Cover des Buches Kaiser, Kraut und Kiberer (ISBN: 9783839244425)
Rezension zu Kaiser, Kraut und Kiberer von Gerhard Loibelsberger

Grenzenlose Mordgeschichten.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Wieder einmal wunderbar skurrile Krimikost aus Wien.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

Die neuen Mordgeschichten des Autors Gerhard Loibelsberger, die einen Zeitbogen über die ersten Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts schlagen, spielen sich diesmal recht "international" ab - die Ermittlungen führen nicht nur ins alte Wien sondern ebenso nach Freiburg und ins romantische Venedig. Wieder einmal lässt er seine spannenden Kriminalstorys mit viel Lokalkolorit vor interessanten Hintergründen ablaufen, eingebunden in interessante Milieustudien, die mit vielen typischen Wiener Ausdrücken untermalt sind und daher ungemein authentisch wirken. Natürlich hat er - eingedenk des Lesers Unkenntnis - ausreichend Fußnoten angefügt und ein Glossar hintangestellt, sodass dem Verständnis der deftigen Sprache nichts im Wege steht.

Der Kommissar Joseph Maria Nechyba ist eine wunderbar charaktervolle Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, mit einer glücklichen Beziehung zu seiner geliebten Aurelia und einer Vorliebe für landestypische Gerichte, die er sich genussvoll und ausführlich zu Gemüte führt, nicht ohne sie mit den dazu passenden, köstlich-frischen Getränken zu flankieren.

Seine Ermittlungsmethoden sind ausgefallen, nicht zimperlich in der Ausführung und ungemein erfolgreich in ihrer Wirkung. Ganz gleich, ob er in einer Einbruchssache beim Juwelier Löwenstein ermittelt und über der Suche nach dem Mörder des Bernhardiners Max seine Krautrouladen im Ofen vergisst oder aus dem Fenster seines Lieblingscafés Aloysius von Schönthal-Schrattenbach erblickt. Da hält den Polizisten Nechyba gar nichts mehr. Nicht seine Freunde Leo Goldbach, Scharfrichter Lang oder der Cafétier Kratochwilla, noch seine geliebten Tarock Karten. Hier ruft die Pflicht und lässt ihn hinterher eilen. Auch wenn er den Täter dank widriger Transportmittel nicht zu fassen bekommt, und die Fluten des Donaukanals das Urteil über Aloysius sprechen müssen - seinen Hut stromabwärts strudeln zu sehen kann auch Genugtuung für einen Polizisten sein. Selbst die verspätete Hochzeitsreise nach Venedig lässt den mitreisenden Leser schmunzeln, wenn mitten am Rialto zwei Wiener auf zwei Berliner treffen, mit denen man zwar keine Buletten aber "Nudeln mit Tunke" essen kann. Originell und "loibelsbergerisch".

In Nechyba zeichnet er hier einen einmaligen, ausgefallenen "Kiberer", den der Leser so schnell nicht vergessen wird - ebenso wenig wie die ihn umgebenden Protagonisten, die ausnahmslos typvoll und authentisch wirken.

Dynamik und Lokalkolorit machen solche Wiener Impressionen zu einer besonderen "Krimi-Delikatesse".

Wieder möchte ich - ebenso wie für den "Todeswalzer" - gerne alle Sterne vergeben und mich für den exzellenten wienerischen Lesegenuss bedanken.

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