden. Hier werden sie zusätzlich durch Sandstürme geplagt. Auch hier schreibt Yoshiko Uchida wieder so lebendig, dass ich förmlich die Sandkörner auf meiner Haut spüren konnte.
Die Autorin vermittelt durch ihren Bericht den nachfolgenden Generationen nicht nur eine sehr wichtige historische Begebenheit in der japanisch-amerikanischen Geschichte, sondern verdeutlicht auch, wieviel Menschlichkeit und Gemeinschaftsgeist in größter Not bewirken können.